DS005 - Im Zeichen des Werwolfs
Abgesehen von dem geflohenen Posten, sah sich der Bronzemann nicht weniger als elf Männern auf der Lichtung gegenüber. Alle waren im Vollbesitz ihrer körperlichen Kräfte und zudem bewaffnet Sie verfügten über ausgedehnte Erfahrung in Kämpfen aller Art und beherrschten die hinterhältigsten Tricks, mit denen man einen Gegner außer Gefecht setzte.
Ein Mann sprang vor, richtete seinen Revolver auf Docs Brust und krümmte mehrmals den Finger um den Abzug. Die Entfernung war gering. Selbst ein Halbblinder hätte sein Ziel kaum verfehlen können. Außerdem ließen sich die gezackten Löcher der Treffer auf Docs Weste ohne Mühe zählen.
Aber der Bronzemann schwankte nicht. Er verdaute die Kugeln wie ein Rhinozeros, das mit Erbsen beschossen wird. Nichts konnte Doc aufhalten. Wie ein Golem aus Metall setzte er den Weg zur Mitte der Lichtung fort.
Der Bandit leerte sein Magazin, dann packte er den Revolver beim Lauf und benutzte ihn als Wurfgeschoß.
Doc wich so geschmeidig aus, daß kein Auge ihm zu folgen vermochte.
»Ich habe ihn sechsmal getroffen!« brüllte der erfolglose Schütze und hob die Arme zum Himmel. »Er müßte längst tot sein!«
Das scheinbar Unmögliche, dessen Zeuge sie geworden waren, lähmte die anderen Banditen. Der Bronzemann nutzte die Gelegenheit. Er schob eine Hand in sein Jackett und brachte einen kleinen Gegenstand, der wie ein metallenes Ei aussah, zum Vorschein. Er holte aus und schleuderte den Gegenstand.
Mit lautem Krachen detonierte die Metallkugel mitten zwischen den dunkelhäutigen Männern. Ausnahmslos hoben sie schirmend die Hände vor die Augen. Dazu brachen sie in entsetzte Schreie aus. Sie sahen plötzlich nichts mehr – die Welt versank in pechschwarzer Dunkelheit.
Sie waren entweder zu primitiv oder zu überrascht, um sich bewußt zu werden, daß sie mitten in einer beißenden, dunklen Rauchwolke standen, die sich mit unvorstellbarer Schnelligkeit nach der Detonation der Metallkugel ausgebreitet hatte.
Patricia Savage war nicht ganz so verblüfft wie die Männer, deren Gefangene sie war. Es erstaunte sie kaum, daß sie sich plötzlich gepackt fühlte und von starken Armen durch die schwarze Wolke getragen wurde. Das Ganze ging so blitzschnell vor sich, daß es ihr kaum möglich schien, ein menschliches Wesen könnte hinter ihrer Befreiung stecken. Obwohl die schwarze Wolke ihr jede Sicht verwehrte, zweifelte sie nicht daran, daß sie in den Armen des mächtigen Bronzemannes ruhte.
Plötzlich traten sie aus der dunklen Wolke heraus, und der Wechsel war so kraß, daß selbst der nebelverhangene feuchte Tag Patricia wie heller Frühling erschien. Sie öffnete die Augen ganz und spürte keine Schmerzen. Dann entdeckte sie, daß der Bronzemann sie wie ein erlegtes Wild über die Schulter geworfen hatte. Und sie entdeckte noch etwas anderes – unter einen Arm hatte sich Doc die Indianerin geklemmt, als wäre sie ein Kinderspielzeug. Dabei wog die Squaw einiges über zweihundert Pfund!
Von seinen Lasten offensichtlich nicht im geringsten beeindruckt, lief Doc leichtfüßig über die Lichtung, an deren Rand er die beiden Frauen auf die Beine stellte.
»Laufen Sie«, befahl er und deutete in die Richtung des Seile, das die Schlucht überspannte.
Patricia begann: »Wenn Sie Hilfe brauchen …«
»Tun Sie, was ich sage«, erwiderte Doc rasch.
Patricia schien leicht gekränkt, begann aber zu laufen.
Doc wandte sich nach rechts und umrundete die Lichtung. Keiner der dunkelhäutigen Männer hatte sich bisher aus der schwarzen Wolke gelöst, die sich weiter ausgebreitet und einen Durchmesser von fast dreißig Metern erreicht hatte. Der Rauch kochte wie schwarzer Schaum.
Endlich tauchte einer der Banditen schwankend aus dem Rauch auf. Wie erstarrt blieb er stehen und blickte zum nebelverhangenen Himmel empor, als hätte er nicht erwartet, ihn noch einmal wiederzusehen.
Plötzlich begriff er, was den Eindruck hervorgerufen hatte, sie seien blind. Er zog seinen Revolver und gab schnell hintereinander mehrere Schüsse in die Luft ab.
»Hierher, Leute!« schrie er. »Wir sind überlistet worden!«
In seiner Erregung übersah er eine bronzefarbene Erscheinung, die unter die grüne Tarnung des schwarzen Eindeckers glitt. Doc wartete sekundenlang unter der rechten Tragfläche, ehe er sich am Rumpf entlang zum Sternmotor schlich und ihn mit erfahrenen Griffen überprüfte. Er fand die beiden Vergaser und baute sie aus, ohne ein Werkzeug zu Hilfe zu nehmen. Seine stählernen
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