DS010 - Die Stadt im Meer
noch nicht ganz fassen. Er kratzte sich den Kopf und dachte angestrengt darüber nach. Wahrscheinlich würde Doc Savage die Sache später irgendwie erklären können.
Mit diesem Grübeln beging Renny einen großen, wenn auch verzeihlichen Fehler. Er war so tief in Gedanken versunken, daß er völlig vergaß, auf seine Umgebung zu achten.
Plötzlich zuckte er heftig zusammen, starrte auf seine Füße und riß erstaunt im Wasser den Mund auf. Er ballte seine riesigen Fäuste. Überall rund um ihn schien sich der dunkle Meeresboden zu heben, er bildete um ihn bereits eine Art Schale, in deren Mitte er gefangen war.
An die Erscheinung, daß sich rund um ihn der Meeresboden hob, glaubte Renny indes nur wenige Augenblicke. Er erkannte vielmehr, daß dieser Eindruck dadurch entstand, weil ringsherum der feine dunkle Schlammsand aufgewühlt worden war. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, durch wen oder was das geschehen war.
Niemand konnte Renny nachsagen, daß er in Situationen, und seien sie noch so prekär gewesen, jemals die Nerven verloren hätte, und er verlor sie auch diesmal nicht. Er ließ den schweren Schraubenschlüssel los, stieß sich mit seinen kräftigen langen Beinen vom Boden ab und schoß aufwärts.
Erst dabei sah er nach oben, und er wünschte sich sofort, daß er es früher getan hätte. Denn auch über ihm war etwas. Es war milchig trüb wie eine Art Nebel, und durch diesen Schleier konnte er nur noch ganz schwach von oben das Sonnenlicht schimmern sehen.
Daß dieser Schleier undurchdringlich war, erkannte er in dem Augenblick, da er dagegenprallte. Er drängte sich heran, Renny tastete ihn mit den Händen ab, fand keinen Halt. Diese Masse fühlte sich glatt und glitschig an.
Momentan hatte Renny den Eindruck, daß ihn irgendein Tiefseeungeheuer in seinen schleimigen Rachen genommen hatte. Mit unwiderstehlicher Gewalt drückte ihn das graue Etwas herab, zurück auf den Grund.
Er kämpfte wild dagegen an, schlug mit den Fäusten um sich, und unter diesen wütenden Schlägen wich das graue schleimige und doch feste Ding ein wenig zurück, kam er wieder, schloß ihn immer enger von allen Seiten her ein.
Und dann packte plötzlich etwas zu und hielt Renny am Fußgelenk fest. Er kickte wie wild, stieß es weg, aber es kam wieder und faßte ihn diesmal am Knie. Und dann umklammerte irgend etwas auch sein anderes Bein. Renny schlug im Wasser mit aller Macht um sich.
Es war unmöglich zu sagen, was ihn da hielt. Es umkrallte ihn wie mit Dutzenden von Klauen. Er wurde aber nicht etwa in den Grund gedrückt, sondern von dem phantastischen Ding, das ihn umklammerte, mitten in sich aufgenommen, so sehr er sich auch dagegen wehrte.
14.
Diamanten-Eva stand an Deck der ›Caribbenda‹ und betastete vorsichtig ihre schlanken, gutgeformten, jetzt aber zerschrammten Hände.
»Ich habe versucht, sie aus den Handschellen zu ziehen«, erklärte sie. »Das, wie so manches andere, hätte ich lieber nicht probieren sollen.«
»Wo ist Kapitän Flamingo mit seiner Gang?« fragte Monk. »Und wo ist die Mannschaft der ›Tropic Seas‹?«
»Ich könnte es Ihnen zwar zeigen«, sagte das Mädchen, »aber nach Lage der Dinge werde ich mich schwer hüten, das zu tun.«
»Huh?« Monk blinzelte. »Immer weiter störrisch und aufsässig, nach allem, was wir für Sie getan haben?«
»Machen wir uns doch nichts vor«, entgegnete ihm Diamanten-Eva. »Wir sind nur so etwas wie Freunde auf Zeit. Wenn wir erst einmal den gemeinsamen Feind erledigt haben, werden wir uns bestimmt gegenseitig in die Haare geraten.«
Monk gab sich Mühe, sie möglichst finster anzustarren. »Sie kleben mir schon jetzt in den Haaren wie – wie ...«
»Kaugummi«, ergänzte Ham. In seiner nassen Kleidung wirkte er längst nicht mehr so adrett. Er wandte sich an Doc Savage. »Wir sind da unten ganz ohne zu atmen ausgekommen, Doc. Wie erklärst du das?«
Diamanten-Eva platzte dazwischen: »Die Sache ist nicht halb so bemerkenswert wie das, was Ihnen sonst noch alles bevorsteht.«
Ham fuhr sie mürrisch an: »Wenn Sie uns schon keinerlei Informationen geben, sollten Sie lieber ganz den Mund halten.«
»Sie ungehobelter Klotz, mit Ihnen werde ich in Zukunft überhaupt nicht mehr reden«, entgegnete sie spitz.
Ham ignorierte sie. »Wie ist es nun damit, daß wir nicht zu atmen brauchten?« wandte er sich an Doc.
»Die Antwort drauf leite ich am besten mit einer Frage ein«, begann Doc Savage. »Warum atmest du eigentlich?«
»Um
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