DS028 - Das Gold der Mayas
Ungeduldig spreizte er die Finger und ballte sie zu Fäusten, die an Schmiedehämmer erinnerten und durchaus geeignet schienen, Türfüllungen einzuschlagen. Er hatte ein notorisch säuerliches Puritanergesicht, dessen Ausdruck sich auch jetzt nicht änderte, als er zufrieden den Fortschritt registrierte, den seine Arbeit nahm.
Ein kleiner Mann mit lehmverschmierten Sachen rannte herbei.
»
Señor Coronel
Renwick!« sagte er aufgeregt. »Der schwarze Kasten, er redet in einer fremden Sprache!«
Der große Mann wirbelte herum, sprang über einige Felsen, überquerte einen vier Meter breiten Bach, ohne das Wasser zu berühren, und hastete ins Zelt. Er betätigte Knöpfe des Funkgeräts und griff nach einem Mikrophon. »Renny«, sagte er. »Ich höre.«
Die Unterhaltung war ausführlich und dauerte noch an, als ein zweiter Mann ins Zelt trat. Er war so groß wie Renny, aber erschreckend dünn, und trug eine Brille, deren eines Glas so dick war wie eine Lupe. Der Mann war William Harper Littlejohn, galt in Fachkreisen als bedeutender Geologe und Archäologe und war im Krieg auf einem Auge erblindet. Da er in seinem Beruf häufig eine Lupe benötigte, hatte er sie sich der Bequemlichkeit halber in das Brillengestell einbauen lassen. Er gehörte zu Docs Assistenten und wurde allgemein Johnny genannt.
»Doc ist am Apparat«, sagte Renny leise zu ihm. »In Hidalgo ist eine Revolution ausgebrochen.«
Johnny nickte stumm und setzte sich neben ihn.
»Ihr beide seid in Südamerika«, sagte Docs Stimme aus dem Gerät, »also viel näher am Schauplatz als wir hier in New York, und wenn ihr in einer Stunde auf brecht, könnt ihr vor dem Morgen in Hidalgo sein. Wenn möglich solltet ihr mit mir Funkkontakt halten, vielleicht könnt ihr auch Avispa schon ein wenig helfen.«
»Natürlich«, sagte Renny. Er war sofort bereit, die Leitung der Bauarbeiten einem Vertreter zu übertragen; er wußte, daß Doc ihn nicht angerufen hätte, wenn es nicht wichtig gewesen wäre. Die Regierung des südamerikanischen Staates, in dem er sich befand, hatte ihn beauftragt, eine Bahnverbindung zwischen der Hauptstadt an der Küste und dem Binnenland herzustellen, und er hatte sich zu seiner Unterstützung Johnny mitgenommen. »Wir reißen sofort unsere Zelte ab und packen die Koffer.«
Doc Savage schaltete das Funkgerät aus. Im Arbeitszimmer erwartete ihn Long Tom.
»In Ordnung«, sagte Doc. »Renny und Johnny sind praktisch schon unterwegs.«
»Gut.« Long Tom nickte. »Ich habe inzwischen alles erledigt. Ein Jammer, daß Renny und Johnny vor uns in Hidalgo sein werden. Bis wir hinkommen, haben die beiden die Revolution wahrscheinlich schon im Keim erstickt.« Er wäre davon weniger überzeugt gewesen, wenn er die beiden Männer hätte sehen können, die in einem anderen Stock des Hochhauses vor einem weiteren Funkgerät saßen. Sie hatten den Dialog zwischen Doc und Renny abgehört.
»Der berühmte Doc Savage hat sich also entschlossen, in Hidalgo zu intervenieren«, sagte einer der beiden, ein kleiner, krötenhafter Mann mit einem festgefrorenen Grinsen auf dem Gesicht. »Das wird den Anführer bestimmt interessieren!«
»Der berühmte Doc Savage scheint sich Sorgen zu machen«, meinte sein Kumpan, der groß und bullig wie ein Möbelträger war. Er hatte eine Glatze und nur noch wenige Zähne; die übrigen waren ihm bei zahllosen Schlägereien abhanden gekommen. »Er ruft seine ganze Mannschaft um Hilfe!«
Der erste Mann feixte.
»Ich habe irgendwo über den Auftrag gelesen, den Renwick in Südamerika übernommen hat«, sagte er. »Littlejohn ist auch dabei, er soll aufpassen, daß es nicht irgendwo zu einem Erdrutsch kommt. Bestimmt ist es nicht weiter schwer, die beiden aufzustöbern. Wenn sie schon in der Zeitung stehen ...«
Die Männer packten ihr Gerät ein und gingen zur Tür. »Dem Anführer ist niemand gewachsen«, sagte der Möbelträger zuversichtlich. »Ich halte jede Wette, daß Renwick und Littlejohn nie nach Hidalgo kommen!«
»Die Wette gewinnst du«, sagte die Kröte. »Deswegen wette ich nicht mit dir.«
6.
Johnny und Renny waren inzwischen bereits beim Packen. Ein junger Mann, der Khaki-Hemd und Reithosen trug, kam zu ihnen ins Zelt. Er wirkte sehr mißgelaunt, hatte er doch Renny an der Baustelle gesucht und nicht gefunden; einer der indianischen Arbeiter hatte ihn jetzt zum Zelt geschickt.
»
Coronel
Renwick«, sagte er verblüfft, »was ist los? Wohin wollen Sie?«
Renny blickte ungeduldig auf
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