DS036 - Der Gespenster-König
nicht, oder?«
»Nein«, mußte der Reporter zugeben.
»Eben«, sagte der Presse-Mann. »Auch hier sehen Sie es noch nicht. Aber kommen Sie mit, dann werde ich es Ihnen zeigen.«
Die Gruppe der Journalisten folgte ihm in einen Raum, in dem sich ein langer stählerner Zylinder befand, an den Rohre und Kabel angeschlossen waren.
Giltstein erteilte eine Anweisung, und die Ventile, durch die der bräunliche Dampf zuströmte, wurden geschlossen. Danach wurde in dem Stahlzylinder eine Klappe geöffnet, und die Reporter durften hineinsehen. Drinnen war nur ein brauner Belag und ein Rest von bräunlichem Nebel zu erkennen.
»Dies ist das Kernstück der Goldgewinnungsanlage«, sagte Giltstein. »Hier werden Chemikalien zugeführt, und das Gold kann ausgefiltert werden, weil es an diesen Chemikalien hängenbleibt.«
»Was sind das für Chemikalien?« fragte der Korrespondent eines Londoner Abendblattes.
»Das kann ich nicht preisgeben«, sagte Giltstein. »Das ist der geheime Teil des Goldgewinnungsprozesses, die eigentliche Erfindung.«
Das Ventil wurde wieder aufgedreht, der bräunliche Dampf wieder in den großen stählernen Zylinder eingelassen. Ein wenig später wurde ein Ablaßhahn geöffnet, und eine dicke gelbliche cremige Masse rann heraus. »Das Gold«, erklärte Giltstein dramatisch.
»Mir kommt das aber ganz und gar nicht wie Gold vor«, schnaubte jemand abfällig.
Der Presse-Agent ignorierte die Bemerkung und folgte dem breiigen Strom zu einem brodelnden Schmelzofen. »Hier werden die Chemikalien durch Hitze ausgetrieben«, erklärte er, »und das Rohgold bleibt übrig.«
Ein Mann erschien mit einer Kelle an einem langen Stiel. Er öffnete einen Ablaßhahn, und ein hitzegleißender Strom rann heraus. Er ließ die Kelle vollaufen und rannte mit ihr zu einer Form. Er wartete ein paar Sekunden, zerbrach dann die Form, und ein kleiner gelber Würfel blieb übrig. Der Arbeiter tauchte ihn zum Abkühlen in Wasser, reichte ihn dann Giltstein, und der gab ihn an den mißtrauischsten Reporter weiter.
»Gold!« sagte er. »Im Wert von annähernd tausend Dollar.«
»Verdammt!« brummte der Reporter. »Ich glaube, das ist tatsächlich Gold.«
»Es gehört Ihnen«, sagte der Presse-Mann. »Wenn Sie wieder in London sind, können Sie es analysieren lassen.«
»Was?« rief der Zeitungsschreiber. »Das gehört mir?«
Giltstein lächelte selbstgefällig. »Jeder von Ihnen, Gentlemen, bekommt einen solchen Würfel. Wir haben davon genug. Die Ozeane der Welt sind groß, und jede Kubikmeile Meerwasser enthält für zehn Millionen Dollar Gold.«
Monk drängte sich vor. Er sah sich den Würfel, den der Reporter in der Hand hielt, genau an und ritzte ihn mit dem Daumennagel. Es war tatsächlich Gold.
Fünf Minuten lang herrschte ein regelrechter Aufruhr. Die britischen Zeitungsschreiber wurden so mager bezahlt wie Journalisten überall auf der Welt. Daß sie für tausend Dollar Gold geschenkt bekommen sollten, verblüffte sie. Nur langsam beruhigten sie sich wieder.
»Wo ist da der Haken?« fragte einer.
»Kein Haken dabei«, versicherte Giltstein. »Diese Goldproben geben wir Ihnen, damit Sie sie untersuchen lassen können, um dann darüber zu berichten.«
Ein Reporter kratzte sich den Kopf. »Aber warum machen Sie überhaupt solche Anstrengungen, die Sache in die Presse zu bringen?«
»Das werde ich Ihnen erklären, wenn Sie versprechen, es nicht zu veröffentlichen«, sagte der Presse-Promoter.
»Los, raus damit!«
»Wehman Mills, der alleinige Besitzer und damit Herrscher über Magna Island, möchte vermeiden, daß er mehr als die Hälfte der Einkünfte aus seiner Erfindung an Steuern abführen muß. Deshalb hat er diese Insel gekauft und hier die Goldgewinnungsanlage errichten lassen. Daraufhin wird die britische Regierung wahrscheinlich versuchen, die Insel ihrem Staatsgebiet anzugliedern, eben um jene Steuern kassieren zu können. Wehman Mills möchte dem Vorbeugen, indem er sich gut mit der Presse stellt, insbesondere der englischen. Eine entsprechende Pressekampagne könnte die britische Regierung veranlassen, von einer solchen Annexion Abstand zu nehmen. Da Wehman Mills aber ein Philanthrop ist, und vielleicht auch ein wenig Geschäftsmann, weil er die öffentliche Meinung auf seiner Seite haben möchte, erklärt er sich bereit, ein Drittel all seiner Gewinne für wohltätige Zwecke zur Verfügung zu stellen.«
»Ziemlich gerissen«, bemerkte ein Reporter.
»Gibt es denn eine rechtliche Handhabe für
Weitere Kostenlose Bücher