DS026 - Der Inka in Grau
Vigos Gesicht sein, mit dem entschlossenen vorgestreckten Kinn machte er auf die Versammlung mächtigen Eindruck. Unbeirrt fuhr der General fort: »Wir haben auf beiden Seiten den verhängnisvollen Fehler begangen, uns gegeneinander auf hetzen zu lassen. Jetzt müssen wir zu einem Frieden kommen, und zwar unverzüglich. Über die Bedingungen darf es keine lange Diskussion geben. Delezon verlangt nichts. Im Gegenteil, es ist bereit, seinen Teil zur Beseitigung der Kriegsschäden beizutragen.«
Es war eine gute Rede. Sie kam sofort auf den Kern der Dinge, und das verfehlte bei den Zuhörern nicht die Wirkung. Aber beendet wurde die Rede nicht, denn vorn am Saaleingang gab es einen Tumult. Die dort postierten Wachen versuchten, einen schmächtigen, pockennarbigen Mann in Zivil aufzuhalten, der aber bereits in den Saal vorgedrungen war und sich lauthals Gehör zu verschaffen versuchte.
Don Kurrell, der Ölmann, reagierte als erster. Er rannte auf die raufende Gruppe zu, und obwohl einer der Saalwächter dem sich heftig wehrenden Mann den Mund zuzuhalten versuchte, gelang es diesen, einige bruchstückhafte Worte zu rufen.
Don Kurrell, der offenbar den Zusammenhang der Worte als einziger verstand, fuhr herum, und seine Stimme überschlug sich fast, als er in den Saal rief: »Wir sind durch diesen Trick hereingelegt worden! Der Mann, der vorhin zu uns gesprochen hat, war gar nicht Präsident Carcetas!«
Die Folgenschwere dieser Worte ließ die Unruhe, die im Saal entstanden war, augenblicklich ersterben.
In die Stille hinein rief Don Kurrell: »Reißt dem Betrüger, der sich als Präsident Carcetas ausgegeben hat, die Maske herunter! Ihr werdet feststellen, daß nichts an ihm echt ist!«
Diesmal war es Kriegsminister Serrato, der als erster reagierte. Er war es ja auch, der dem vermeintlichen Präsidenten Carcetas am nächsten stand. Er sprang vor und griff mit beiden Händen zu.
Das Ergebnis war verblüffend. In der einen Hand hielt er gleich darauf eine weißhaarige Perücke, in der anderen die bis zu den Knöcheln reichende schwarze Staatsrobe.
Unter dem Gewand kam aber nicht Carcetas’ lange, hagere Gestalt zum Vorschein, sondern eine athletische Gestalt von geradezu einmaligem Wuchs.
Und der Bronzemann wurde sofort erkannt.
»Doc Savage!« hallte es durch den Saal.
16.
Wilder Tumult brach los. Die Spannung war schon durch das Erscheinen General Vigos zum Bersten geladen gewesen. Jetzt kochte sie über.
Doc Savage gab jeden Gedanken auf, seine Rolle als Präsident Carcetas weiterzuspielen, sondern fuhr zu General Vigo herum.
»Nichts wie weg hier! Wir sind ernstlich in Schwierigkeiten!«
»Was Sie nicht sagen«, bemerkte Vigo trocken.
Die Versammlung hoher Militärs und Staatsbeamter hatte sich unversehens in einen Mob verwandelt, der auf sie einzudringen versuchte. General Vigo fühlte sich von einem Dutzend Händen gleichzeitig gepackt, aber Doc Savage blieb in der Nähe und half ihm, sich loszureißen. Sie schafften es, sich zu einem der großen Saalfenster durchzukämpfen. Mit angewinkelten Ellenbogen rammte Doc Savage die Scheibe ein und sprang, General Vigo mit sich ziehend, hinaus. Schüsse hallten hinter ihnen her und vielstimmige, gellende Schreie.
»Killt Vigo! Killt Doc Savage! Seht nach Präsident Carcetas, vielleicht haben sie ihn umgebracht!«
Doc Savage und General Vigo flohen. Gleich darauf schloß sich ihnen im Dunkeln eine schmächtige Gestalt an. Es war Long Tom.
»Was ist schiefgegangen?« erkundigte er sich.
»Das ist auch mir ein Rätsel«, gab Doc Savage zurück. »Der Inka in Grau muß dahintergekommen sein, daß ich in die Rolle von Präsident Carcetas geschlüpft war. Der Mann, der da in den Saal kam, schien wenigstens vom Typ her richtig zu sein. Ich glaube auch, ich habe ihn schon mal irgendwo gesehen.«
Long Tom keuchte im Laufen: »Aber wie – wie soll der Inka dahintergekommen sein? Nur wir drei waren doch dabei, als wir Carcetas in seinem Amtszimmer überrumpelten und fesselten.«
»Vielleicht hat uns doch jemand beobachtet«, sagte Doc Savage. Er war vom Laufen nicht im mindesten außer Atem.
Sie rannten eine schmale Seitenstraße entlang, bogen rechts ein, dann noch einmal rechts und verlangsamten ihre Schritte, denn nun gelangten sie, nachdem sie einen weiten Bogen geschlagen hatten, wieder in die Nähe des Präsidentenpalastes. Schließlich blieb Doc Savage stehen.
»Long Tom und General Vigo«, schlug er vor, »versuchen Sie, zu Präsident
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