DS039 - Pazifikpiraten
Duck ist vor wenigen Minuten ausgezogen«, informierte ihn der Portier.
Als nächsten rief Doc den Polizeichef von San Francisco an. Er legte dazu das Gespräch auf Lautsprecher, so daß alle mithören konnten.
»Haben Sie einen Haftbefehl oder sonst etwas gegen mich vorliegen?« fragte Doc, nachdem er seinen Namen genannt hatte.
»Aber keineswegs!« entgegnete der Polizeichef von San Francisco. »Im Gegenteil, wir haben von New York die Bitte übermittelt bekommen, Ihnen auf jede nur mögliche Weise behilflich zu sein.«
Nach ein paar höflichen Worten trennte Doc die Verbindung und sah Kapitän Hickman an. »Nun, wollen Sie mich immer noch verhaften?«
Kapitän Hickmans rötliches Gesicht glänzte vor Schweiß. »Nein, nein, natürlich nicht mehr«, stotterte er.
»Bekomme ich nun Ihre Hilfe?« sagte Doc. »Lassen Sie das Schiff durchsuchen? Falls Sie sich weigern, werden Sie wohl in dreißig Minuten nicht mehr Kommandant dieses Schiffes sein. Tut mir leid, aber Sie zwingen mich dazu.«
Kapitän Hickman wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Er war verwirrt und eingeschüchtert, aber auch wütend.
»Los, rufen Sie Ihre Reederei an«, befahl Doc. »Erkundigen Sie sich dort nach mir.«
Kapitän Hickman gehorchte, wozu er das Gespräch aber wieder lieber auf Kopfhörer umlegte. Als er abschaltete, war er unter seiner rötlich verbrannten Haut bleich geworden.
»Ich habe Anweisung erhalten, mich Ihren Wünschen zu fügen«, erklärte er mit tonloser Stimme. »Falls Sie darauf bestehen sollten, habe ich Ihnen sogar das Schiffskommando zu übergeben.«
Jong, der Erste Offizier, verzog das Gesicht, als traute er seinen Ohren nicht. Dann machte er eine zustimmende Geste. »Ich werde eine sofortige Durchsuchung des Schiffes veranlassen. Und ich verspreche Ihnen, sie wird so diskret durchgeführt, daß niemand von den Passagieren es bemerkt.« Er eilte hinaus.
Doc und Renny kehrten in ihre Kabinensuite zurück. Renny musterte den Bronzemann neugierig. »Sag mal, was sind das eigentlich für dicke Beziehungen, die du zu der Reederei hast?«
»Vor ein paar Monaten befand sich die Firma in einem finanziellen Engpaß«, sagte Doc zögernd. »Wenn sie in Konkurs gegangen wäre, hätten mehrere tausend Menschen ihre Arbeit verloren. Ich half ihr mit einem Darlehen über den Engpaß hinweg.«
Selbst Renny wunderte sich gelegentlich noch, in wie vielen Unternehmungen überall in den USA der Bronzemann die phantastischen Geldsummen stecken hatte, die er aus seinem Goldschatz in den unzugänglichen Bergen Mittelamerikas bezog.
10.
Die Durchsuchung der
Malay Queen
nach Monk, Long Tom und Johnny war ein glatter Mißerfolg.
»Ich versichere Ihnen, wir haben keine Kabine und keinen Winkel der Laderäume undurchsucht gelassen«, erklärte der Erste Offizier Jong. »Keine Spur von den drei Gefangenen.«
»Ich glaube nicht, daß sie überhaupt noch an Bord sind«, sagte Kapitän Hickman. In Docs Gegenwart sprach er jetzt sehr leise.
»Ich könnte schwören, sie sind an Bord«, sagte Renny. »Es sei denn Rennys Befürchtungen wurden zerstreut, als sie am nächsten Tag eine unter der Kabinentür durchgeschobene Karte fanden, auf der stand:
Der Strohhalm hat dem Kamel nicht den Rücken gebrochen – das hören Sie sicher gern. Aber es war hart dran.
Tom Too
»Der Kerl wird regelrecht unverschämt«, knirschte Renny. »Aber wie ist das möglich, daß wir nichts gefunden haben – falls unsere drei Kumpels an Bord sind?«
»Wir wissen nicht, wie viele Leute von der Mannschaft bestochen waren«, wies Doc ihn darauf hin.
In Honolulu blieb die
Malay Queen
ein paar Stunden am Kai liegen. Doc hatte Ham, dem auffallend gekleideten ›Engländer‹, und Mindoro, der mit einem ausgebeulten Tropenanzug nun einen ›Tropentramp‹ markierte, Instruktionen gegeben, scharf die Gangway im Auge zu behalten, aber niemand, der Monk, Long Tom oder Johnny hätte sein können, wurde von Bord gebracht.
Sofort nach dem Wiederauslaufen machte sich Doc selber an eine Durchsuchung der
Malay Queen
, und er ließ auch die ausgefallensten Verstecke nicht aus. So sah er sogar in den Frischwassertank und den Brennstofftanks nach – wie alle modernen Liner fuhr die
Malay Queen
mit Öl.
Ausgerechnet im D-Deck, dem alleruntersten Deck, und ganz achtern stieß er auf eine heiße Spur.
In einer der engen kleinen Kabinen dort fehlte der Spiegel, und als Doc eingehend den Boden absuchte, entdeckte er einen krümeligen Schmutzfleck
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