DS038 - Land der Angst
»Aber offenbar hatte er Grund dazu.«
»Und wir stehen wieder ganz am Anfang.« Monk schüttelte grämlich den Kopf. »Nachdem Spotfield nicht unser Schurke gewesen sein kann, müssen wir nach einem anderen Ausschau halten.«
Doc betrachtete das herausgeschossene Schloß. »Jemand versucht uns zu bluffen«, sagte er nach einer Weile. »Auf das Schloß ist erst geschossen worden, als die Tür schon offen war. Spotfield oder das Mädchen haben die Gangster hereingelassen.«
»Da Spotfield tot ist, kommt offensichtlich nur das Mädchen in Frage.« Monk war niedergeschlagen, als hätte er soeben einen entsetzlichen Verlust erlitten. »Sie gehört also zu den Gangstern ...«
»Und wieso nicht?« Ham lächelte niederträchtig. »Früher oder später wirst du dich damit abfinden müssen, daß Frauen keine reinen Engel sind!«
Doc ging ins Empfangszimmer, seine Gefährten schlossen sich an. Der Bronzemann setzte sich hinter den Arbeitstisch, Ham ließ sich in einen Sessel fallen, Monk trat zum Fenster und starrte blicklos hinaus.
»Diese Sache gefällt mir nicht«, sagte Doc nachdenklich. »Sie ist so unlogisch wie möglich. Virginia Jettmore und Harlan Spotfield haben uns zu verstehen gegeben, daß sie Genlee in keiner Weise für bemerkenswert halten, trotzdem haben die Gangster es auf Genlee abgesehen. Der sogenannte knochige Tod ist den beiden und ihrem Begleiter Castleman nach New York gefolgt, und der Mann, der hinter diesen rätselhaften Morden steht, konnte es sich leisten, sich der Hilfe Greens Gordons zu versichern. Gordon und sein Partner haben über Millionen gesprochen, die zu verdienen sein sollen. Woher sollen die Millionen kommen, wenn in Genlee nichts zu holen ist?«
»Keine Ahnung«, bemerkte Ham, »und von hier aus werden wir die Fragen auch nicht beantworten können.
Außerdem bin ich davon überzeugt, daß wir noch nicht das Ende der Mordserie erlebt haben. Vermutlich sind die Gangster auf dem Weg nach Genlee, und was dort geschehen wird, könnte nicht einmal ein gewerbsmäßiger Hellseher prophezeien.«
»Natürlich nicht«, knurrte Monk, ohne sich umzudrehen. »Weil sämtliche Hellseher lügen!«
»Wir reisen nach Genlee«, entschied Doc. »Fahrt voraus zum Hafen und macht unsere Jacht seeklar. Ich komme nach.«
Der Weg zum Hafen war nicht weit, und Ham und Monk beschlossen auf ein Fahrzeug zu verzichten. Inzwischen war die Nacht weit fortgeschritten, und die meisten Straßen lagen ausgestorben da. Ham und Monk schwiegen, jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Die Jacht hieß
Seven Seas
, war mit leistungsfähigen Dieselmaschinen ausgerüstet und lag am Kai vor einem Lagerhaus, das der
Hidalgo Trading Company
gehörte. Tatsächlich hatte die Firma nur einen einzigen Gesellschafter, nämlich Doc Savage, und existierte nur auf dem Papier. In Wirklichkeit diente das Lagerhaus Doc als Hangar; hier bewahrte er seine Flugzeuge auf. Die Auswahl reichte von der schweren Reisemaschine über kleinere Amphibienflugzeuge bis zum Helikopter. Das Gebäude war fensterlos, die Mauern waren mehrere Fuß dick und die Eingänge mit Alarmanlagen gesichert.
Monk und Ham öffneten die schwere Tür und gingen durch die Halle zu der zweiten Tür, die auf den Hudson River führte. Über dieser Tür flackerte eine rote Lampe, und die beiden Männer blieben abrupt stehen. Die Lampe bewies, daß jemand die Tür benutzt hatte, ohne die Alarmanlage auszuschalten. Falls Doc sich noch in der Wohnung befand, wußte auch er jetzt, daß sich ein Unbefugter in seinem Hangar herumtrieb, denn dort leuchtete nun eine ähnliche Lampe auf, die mit dem Alarmsystem gekoppelt war. Anscheinend war es dem Eindringling gelungen, die übrigen Alarmanlagen auszuschalten, doch die letzte Sicherung hatte er übersehen.
Die beiden Männer zogen ihre Maschinenpistolen und schlichen zu der Tür. Monk schob sie so leise wie möglich zurück und spähte zu der Jacht,hinüber, und Ham blickte ihm über die Schulter. Über das Deck der Jacht huschte ein dunkler Schatten.
Monk und Ham eilten über eine schwankende Gangway an Bord, im gleichen Augenblick glitt der Schatten hinter die Brückenaufbauten in Deckung.
»Halt!« brüllte Monk. »Bleiben Sie stehen!«
Der Schatten verharrte. Er zielte mit einer 45er und drückte ab, die Kugel strich nah an Monk vorbei, und Monk warf sich erschrocken hin. Ham schnellte zur Seite und schoß mit seiner Maschinenpistole. Der Schatten hastete aus der Deckung zum Bug, Ham setzte ihm nach.
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