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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Julie schon vom letzten Mal. Leung Jan erklärte wie vor jedem Kampf erneut die wichtigsten Regeln; natürlich war es in einem Übungskampf nicht erlaubt, gegen den Kehlkopf zu schlagen, auch Tiefschläge waren untersagt.
    Zuerst kämpften zwei Mädchen, die Julie kaum kannte. Danach war Mathys an der Reihe. Er rang mit einem Jungen, den Julie ebenfalls nicht kannte. Mathys gewann ganz eindeutig; kein Wunder, schließlich übte er in jeder freien Minute. Julie nickte dem verschwitzten, aber strahlenden Mathys anerkennend zu, als er sich wieder zu ihr setzte.
    Leung Jan zeigte nun erst auf Julie – und dann auf Tonia. Julie schluckte. Es war nicht so, dass sie vor Tonia große Angst hatte. Trotzdem wollte Julie nicht gegen sie antreten müssen. Leung Jan hieß die Schüler bewusst ab und an in ungleichen Paarungen kämpfen, weil sich so der Stress eines echten Kampfes für den schwächeren Schüler nachahmen ließ. Julie hatte Swantjes Gefährtin schon einmal kämpfen gesehen: Der Kampf war brutal und unsauber gewesen. Aber Julie hatte keine Wahl; sie würde bestimmt nicht kneifen und sich vor Mathys und den anderen blamieren. Also zog sie sich beherzt Kopf- und Handschützer an und ließ sich von Leung Jan in das gepolsterte Wams helfen. Nervös wartete sie auf der Matte auf ihre Gegnerin. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde Julie zappeliger. Endlich war auch Tonia angezogen; von ihrem Gesicht war in dem Lederhelm nicht viel zu sehen, aber ihre Augen funkelten kampfeslustig. Julie versuchte, dem Blick standzuhalten. Endlich hob Leung Jan den Arm, wenn er ihn wieder senkte, war das das Zeichen zum Angriff.
    Noch bevor der Arm ganz unten war, stürzte Tonia sich auf Julie. Sie traktierte ihre Rivalin so mit Tritten und Schlägen, dass Julie sich für einen kurzen Moment abwandte. Einige der Treffer taten trotz der Polsterung weh; Julie brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass Tonia absichtlich genau auf die Schwachstellen des gepolsterten Wamses schlug. Da, wo der Stoff Nähte hatte, war kaum Füllung. Tonia kämpfte, seit sie klein war in solch einer Ausrüstung und wusste genau, was sie tat. Julie biss die Zähne zusammen. So gut es ging wehrte sie sich, ihre Schläge wurden immer gezielter. Und langsam war es Tonia, die zurückwich. In diesem Moment verdunkelte die Gestalt von Chris den Eingang. Leung Jan schaute auf und nickte Chris zu. Während Leung Jan „Ich komme gleich“ sagte und abgelenkt war, schlug Tonia blitzschnell mit der Handkante auf Julies Kehlkopf. Als Leung Jan sich wieder den Kämpfenden zuwandte, war die fiese Attacke schon vorbei.
    Der Schmerz war atemberaubend. Für einen Moment hatte Julie das Gefühl, der Kehlkopf habe sich nach hinten in Richtung Wirbelsäule eingedrückt. Sie bekam kaum noch Luft und war, bis Leung Jan den Gong schlug, Tonia mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Wütend und nach Luft schnappend riss Julie sich den Lederhelm vom Kopf. Mit unschuldigem Blick schaute Tonia ihre Rivalin an. Unter halb gesenkten Lidern warf sie einen winzigen Seitenblick zum Ausbilder: Leung Jan beobachtete sie.
    „Geht es dir gut?“, fragte Tonia heuchlerisch. „Oder war das schon zu anstrengend für dich?“
    Julie schnaubte nur; sie hätte sowieso noch kein Wort herausgebracht. Mit hängenden Schultern ging sie zu ihrem Platz zurück, froh, beim nächsten Kampf zusehen zu können. So musste sie wenigstens nicht in das inzwischen wieder unverhohlen triumphierende Gesicht von Tonia sehen. Daan nickte Julie tröstend zu. Seinem an schnelle Bewegungen gewöhnten Auge waren die Feinheiten dieses unfairen Kampfes nicht entgangen.
     

Winter
     
    Julie erwachte am nächsten Morgen vor allen anderen und war in gedrückter Stimmung. Verschlafen und zerzaust, mit schmerzenden Armen und Beinen schlich sie in das Vorzelt. Irgendetwas war anders als sonst, doch sie wusste nicht, was. Julie legte die Hände um ein leeres Glas, sofort füllte es sich mit süßem Melissentee. Sie nippte und verzog das Gesicht. Das Schlucken tat immer noch höllisch weh. Fröstelnd stellte Julie das Glas auf den Teetisch. Auf einmal war ihr klar, was so merkwürdig war: Es war kalt! Bisher war jeden Morgen die gleiche Temperatur gewesen; man hatte gleich kurzärmelig gehen können ohne zu frieren und im Laufe des Tages hatte sich die Luft auf sommerliche Temperaturen erwärmt. Doch nun hatte Julie Gänsehaut an den Armen und Beinen. Begann der Winter gerade? Es waren nur noch knapp vier Wochen bis

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