DS020 - Die Tomahawks des Teufels
einer Präzisionsuhr und war unter einem Brocken Erz im Schmelzofen versteckt. Als Doc sie entdeckte, zeigte die Uhr noch fünfzig Sekunden bis zur Explosion an.
Doc kniff die Drähte durch, entfernte die Uhr und versenkte das Dynamit im Wasser. Monk nahm den Fund nur beiläufig zur Kenntnis. Er beschäftigte sich mit den künstlerischen Gegenständen; er war davon überzeugt, daß sie einen Zweck hatten. Er war kein musischer Mensch; ihm leuchtete nicht ein, daß jemand Dinge zum Selbstzweck erschuf.
Er fand auf einer Werkbank Hammer und Meißel und machte sich damit über einen bemoosten Baumstamm aus Gußeisen her. Den Stamm überzog von oben bis unten ein gezackter Riß, der Monk verdächtig erschien. Unter dem Meißel verbreiterte sich der Riß, und plötzlich klappte der falsche Baumstamm auf. Monk riß den Mund auf.
»Seht euch das an!« Er schluckte. »Die alte Eiserne Jungfrau ist wieder da!«
Johnny und Renny kamen herüber. Sie kannten sich mit den Foltermethoden des Mittelalters aus und wußten, was eine Eiserne Jungfrau war. Vor allem in der Zeit der spanischen Inquisition hatte dieses Instrument zahllose Menschen grausam getötet. Die Eiserne Jungfrau des Mittelalters war eine gußeiserne Folterkammer in Form einer untersetzten Frauengestalt mit weitem Rock; sie war hohl und hatte Scharniere, die es ermöglichten, die Form von vorn zu öffnen. Innen war sie mit langen spitzen Stacheln versehen, die beinahe zusammentrafen, wenn die Form geschlossen war. Die Delinquenten wurden in diese Eiserne Jungfrau gestellt, dann wurden die beiden Hälften von den Folterknechten langsam zugeklappt, wodurch die Stahlspitzen den Delinquenten buchstäblich zerfleischten.
Das baumähnliche Gebilde, das Monk aufgestöbert hatte, arbeitete nach dem gleichen Prinzip, nur gab es statt der Eisendornen halbmondförmige Klingen, die Verletzungen verursachten, wie sie ein Tomahawk hinterließ. Nach der Anordnung der Klingen mußten die Verletzungen unweigerlich zum Tode führen, zwar schneller als bei der eigentlichen Eisernen Jungfrau, aber nicht weniger grausam.
Monk begriff, daß er die ›Teufels-Tomahawks‹ entdeckt hatte. Er schauderte und dachte abermals an Ham. Er blickte zu Renny und Johnny hinüber. Sie starrten betreten auf das unheimliche Gebilde und schwiegen.
»Das ist es also«, sagte Monk schließlich. »Dieses Ding kann einen Menschen in einer Sekunde töten. Zugeklappt, geleert und wieder geschlossen hat es nicht anders ausgesehen als die übrigen gefällten Bäume, die überall herumliegen. Andere sehen aus wie Felsen oder wie ein Baumstumpf. Ich möchte wissen, wie viele dieser Todesmaschinen wir in der Umgebung der Mine finden würden ...«
Doc Savage trat zu seinen Freunden und nickte.
»Wir haben tatsächlich Lakonnens Tomahawks vor uns. Übrigens ist der Brief des alten Luke Heller, in dem dieser bekennt, Marquettes Großvater ermordet zu haben, eine Fälschung; damit sollte der ›Rachefeldzug‹ der Indianer motiviert werden. Das bedeutet natürlich nicht, daß Luke Heller den Indianer nicht wirklich ermordet hat; die Wahrscheinlichkeit spricht dafür. Andernfalls hätte er sich gewiß nicht verpflichtet gefühlt, Marquette zu adoptieren.«
Monk kratzte sich hinter den Ohren.
»Wieso hat Lakonnen den Anwalt Nathan Nathanialson nicht schon beim erstenmal richtig erwischt?« wollte er wissen.
»Vermutlich war alles ein Zufall«, meinte Doc. »Lakonnen hatte es nicht auf den Anwalt, sondern auf Kovisti abgesehen. Im Dunkeln hat er ihn mit Nate verwechselt. Ich nehme an, daß Nate mit Lakonnen verbündet war, obwohl es uns jetzt schwerfallen dürfte, das zu beweisen; Nate bekam Angst, und Lakonnen muß befürchtet haben, daß der Anwalt schließlich auspackt. Deswegen hat er ihn ermordet.«
»Das hört sich vernünftig an«, kommentierte Renny. Er hatte sich unterdessen weiter umgesehen. »Mit diesem Instrument dürfte Kovisti in Detroit ermordet worden sein ...«
Er wuchtete eine riesige Eiserne Jungfrau auf, die eine genaue Nachbildung eines der übergroßen Hydranten war, wie sie in Detroit auf den Straßen standen.
Monk überlegte.
»Ich frage mich, ob die Indianer, die echten Indianer, endlich kapiert haben, was vorging, und einige dieser Dinger gestohlen haben«, teilte er mit. »Vielleicht wollten sie sich rächen? Sie haben Long Tom ermordet und ...«
Weiter kam er nicht, und Doc fand auch keine Gelegenheit, auf Monks Überlegungen zu antworten. Igor Lakonnen war gerissener als Doc
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