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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Schuhe abklopften, hatte Herr Denes sich wieder voll im Griff. Und so verging der Heiligabend fröhlich mit Baumschmücken, Geschenke auspacken und Essen.
     

Alte Freunde
     
    Swantjes Mutter war außer sich vor Freude. „Du siehst so wunderbar aus, Kind, das Leben dort scheint dir gut zu tun. Erzähl doch mal, wen aus der feinen Gesellschaft hast du denn kennen gelernt?“, flötete sie.
    Anni, das Hausmädchen, wollte Swantje den Koffer abnehmen. „Lass nur“, sagte Swantje, „ich mach schon.“
    Die Tür hatte sich schon eine ganze Weile hinter Swantje geschlossen, aber Anni stand immer noch mit offenem Mund in der Diele. Auch Hektor war inzwischen herbeigeeilt. „Was ist denn, hat sie dich schon wieder heruntergemacht? fragte er Anni mitleidig.
    Anni schüttelte den Kopf. „Sie hat ihren Koffer selbst getragen …“
    „Swantje?“ Jetzt stand für einen winzigen Moment auch Hektors Mund offen, aber das Bimmeln der Butlerglocke erinnerte ihn schnell wieder an seine Pflichten. „Herrje, vielleicht sollten wir die Dame des Hauses auch mal in die Schweiz schicken“, grummelte er. Anni kicherte.
    Im Salon hatte sich nichts verändert. „Stell dir vor, mein Engelchen, es ist alles nach deinen Wünschen fertig geworden. Und jetzt kommt die Überraschung: Ich habe alle deine kleinen Freundinnen für heute Nachmittag zur Einweihung eingeladen. Na, was sagst du?“
    Swantje lächelte. „Danke Mama, das ist wirklich nett.“
    Swantjes Mutter, gewöhnt an Begeisterungsausbrüche und unechte Schmeicheleien, blickte immer noch erwartungsvoll wie ein Hund am Esstisch. Swantje nahm ihr Gepäck und ging zur Tür. „Ich gehe mal die Sachen ausräumen.“
    „Sie wird erwachsen, meine Kleine“, schniefte Lady Ricks. „Sie wird erwachsen.“
    Der Nachmittag zog sich endlos. Das Geschnatter ihrer ehemaligen Schulkameradinnen dauerte nun schon zwei Stunden. „Du hast ja keine Ahnung, Swantje, was Torben letztens gesagt hat – er findet mich ganz toll und will mal mit mir ausgehen!“ Betsy kicherte. „Wir haben dir doch von der Neuen erzählt, die so ärmlich aussieht. Der habe ich gleich mal gezeigt, wo es langgeht. ‚So, wie du herumläufst, würde ich nicht einmal in den Garten gehen’, habe ich ihr gesagt. Das war …“
    „So Mädels, es reicht. Schluss für heute, ich habe noch zu tun.“ Swantje sammelte die verstreuten Accessoires der Mädchen ein und drückte jedem seinen Kram in die Hand.
    „Aber du kannst uns doch nicht einfach so rauswerfen, meinst du, du bist was Besseres, nur weil du jetzt in der Schweiz zur Schule gehst?“
    Swantje griente. „Genau!“ Sie schob die Mädchen zur Tür des Pavillons hinaus. „Macht es gut!“ Swantje knallte die Tür ins Schloss und atmete erleichtert auf. Sie wartete, bis sich das Gezeter der Mädchen entfernt hatte, dann ging sie zum Stall und sattelte Aristo. Den Rest des Nachmittags verbrachte sie auf ihrem Pferd im Wald.
     

Die Macht des Kreuzes
     
    Der Tag der Abreise war gekommen. Julie war hin- und hergerissen. Natürlich wollte sie Mathys endlich wiedersehen; sie war aber auch gerne bei ihrem Vater. Dadurch, dass der ständige Druck und die Sorgen vorbei waren, hatte Julie das Gefühl, ihren Vater ganz neu kennen zu lernen. Er machte kleine Scherze und einmal hatte er sogar unter der Dusche gesungen; Julie war vor Überraschung das Glas, das sie gerade abgetrocknet hatte, aus der Hand gefallen; es war in tausend Teile zersplittert. Es ging ihrem Vater eindeutig besser als vor Julies Umzug nach Tallyn; sie war froh, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Julies Vater fiel es noch schwerer als ihr, sich zu trennen. Traurig und blass saß er auf dem Sofa. Julie wollte die Situation nicht in die Länge ziehen. Es tat bestimmt ihnen beiden weniger weh, wenn ihr Vater nicht mit zum Portal kam.
    „Ich werde alleine gehen, Papa, es ist nicht weit und ich kenne ja den Weg“, sagte Julie.
    „Nein, nein, ich komme mit“, sagte Herr Denes. Nach der aufregenden Zeit und vielen frischen Luft war er schon ein wenig rot im Gesicht und hustete sogar ein bisschen.
    „Nichts da, du bleibst hier!“ Der resolute Ton, den Julie sich während der langen Krankheit ihres Vaters zu seinem Besten angewöhnt hatte, flackerte noch einmal auf. Ergeben umarmte Herr Denes seine Tochter ein letztes Mal, bevor sie festen Schrittes und mit vorgetäuschtem Gleichmut zur Tür ging.
    Als sie vor der Haustür stand, war Julie etwas erleichtert. Und ihre Gedanken

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