DS001 - Der Chef
natürlich nichts davon zu sehen. Jedenfalls waren sie auf diese Weise gegen heimtückische Maschinengewehrgarben in der Nacht geschützt.
Inzwischen hatten sich Monk und Ham von ihrem gefährlichen Abenteuer in den Hintergassen von Blanco Grande so gut erholt, daß sie sich freiwillig bereit erklärten, in der Flugzeugkabine zu übernachten und abwechselnd Wache zu halten.
Doc selbst verabschiedete sich von seinen Freunden, um allein noch einmal im Regierungsviertel von Blanco Grande einen Vorstoß zu unternehmen. Es war nur ein Versuch, aber er verlief erfolgreich. Im Präsidentenpalast nannte Doc einem herbeieilenden Diener seinen Namen und bat um eine Unterredung mit dem Präsidenten von Hidalgo.
Nach überraschend kurzer Zeit kehrte der livrierte Diener zurück. Carlos Avispa, der Präsident von Hidalgo, sei bereit, Doc sofort zu empfangen.
Er wurde in einen luxuriös eingerichteten Raum geführt. Hinter einem großen Schreibtisch hervor ging Carlos Avispa mit freundlich ausgestreckten Händen auf Doc zu. Er war ein kräftiger, ziemlich großer Mann – nur wenige Zentimeter kleiner als Doc. Sein kurzes Haar war eisengrau, und sein Gesicht wirkte intelligent und freundlich. Er war etwa fünfzig Jahre alt.
»Es ist mir wirklich eine echte Freude und Ehre, den Sohn des großen Señor Clark Savage kennenzulernen«, sagte er mit ungekünstelter Herzlichkeit.
Das überraschte Doc. Er hatte nicht gewußt, daß sein Vater diesen Carlos Avispa gekannt hatte. Allerdings hatte Docs Vater viele Freunde gehabt, von denen Doc nichts wußte.
»Sie haben meinen Vater gekannt?« fragte er also interessiert.
Carlos Avispa nickte zustimmend. Aus seiner Stimme klang echter Respekt, als er erklärte: »Ihr Vater hat mir einmal mit seinen großartigen medizinischen Kenntnissen das Leben gerettet. Das ist allerdings schon zwanzig Jahre her. Damals war ich ein unbekannter Revolutionär, der sich mit seinen Gefährten in den Bergen versteckt halten mußte.«
Carlos Avispa winkte lächelnd ab. »Wie gesagt, das ist lange her. Sprechen wir von der Gegenwart. Ich nehme an, Sie sind in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten und auch Arzt geworden?«
Hier war ein Anknüpfungspunkt, sagte sich Doc. Er bestätigte, daß er Medizin studiert habe und auch Chirurg sei. Tatsächlich hatte er diese Studien am intensivsten betrieben.
Mit wenigen Worten erklärte dann Doc die Geschehnisse und erwähnte auch, daß Don Rubio Gorro die von Docs Vater geerbten Besitzurkunden nicht anerkennen wollte.
»Ich werde mich sofort darum kümmern, Señor Savage«, versprach Carlos Avispa bereitwillig. »Was in meiner Macht steht, werde ich für Sie tun.«
Nachdem Doc sich herzlich bedankt hatte, kam er zum Kern der Sache.
»Was kann denn an diesem Dschungelgebiet, das ich als Pachtland geerbt habe, so wertvoll sein?« fragte er Carlos Avispa. »So wertvoll, daß gewisse Leute sogar vor Mord nicht zurückschrecken, nur damit ich meine Erbschaft nicht antreten kann?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Carlos Avispa. »Es ist mir völlig unklar, was Ihr Vater dort gefunden haben mag. Damals, vor zwanzig Jahren, befand er sich auf einer Expedition ins Innere von Hidalgo, als er mich todkrank in meinem Dschungelcamp entdeckte. Er rettete mir das Leben, und ich haben ihn dann nie wiedergesehen. Das Urwaldgebiet dort ist übrigens fast undurchdringlich. Die Eingeborenenstämme sind so kriegerisch, daß ich es schließlich aufgegeben habe, Soldaten zur Erkundung hinzuschicken.«
Der Präsident legte eine nachdenkliche Pause ein.
Er bot Doc etwas zu rauchen an, und als dieser dankend ablehnte, zündete er sich selbst ein dunkles, dünnes Zigarillo an.
»Die Handlungsweise meines Ministers Don Rubio Gorro beunruhigt mich«, sagte er dann. »Jemand muß also aus unseren Archiven die Dokumente gestohlen haben, die die Erbschaft Ihres Vaters bestätigen müßten. Trotzdem begreife ich nicht, warum Don Rubio sich so benommen hat. Die von Ihrem Freund vorgelegten Dokumente müßten doch als Legitimation genügen, selbst wenn die entsprechenden Papiere aus unserem Archiv verschwunden sind. Jedenfalls werde ich das sofort nachprüfen lassen.«
Während der ganzen Unterredung flimmerten über den Bildschirm eines an der Seite stehenden Video-Recorders Filmszenen von militärischen Übungen. Mit einem Lächeln deutete Präsident Avispa nun auf den Video-Recorder.
»Leider muß ich mich auf diese Weise über die neuesten militärischen Kampfmethoden auf dem
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