DS023 - Terror in der Navi
letzte, zweimal unterstrichene Satz machte Doc Savage stutzig. Er zog seine Handschuhe aus, befühlte das Blatt und beroch es sogar vorsichtig. Nichts Besonders war daran. Sein Blick wanderte zu der auf klein gestellten Gasflamme in dem Kamin. Seine Hände vollführten eine blitzschnelle Bewegung, die eines Taschenspielers würdig gewesen wäre. Die Gasflamme leuchtete gelb auf, als sie das Papier erfaßte. Ein wenig Rauch kräuselte ins Zimmer.
Halb zur Seite gedreht fiel der Bronzemann in den Sessel, vor dem er stand, und rührte sich nicht mehr.
Eine ganze Weile lag er so, und im Zimmer war nichts weiter zu hören als das leise Zischen des ausströmenden und verbrennenden Gases.
Dann wurde von außen her das Wohnzimmerfenster hochgeschoben
»Oh!« hauchte eine Stimme.
Die Besitzerin der Stimme stieg vorsichtig über die Fensterbank ins Zimmer. Es war India Allison. Jähes Erschrecken trat in ihr Gesicht. »Aber es war doch harmloses Papier!« entfuhr es ihren Lippen. Sie trat zwei Schritte auf den Sessel zu und wollte nach Doc Savages Handgelenk fassen.
Doch der kam ihr zuvor und packte mit seiner Bronzehand so plötzlich zu, daß sie unwillkürlich einen leisen Schmerzschrei ausstieß.
Sie schluckte ein paarmal. »Natürlich, Sie konnten ja auch gar nicht ...«
»Es ist tatsächlich harmloses Papier, nicht wahr?« fragte Doc Savage und zog den Briefbogen aus der Tasche, »Der ursprüngliche Bogen war wahrscheinlich mit Zyankaliumsublimat getränkt, und Sie vertauschten ihn, so war es doch? Da ich meiner Sache nicht sicher war, habe ich ihn meinerseits noch einmal vertauscht.«
»Sie wußten Bescheid?« hauchte sie. »Woher?«
»Die Schurken sollten sich endlich einmal ein paar neue Tricks einfallen lassen«, überging er ihre Frage. »Und von Ihnen möchte ich zunächst wissen, wie Sie hierherkommen.«
Sie schlug die Augen nieder. »Ich hatte durch einen! Zufall mitgehört, daß man Ihnen hier eine Falle stellen wollte. Und weil ich wußte, daß Sie vielleicht als einziger diese Leute aufhalten können, kam ich heimlich her, um Sie abzufangen und um Hilfe zu bitten.«
Doc Savage hatte ihr Handgelenk freigegeben, war zum Fenster hinübergegangen und sah auf den Absatz der Feuertreppe, die vor dem Fenster vorbeiführte. Auf diesem Weg also war sie herauf geklettert.
Er drehte ihr weiter den Rücken zu und sagte mit gänzlich unbewegter Stimme: »Hilfe – wobei?«
Sie kam von hinten herbei, berührte leicht seinen Arm, und er wandte sich um.
»Es begann vor genau fünf Wochen«, sagte sie. »Erst waren es nur Schachteln und kleinere Gegenstände, die aus den Regalen fielen, und Stühle, die umstürzten. Einmal wurde krachend ein schweres Piano wie von Geisterhand umgeworfen.« Sie schauderte merklich zusammen. »Und dann wurde plötzlich Lynn van Zidland von einer unsichtbaren Gewalt gepackt und so heftig gegen die Wand geworfen, daß er sich verletzte.«
»Das klingt in der Tat gespenstisch«, warf Doc Savage ein.
»Sie glauben mir nicht, nicht wahr?« fragte sie resigniert. »Man kann das von jemand, der es nicht selbst erlebt hat, auch kaum erwarten. Daß eine unsichtbare Kraft einfach einen Wagen packt und von der Straße drückt, wie es uns einmal passiert ist.«
»Nachdem in den Zeitungen davon gesprochen wird, daß auch bei den Schiffsunglücken der Navy eine geheimnisvolle Kraft im Spiel gewesen sein soll«, erklärte Doc, »klingt das gar nicht mehr so unglaublich.«
Das Mädchen atmete tief durch, um sich erst einmal zu sammeln.
»Es fing vor zwei Wochen an, als ein Mann mit einer abgesägten Schrotflinte bei uns im Haus erschien. Er sagte, er sei gekommen, um uns gegen diese mysteriösen Attacken aus dem Nichts zu schützen, und wir hätten im Haus zu bleiben und niemand etwas davon zu erzählen. Er weigerte sich aber zu sagen, wer er sei und wer ihn geschickt habe. Erst führte er sich wie eine Art Butler auf, dann begann er uns herumzukommandieren.«
»Ich verstehe.« Doc betrachtete ihre schlanke, feingliedrige Hand auf seinem Arm.
»Ich bin van Zidlands Sekretärin«, sagte das Mädchen. »Gleichzeitig aber auch so etwas wie sein ›
Ghost-Writer
‹. Van Zidland ist nicht nur Importeur von optischen Geräten, er schreibt auch Artikel für amerikanische Fachzeitschriften, und da sein Englisch nicht so gut ist, tue ich das für ihn.«
»Fahren Sie fort«, sagte der Bronzemann und spürte den Druck ihrer Hand.
»Dieser Mann, der sich uns da aufdrängte«, sagte das Mädchen,
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