DS005 - Im Zeichen des Werwolfs
vergangenen Nacht, genau wissen wir es nicht«, erwiderte Patricia. »Tiny und ich fanden die Leiche heute morgen, kurz bevor es zu regnen begann. Der Tote lag draußen, und wir trugen ihn ins Haus. Wenige Minuten später tauchten die dunkelhäutigen Männer auf und nahmen uns mit. Es geschah zu überraschend, sonst hätten wir uns zur Wehr gesetzt.«
»Und Sie haben keine Ahnung, warum die Banditen so hinter dem Elfenbeinwürfel her sind?« fragte Doc.
»Nein.«
»Ich möchte ihn sehen.«
»Sicher!«
Patricia stand auf und trat an den Pfosten, der das Dach stützte. Sie berührte den winzigen Knopf in der Baumrinde, und die Klappe sprang auf. Sie griff hinein, hielt inne und tastete aufgeregt umher. Dann blickte sie mit angehaltenem Atem in das Versteck.
»Der Würfel ist verschwunden!« keuchte sie.
»Kannte Mondgesicht das Versteck?« fragte Doc. Seine Stimme klang ruhig und gelassen wie zuvor.
»Ja«, erwiderte Patricia.
»Konnte er den Würfel ohne Ihr Wissen an sich nehmen?«
Patricia zögerte. Sie hatte die Rothaut noch nicht mit dem Verschwinden des Würfels in Verbindung gebracht.
»Theoretisch ja«, gab sie zu. »Aber ich glaube nicht, daß er ihn genommen hat. Wahrscheinlich hörte er einen Einbrecher, verfolgte ihn nach draußen und wurde von ihm erstochen.«
Doc schüttelte nachdenklich den Kopf. »Mondgesicht wurde bei einem geheimen Treffen ermordet«, sagte er.
»Woher wissen Sie das?« fragte Patricia verblüfft.
»Gewisse Spuren haben es mir verraten.«
»Ich habe keine Spuren entdeckt.«
»Sie waren trotzdem da«, sagte Doc. »Ich bedauere, es sagen zu müssen, Patricia, aber Mondgesicht scheint nicht der ehrliche Diener gewesen zu sein, für den Sie ihn hielten.«
»Ich weiß jedenfalls nicht, wer den Elfenbeinwürfel gestohlen hat«, sagte sie achselzuckend. »Das Ganze wird immer undurchschaubarer.«
Doc Savage ging an eine zweite Durchsuchung des Hauses und seiner Umgebung. Dazu entnahm er einer kleinen Tasche, die er in die Wildnis mitgenommen hatte, ein Gerät, das einem winzigen Fernglas ähnelte, nur mit dem Unterschied, daß es in ein Brillengestell gefaßt war. Die Objektive des Glases waren so stark, daß seine Suche den Grad mikroskopischer Genauigkeit erreichte.
In der Nähe des Bootshauses suchte er besonders intensiv. Das Bootshaus beherbergte außer der Motorbarkasse noch mehrere Kanus. Ein Wandregal trug Spaten, Sägen, Äxte und andere Werkzeuge. Lange beschäftigte Doc sich mit einem der Spaten.
»Pat, ist dieser Spaten kürzlich benutzt worden?« fragte er.
Patricia dachte nach, bevor sie antwortete.
»Nein«, sagte sie dann bestimmt. »Ich bin ganz sicher, daß er nicht benutzt wurde.«
Sorgfältig untersuchte Doc die auf Holzböcken ruhenden Kanus. Besondere Genauigkeit widmete er dabei den Bodenplanken. Auf einer entdeckte er eine halbkreisförmige Schramme, die sich mit der Spitze des Spatens deckte.
Doc legte den Spaten beiseite.
Patricia nahm ihn auf und untersuchte ihn.
»Ich kann nichts feststellen«, sagte sie dann verblüfft.
Johnny trat an ihre Seite und nahm seine Brille mit dem Vergrößerungsglas ab. Er ließ das Mädchen hindurchblicken.
»Oh«, stieß Patricia überrascht hervor. »Der Spaten muß kürzlich benutzt worden sein. Jemand hat mit ihm in Sand gegraben. Die kleinen Kratzer haben noch keinen Rost angesetzt.«
Bei der weiteren Suche fand Doc Spuren, daß ein Kanu zu Wasser gelassen worden war. Jemand hatte es zu einem abseits liegenden Versteck unter überhängendem Buschwerk gepaddelt und von dort aus mehrmals benutzt. Alle Fußspuren stammten von den Mokassins Mondgesichts. Das Versteck unter den Büschen konnte von der Jagdhütte aus nicht eingesehen werden.
»Mondgesicht scheint zahlreiche Fahrten von hier aus unternommen zu haben«, stellte Doc fest.
Patricias Blick wanderte zu Tiny. »Wußtest du von diesen Fahrten?« fragte sie gespannt.
Die Squaw zuckte stoisch mit den Schultern. »Ich habe einen festen Schlaf, Miß. Wenn ich schlafe, höre ich nichts.«
Vor der Tür der Jagdhütte versammelte Doc seine Freunde um sich. »Gehen wir der Sache mit Methode zu Leibe«, schlug er vor.
Die fünf Männer lebten sichtlich auf. Bis jetzt hatten sie sich ziemlich überflüssig gefühlt. Monk, der Chemiker, erhielt seine Befehle als erster.
»Hast du dein tragbares Labor griffbereit?« fragte der Bronzemann.
Es war eine Frage, die er sich hätte ersparen können. Monk trennte sich nur in Ausnahmefällen von seinem kleinen
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