DS006 - Insel der Sklaven
andere.
»Ich sehe nichts«, sagte der dritte.
»Willst du uns zum Narren halten?« schimpfte der vierte. »Da ist nichts!«
»Aber vorhin war ein Stein da«, beharrte der erste Wächter. »Ich bin ganz sicher …«
Die Stimme des Mannes erstarb in einem erstickten Gurgeln. Das Plateau war jetzt wieder in Dunkel getaucht.
»Was ist mit dir los?« fragte einer der anderen Wachen scharf. »Hast du eine Wanze verschl …«
Wieder ein ersticktes Gurgeln, und der Mann hörte zu sprechen auf.
Die beiden anderen schrien entsetzt: »Was ist denn passiert?«
Aber sie erfuhren es nicht. Zwei gurgelnde Laute klangen gleichzeitig auf, und dann herrschte Schweigen.
Wieder schimmerte das Vulkanlicht rot auf dem Bienenwabenmuster des Hochplateaus. Es beschien die vier Wächter, die stumm an der Wand des Geräteschuppens lehnten, während im Innern des Gehäuses der Bronzemann eine Schaufel und eine Hacke ergriff.
Das Licht erlosch und flammte wieder auf. Und diesmal erhellte es etwas, das wie ein bronzefarbener flacher Stein aussah, etwa auf halbem Weg zwischen dem Schuppen und dem Gebüschrand. Aber als das Licht erneut erstarb und wieder aufglühte, war der Stein verschwunden – und Doc Savage kroch im Schutz des Dornengestrüpps auf die Gruben zu, die Hacke in der Hand.
Er hatte die Wächter zum Schweigen gebracht, indem er mit seinem elektrisch geladenen Finger gewisse Nervenzentren in ihrem Nacken berührt hatte. Es würde Stunden dauern, bevor sie das Bewußtsein wiedererlangten.
Doc sprang lautlos in eine bereits fertige Grube, die sich an eine anschloß, in der noch gearbeitet wurde. Rasch grub er ein Loch in die kreisrunde Wand, die die einzelnen Gruben trennte. Sie war sehr dünn. Nach wenigen Minuten hatte Doc ein Loch gehauen, das groß genug war, hindurchblicken zu können.
Es war Docs Absicht gewesen, sich von Sklave zu Sklave vorzuarbeiten, bis er auf einen stieß, der ihm über seine Freunde Auskunft erteilen konnte. Als er aber den Mann sah, der in der Nachbarzelle arbeitete, pfiff er leise.
Der angekettete Sklave erstarrte. Er war von erstaunlicher Gestalt. Sein gewaltiger Körper war über und über behaart, sein Hals war beinahe so dick wie sein großer Kopf, und die langen, affenartigen Arme reichten fast bis zu den Knien. Der Schein des Vulkans erhellte das Gesicht des Mannes für einen Augenblick, zeigte die breite Nase, den weiten Mund und die Stirn, die von borstigem Haar fast ganz bedeckt war.
Er grub weiter, aber der Blick seiner klugen kleinen Augen ließ das Loch nicht los, das Doc durch die Wand gegraben hatte. Die Eisenketten klirrten, als er auf Doc zutrat. Seine Stimme klang wie die eines Kindes und überschlug sich vor Aufregung.
»Verdammt, Doc! Wie kommst du denn hierher?«
»Rasch! Erzähl mir alles, Monk«, flüsterte Doc.
»Wir sind alle noch am Leben, aber nicht mehr lange«, erklärte Monk und senkte die Stimme.
»Eure Situation scheint verzweifelt zu sein – nach dem zweiten Telegramm zu schließen, das du mir nach Colon gesandt hast.«
»Wir haben dir nur ein Telegramm gesandt, Doc – nach New York«, wisperte Monk.
»Die zweite Nachricht klang so echt, daß ich übersah, wie ein Agent des Grafen Ramadanow eine Zeitbombe auf unser Flugzeug brachte«, erzählte Doc grimmig. »Deshalb ist das Telegramm natürlich abgeschickt worden.«
»Ist die Maschine hier explodiert, Doc?«
»Nein, auf dem Meer. Renny und Long Tom wurden gefangen genommen. Wo sind die anderen?«
»Harn ist in der Grube nebenan angekettet und Johnny in der nächsten.«
»Und Pat?« fragte Doc erregt.
»So viel ich weiß, hält der Graf sie im Palast gefangen. Er hat eine menschenfressende Bestie, riesig wie ein Berg. Ich weiß, das klingt verrückt, aber wir haben das Monstrum alle gesehen.«
»Warst du auch im Palast gefangen?«
»Ja. Aber als der bärtige Teufel merkte, wie hartgesotten wir sind, steckte er uns hierher, damit wir uns zu Tod graben, statt uns an das Ungeheuer zu verfüttern …«
Ein Aufseher ging vorbei und starrte in die Grube. Klatschend landete die Peitsche auf Monks Schultern.
»Hör auf, vor dich hinzubrummeln! Und grab’ schneller!«
Nachdem der Aufpasser weitergegangen war, stieß Monk zwischen den Zähnen hervor: »Da siehst du, wie es hier zugeht, Doc. Die meisten Sklaven sterben ziemlich schnell.«
»Wozu werden denn diese Gruben ausgehoben?«
»Das haben wir uns auch schon gefragt.«
Nachdem Doc in Monks Grube gestiegen war, grub er sich rasch einen Zugang
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