DS038 - Land der Angst
dabei warst du bei Greens und hast mit ihm dreckige Geschäfte ausbaldowert.«
Ham stotterte. Zum erstenmal seit Jahren hatte er keine schlagfertige Entgegnung parat. Virginia Jettmore überwand ihren Schock.
»Das ist absurd!« sagte sie und deutete auf Ham. »Er kann doch nicht in dem Haus gewesen sein, oder ...?«
»Natürlich nicht.« Doc schüttelte den Kopf. »Unser Gegner erlaubt sich einen kleinen Scherz mit seinen Leuten, er will nicht nur sein Gesicht verbergen, sondern zugleich seinen oder auch seine Partner verwirren.«
»Aber warum hat er sich ausgerechnet mich ausgesucht?« Ham verstand die Welt nicht mehr. »Er kennt mich doch gar nicht!«
»Offenbar kennt er dich doch«, meinte Monk. »Vielleicht ist er dahintergekommen, daß du leicht zu kopieren bist, weil deine Persönlichkeit im wesentlichen aus deinen Anzügen besteht.«
»Das glaube ich nicht,« Ham hatte sich wieder gefaßt. »Wahrscheinlich weiß er, daß ich sein gefährlichster Widersacher bin, und durch seine Maskerade will er mir den Kampf erschweren.«
»Dieser Logik vermag ich nicht zu folgen«, erklärte Monk ironisch. »Möchtest du mir bitte diese deine Gedankengänge erläutern?«
Doc winkte ab und ging zu dem Mädchen.
»Kommt Ihnen der Mann bekannt vor?« fragte er. »Können Sie sich unter seiner Schminke ein anderes Gesicht vorstellen?«
»Sie ... Sie meinen Harlan?«
»Zum Beispiel Harlan Spotfield«, sagte Doc. »Aber auch jemand anders, mit dem Sie zusammengetroffen sind.«
Das Mädchen überlegte. Ihre Augen weiteten sich, ihre Lippen zitterten wieder.
»Nach der Größe könnte es Harlan sein«, sagte sie schließlich. »Aber Harlan hatte nicht so breite Schultern.«
»Ich bin nicht ganz auf dem laufenden«, mischte sich Monk ein. »Harlan Spotfield ist der Mann, der zuerst zu Doc wollte?«
Virginia nickte.
»Mein Vater hat ihm vertraut«, antwortete sie. »Aber wenn dieser Mann nicht Harlan ist, wer ist er dann?«
»Wir werden ihn uns greifen«, entschied Ham. »Wir waschen ihm die Schminke ab und sehen ihn uns genau an!«
Doc hob die Hand und lauschte zum Korridor. Draußen näherten sich unsichere Schritte, Monk schnellte zur Tür und riß sie auf. Vor ihm stand Harlan Spotfield.
Virginia Jettmore stieß einen unterdrückten Schrei aus. Spotfields Kleider hingen in Fetzen um seine lange, dürre Gestalt, sein Gesicht war zerprügelt, als hätte er eine Schlägerei auf Tod und Leben hinter sich. Die Augen quollen ihm beinahe aus den Höhlen, sein Mund war verzerrt.
»Virginia!« krächzte er.
Das Mädchen starrte ihn an. Plötzlich sprang sie auf und wollte zu ihm, Doc hielt sie zurück.
»Harlan!« flüsterte das Mädchen. »Harlan ... Bist du verletzt?«
»Bleiben Sie hier«, sagte Doc leise. »Gehen Sie nicht zu ihm, bevor wir wissen ...«
Er beendete den Satz nicht. Monk schloß hinter Spotfield die Tür. Spotfield blickte zu Doc und dann zu Virginia, er hob die rechte Hand, wie um zu winken, und ließ sie kraftlos fallen. Doc bemerkte den Ring mit der Kamee an Spotfields Ringfinger und kniff die Augen zusammen.
»Virginia«, sagte Spotfield heiser, »New York ist die Hölle. Komm mit, wir fahren zurück nach Afrika.«
»Aber das ist Doc Savage!« erwiderte das Mädchen. »Mein Vater hat uns zu ihm geschickt! Warum sollen wir zurückfahren, nachdem wir gerade angekommen sind?« Spotfield nickte geistesabwesend. Er erweckte den Eindruck eines Menschen, der sich nur mit Mühe auf seine Umgebung konzentrieren kann.
»Hast du Doc Savage erzählt, was wir wollen?« fragte er.
»Natürlich!« sagte Virginia.
Spotfield taumelte wieder, anscheinend konnte er sich kaum auf den Beinen halten. Monk stand nach wie vor neben ihm und beobachtete ihn. Er traf keine Anstalten, Spotfield zu stützen. Spotfield gab sich einen Ruck und richtete sich auf. Scheinbar beiläufig trat Doc hinter den eingelegten Tisch und ließ sich in den Sessel fallen. Er legte die Hände auf die Tischplatte.
»Virginia!« sagte Spotfield eindringlich. »Hast du wirklich Doc Savage alles erzählt?«
»Aber ja!« entgegnete das Mädchen. »Weshalb hätte ich es nicht tun sollen?«
»Dann werden sie uns umbringen«, sagte Spotfield tonlos.
Er drehte sich um und ging zur Tür, Doc drückte auf eine der eingelegten Verzierungen des Tischs, Spotfields Füße blieben plötzlich am Boden haften, als wären sie angefroren, er kippte nach vorn und verlor beinahe das Gleichgewicht. Er schrie auf, und nun ließ Monk sich gnädig herbei,
Weitere Kostenlose Bücher