DS005 - Im Zeichen des Werwolfs
Finger ersetzten jeden Schraubenschlüssel.
Doc vergrub die beiden Vergaser unter dem Heck der Maschine und glättete den Boden sorgfältig.
Durch das dichte Buschwerk spähend, das die Maschine tarnte, beobachtete Doc die dunkelhäutigen Männer. Sie liefen in einer dichtgeschlossenen Gruppe auf den jenseitigen Rand der Lichtung zu und waren Sekunden später hinter der schwarzen Rauchwand verschwunden.
Doc schlich sich aus dem Lager und umrundete es in weitem Bogen.
Patricia und Tiny waren gelaufen, so schnell sie konnten. Patricia schrie überrascht auf, als der Bronzemann plötzlich wie aus dem Boden gewachsen vor ihr stand.
»Ich begreife das nicht«, entfuhr es ihr. »Ich sah doch, wie einer der Männer auf Sie schoß und Sie traf. Warum haben die Kugeln Sie nicht verletzt?«
»Weil ich eine kugelsichere Weste trage«, erklärte Doc kurz.
»Sie sind doch Dr. Savage, nicht wahr?« fragte sie.
»Allerdings«, erwiderte Doc, während er neben dem Mädchen herlief.
»Wie kommt es, daß Sie hier sind?«
»Sparen Sie sich Ihren Atem besser fürs Laufen auf«, riet ihr Doc.
Patricia musterte den Bronzemann wütend. Die Tatsache, daß ihr Vater ein wohlhabender Mann gewesen war, der ihr alles hatte bieten können, hatte sie nicht verdorben, aber sie war es nicht gewöhnt, daß man im Befehlston mit ihr sprach.
»Aber ich muß wissen, was …«, begann sie, doch der Bronzemann schnitt ihr das Wort ab.
»Es gibt eine Menge Dinge, die wir beide gern wüßten«, sagte er. »Aber sie haben Zeit, bis wir in Sicherheit sind.«
Patricia wollte protestieren, aber ein lauter Ruf, der hinter ihnen aufklang, ließ sie anderen Sinnes werden.
»
Bueno!
« rief eine heisere Stimme. »Hier ist ihre Spur!«
»Verdammt«, fluchte Patricia wie ein Mann und sparte sich den Atem für den Lauf auf.
Sie erreichten das Seil, das die Schlucht unterhalb der Wasserfälle überspannte. Patricia warf schaudernd einen Blick in die brodelnde Tiefe.
»Nie in meinem Leben hatte ich solche Angst wie beim Überschweben des Canyons in dieser schaukelnden Kiste«, murmelte sie, auf den Korb deutend, der leise im Wind schwankte.
»Gibt es eine andere Stelle, an der man den Fluß überqueren kann?« fragte Doc.
»Nicht auf Meilen in beiden Richtungen«, erwiderte Patricia. Sie starrte noch einmal über den Rand der Canyonwand, und eine Bö spritzte ihr schäumenden Gischt ins Gesicht. Ihre Nerven schienen plötzlich zu versagen.
Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen.
»Ich gehe nicht hinüber. Nicht noch einmal, ich kann nicht.«
Doc packte sie mit festem Griff. Er durfte keine Zeit verlieren.
Patricia schlug hysterisch auf ihn ein, ihr Schluchzen ging in lautes Kreischen über.
Der Bronzemann wußte auch mit solchen Situationen fertigzuwerden. Eine seiner Hände glitt an Patricias Wange vorbei und drückte auf ein Nervenzentrum am Hinterkopf. Patricia hatte ein leicht prickelndes Gefühl, dann stellte sie zu ihrer Verblüffung fest, daß sie keinen Muskel zu bewegen vermochte. Es war ein völlig unwirkliches Gefühl.
Doc hob sie auf und legte sie über seine Unke Schulter. Dann vollführte der Bronzemann einen mächtigen Satz, als wollte er sich in die Schlucht stürzen. Indessen landete er mit unvorstellbarer Sicherheit mit beiden Füßen auf dem Seil, wartete, bis er das Gleichgewicht gewonnen hatte, und glitt wie ein Seiltänzer über den Abgrund hinaus.
Die Sekunden, die folgten, waren für Patricia die schlimmsten Momente ihres Lebens. Sie hatte oft die Arbeit der Trapez- und Drahtseilartisten unter der hohen Zirkuskuppel bewundert und gespürt, wie es ihr dabei kalt über den Rücken lief, nie aber war sie Zeugin einer so todesverachtenden Vorstellung gewesen, wie sie der Bronzemann hier gab.
Doch in Sekunden war alles vorüber. Doc setzte sie auf der anderen Seite des Canyons sanft ab. Seine Finger berührten jenes Nervenzentrum in Patricias Nacken, und sie vermochte ihre Glieder wieder zu bewegen, als sei nichts geschehen.
Patricia wußte genug über die menschliche Anatomie, um das Geschick anzuerkennen, das Docs sensible Fingerspitzen auszeichnete. Noch immer verblüfft, kauerte sie sich am Rand der Schlucht nieder. Plötzlich schämte sie sich ihres hysterischen Anfalls.
Doc Savage kehrte auf die andere Seite der Schlucht zurück, wo Tiny ihn zitternd erwartete. Sie blickte in den Abgrund und schloß schnell die Augen.
»Warten Sie«, brummte sie unbehaglich. »Ich lasse es darauf ankommen und
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