DS020 - Die Tomahawks des Teufels
ihn und seine Gefährten nicht befreiten, während sie Docs Befehle ausführten. Aber er sagte nichts. Er sah zu, wie die beiden Indianer mit Klapphaken, die an Seidenschnüren befestigt waren, die ihm merkwürdig bekannt vorkamen, das Kanu an die Wasseroberfläche beförderten, einiges herauskramten, am Kai nieder legten und hastig verschwanden. Einer von ihnen hatte die Dreistigkeit, Monk vertraulich zuzuzwinkern.
»Die Trommeln sind verstummt ...«, sagte Monk ratlos. »Ob die beiden Indianer die Trommler waren?«
»Gewissermaßen«, erläuterte Doc. »Der Trommelwirbel kam von einer Schallplatte. Lakonnen sollte den Eindruck gewinnen, die Teufels-Tomahawks wären hinter ihm her.«
Monk streifte seine Fesseln ab. Er war erschöpft und lehnte sich an einen der Öfen.
»Die beiden Indianer kamen mir irgendwie bekannt vor«, sagte er nachdenklich, »vor allem der eine, der geblinzelt hat.«
Niemand reagierte, und Monk kümmerte sich um den Ofen, an dem er lehnte; er erinnerte sich an Rennys Bemerkung über das befremdliche Gewicht dieser Gebrauchsgegenstände. Er kratzte mit dem Daumennagel darüber und blickte genauer hin.
»He!« sagte er plötzlich. »Das ist kein Eisen! Diese Dinger sind aus massivem Nickel!«
»Stimmt«, sagte Doc. »Darum ging es nämlich. Die Männer waren hinter dem Nickel her. Sie haben es aus dem Land geschmuggelt. Als sie begriffen, daß das Spiel aus war, beschlossen sie, sämtliche Hinweise auf das Nickelvorkommen zu vernichten; nur so war Lakonnens Bemerkung zu verstehen. Wenn er seinem Stil treu geblieben ist, werden wir auch in dieser Gießerei eine Zeitbombe finden ...«
Gleichzeitig dachte auch Igor Lakonnen an die Zeitbombe auf dem Gelände der Eisengießerei; aber im Gegensatz zu Doc wußte Lakonnen nicht nur, daß es die Bombe tatsächlich gab, sondern auch, wo sie versteckt war.
Das U-Boot war inzwischen aufgetaucht. Es hatte den Fluß verlassen und steuerte über den See auf Pig-Irons ruinierten Betonpier zu, ganz wie Doc vermutet hatte.
»Das Kanu ist zerstört.« Lakonnen schmunzelte. »Sie können uns nicht verfolgen und werden sich also in der Fabrik umsehen. Das ist doch ganz natürlich!« Die sechs Bärtigen kicherten. Sie wußten, worauf Lakonnen anspielte; er brauchte nicht deutlicher zu werden.
Er blickte auf die Uhr.
»In fünf Minuten gibt’s eine Explosion«, sagte er zufrieden. »Die Beweise und Savage werden gemeinsam verschwinden.«
Einer der Bärtigen nickte bedächtig.
»So ist es«, bestätigte er. »Die Maßnahme wird erfolgreich sein. Aber kann uns die Flucht gelingen?«
Er schien an einer Antwort nicht übertrieben interessiert zu sein; offenbar gehörte er zu den Fanatikern, denen ein Auftrag wichtiger ist als das eigene Überleben. Aber Igor war aus anderem Holz geschnitzt. Ihm lag sehr viel daran, die Mission zu überleben.
»Wir steigen am Walzwerk aus«, sagte er. »Von dort gehen wir zum Flugplatz; es ist nicht weit. Wir werden Savages Maschine benutzen. Ich kann damit umgehen.«
Der Bärtige nickte wieder.
»Ja«, sagte er. »Aber was ist mit Savages Kumpanen?«
Igor lachte. »Savage und drei seiner Kumpane fliegen mit der Gießerei in die Luft. Die beiden anderen sind schon tot.«
Er erinnerte sich an die beiden Toten und hörte auf zu lachen. Er hatte die Leichen Hams und Long Toms gesehen, ohne daß er ihr Ableben recht verstanden hatte.
»Diese verdammten Indianer«, murmelte er. »Was sie sehen, müssen sie nachahmen ...«
Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht und zwang sich dazu, an erfreulichere Dinge zu denken. Abermals blickte er auf seine Uhr.
»Nur noch zwei Minuten bis zur Explosion«, sagte er. »Dann ist alles vorbei. Daran denke ich mit Vergnügen!«
17.
Doc und seine drei Assistenten suchten fieberhaft nach der Bombe. Monk war besonders eifrig; das lag ihm im Blut. Was er tat, geschah mit vollem Einsatz, ob es lohnte oder nicht. Aber diesmal lohnte es bestimmt; schließlich kann man nur einmal von einer Sprengladung zerblasen werden.
Er hatte bereits sämtliche Öfen inspiziert und nichts gefunden, so wandte er sich jetzt den absonderlichen künstlerischen Gebilden zu. Er stellte fest, daß sie wirklich aus Eisen waren; er trat gegen einige der Gegenstände und fand heraus, daß sie hohl klangen. Damit erwachte seine Neugier, so daß er fast die Bombe, die er eigentlich suchte, vergaß.
Statt dessen fand Doc den Sprengkörper. Er bestand aus Dynamit, einer Batterie, Kupferdrähten und
Weitere Kostenlose Bücher