DS038 - Land der Angst
hörte sich den Dialog an, den er vor der Tür zu Gordons Zimmer nicht hatte hören können. Monk hatte nicht übertrieben. Die Tonqualität war vorzüglich.
»Der Rückzug aus dem Hotel war gut organisiert«, sagte eine flache, unpersönliche Stimme; Doc vermutete, daß sie dem Mann mit der Maske gehörte, der die Tür zu seiner Wohnung eingetreten und ihn aufgefordert hatte, sich von Virginia Jettmore fernzuhalten. »Greens, ich muß Ihnen ein Kompliment machen.«
»Ich kümmere mich um meine Arbeit«, sagte ein Mann, der sich offenkundig bemühte, den hochnäsigen Tonfall eines Gebildeten anzuschlagen. »Nun liegt es an Ihnen, Ihren Teil der Abmachung einzuhalten.«
»Mir gefällt der Einfall mit dem Lieferwagen. Niemand würde auf den Gedanken kommen, nach einem schwarzen Wagen mit der Aufschrift ›Long Distance Hauling‹ zu suchen, wenn ein Wäschereifahrzeug vor dem Hotel gesehen worden ist.«
»Ich bin nicht dumm«, sagte der Mann, den der andere Greens genannt hatte, mit falscher Bescheidenheit. »Aber Sie sollten mir nun wirklich mitteilen, was auf dem Spiel steht. Sie haben Millionen erwähnt und ...«
»Und ich meine auch Millionen!« Die unpersönliche Stimme schnitt ihm das Wort ab. »Mein Plan ist ganz sicher, außerdem ist alles legal. Wir dürfen nur kein Risiko eingehen!«
»Ein Mord ist nicht legal!« widersprach Greens. »Auch nicht, wenn er nicht beweisbar ist, weil vom Opfer nur ein Skelett übrigbleibt. Und bei unseren Bestrebungen, Savage auszuschalten, haben wir uns auch nicht gerade an die Gesetze gehalten.«
Die unpersönliche Stimme lachte.
»Sie sind zu penibel«, sagte sie. »Man kann alles übertreiben, auch die Ehrbarkeit.«
»Ich bin nicht ehrbar!« Greens’ Stimme klang so entrüstet, als hätte ihn der Partner schlimm beleidigt. »Ich bin sogar der Meinung, mit Ihrer Waffe könnten wir sämtliche Banken und Juwelenläden ausräumen, wir brauchten die Waffe gar nicht anzuwenden, wir müßten nur damit drohen.«
»Ich habe andere Pläne ...«
Doc schaltete das Gerät aus. Er wandte sich an Virginia.
»Spotfield?« fragte er.
Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Gesicht war kalkweiß. Sie schluchzte unterdrückt.
»Ich weiß es nicht«, flüsterte sie. »Die Stimme klingt ähnlich, aber ich kann es nicht mit Gewißheit sagen ...«
»Einer der Kerle heißt Greens«, mischte sich Monk ein. »Das kann doch nur Greens Gordon sein, ein Gangster, der sich für alle möglichen Schurken taten anwerben läßt!«
Doc nickte und schaltete den Apparat wieder ein. Das Gespräch zwischen dem Mann, dessen Stimme an Spotfield erinnerte, und Greens Gordon ging weiter, aber es erbrachte keine Neuigkeiten.
»Das war’s«, sagte Doc. »Jetzt möchte ich den Film sehen.«
Monk und Ham holten die Kassette. Doc entschuldigte sich bei dem Mädchen und ging nebenan in sein Schlafzimmer, um den zerrissenen Anzug zu wechseln. Als er zurückkam, saß Virginia in einem Sessel im Empfangszimmer, Monk hatte den Film eingelegt, und Ham rollte die Leinwand herunter und löschte das Licht.
»Ich bin neugierig«, bekannte er. »Erstens auf diesen Greens und zweitens auf den Händler mit dem knochigen Tod.«
»Bitte!« flüsterte das Mädchen entsetzt. »Dieses Wort macht mir eine Gänsehaut.«
Bilder flackerten über die weiße Fläche, Greens Gordon marschierte auf und ab, und an seiner Identität konnte es keinen Zweifel geben. Die Zeitungen hatten sein Konterfei häufig abgedruckt, wenn er wieder mal vor Gericht gelandet war. Er befand sich in einem weitläufigen, luxuriös eingerichteten Büro. Sein Gesprächspartner stand mit dem Rücken zur Kamera und hatte anscheinend nicht die Absicht, sich umzudrehen.
»Was für eine Pleite!« schimpfte Monk. »Warum zeigt der Kerl nicht seine Visage ...«
Gordon blieb stehen und blickte zu seinem Partner.
Der Partner zuckte die Achseln und fuchtelte mit den Händen, dann drehte er sich endlich um. Die Leinwand wurde hell, der Streifen war zu Ende, aber die kurze Zeit hatte genügt, das Gesicht des Mannes zu sehen.
Er trug keine Gummimaske. Er hatte eine bestürzende Ähnlichkeit mit Ham.
8.
Ham sprang auf und starrte auf die Leinwand, Monk runzelte verdutzt die Stirn, das Mädchen blickte verständnislos zu Ham, in ihren Augen stand plötzlich wieder Angst. Doc erhob sich ruhig und schaltete die Deckenbeleuchtung ein.
»Du mieser Rechtsanwalt!« feixte Monk. »Da hab ich gedacht, du warst den ganzen Nachmittag mit mir zusammen,
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