DS039 - Pazifikpiraten
dabei gegenseitig an wie die Straßenköter. Als einer wegen einer geringfügigen Beleidigung einen anderen mit seinem Entermesser erschlug, wurde dessen Leiche weggeworfen wie Abfallfleisch.
Sieben schnittige Barkassen wurden fertiggemacht. Sie waren offenbar die einzigen schnellen Fahrzeuge der Piratenflotte. Der Rest, den Doc noch nicht zu sehen bekommen hatte, weil er weiter draußen in der Bucht verankert war, bestand wohl aus Dschunken, Sampans und einigen alten Schonern.
Doc fragte sich, wo seine fünf Freunde jetzt sein mochten. Er hatte die Amphibienmaschine nicht in der Nordbucht der Insel landen hören; der Höllenspektakel, den die Piraten bei ihren Kampfvorbereitungen machten, hatte wohl geholfen, den Lärm der gedrosselten Motoren zu überdecken.
Mit roter Glut zog im Osten, unter der noch immer geschlossenen Wolkendecke, die Morgendämmerung herauf. Mit Gekreisch und Geflatter erwachte der Dschungel zum Leben.
Dann ertönte auch bereits der schrille Schrei des Ausgucks, der in einen der hohen Bäume geschickt worden war.
»Tom Too! Boot kommen!«
15.
Die gelbe Horde stürmte in die Boote. Jeder wollte persönlich geholfen haben, den legendären Tom Too zu töten, um später damit prahlen zu können, und es ergab sich eine Art natürlicher Ausleseprozeß: Wer zuerst kam, mahlte zuerst, und die Stärkeren warfen die Schwächeren einfach ins Wasser zurück.
Doc, der dank eines schnellen Sprints als erster in einer der Barkassen saß, sah sich von einem zahnlosen Riesen gepackt, dem mächtige Messingohrringe gegen den sehnigen Hals baumelten. Der Pirat bekam gar nicht genau mit, was da eigentlich mit ihm geschah. Eine Art Dynamitladung schien an seiner Kinnspitze zu detonieren, und in hohem Bogen flog er über Bord. Nein, Doc hatte nicht die Absicht, zurückgelassen zu werden. Er wollte Zeuge sein, wie die zerlumpte Piratenhorde ihre mörderischen Absichten gegen Tom Too wahrmachte.
»Los, pullt, meine Söhne, pullt!« brüllte der chinesische Anführer.
Zu den sieben Motorbooten hatte sich nun noch ein Schwarm Sampans und anderer leichter Boote gesellt, die gerudert werden mußten, ebenso einige Dschunken mit schwerfälligen Segeln. Es war eine malerische Mini-Armada, die sich da in Bewegung setzte.
»Tom-Too-Boot, kommt in Bucht mit chop-chop!« singsangte ein Ausguck in Pidgin-Englisch.
Docs goldbraune Augen musterten kritisch das Fahrzeug, mit dem Tom Too kam. Es war eine regelrechte Millionärsmotorjacht, schnittig gebaut, an die fünfzehn Meter lang, und an Deck blitzte es nur so vor Mahagoni und Messing. Mehrere Asiaten standen auf dem glasverschalten Kommandostand.
»Nichts Zeit verschwenden mit talky-talky!« rief der chinesische Anführer in Pidgin-Englisch. »Machen Kill-Job quicky-quicky!«
Die Boote waren zu einer Art Halbkreis aufgefahren, in den sich die Motorjacht ahnungslos begeben hatte, und nun entbrannte ein ohrenbetäubendes Feuergefecht, am lautesten darunter das Hämmern der Maxim-Maschinengewehre, dazwischen das Belfern der Gewehre und Revolver aller Arten und Kaliber. Aus den Augenwinkeln nahm Doc wahr, wie mit mächtigem Feuerstrahl, gefolgt von einem dröhnenden Knall, das primitive Bambusgewehr losging.
Das Glasgehäuse der Motorjachtbrücke wurde von dem Bleihagel weggefegt, die überraschten Orientalen, die dahinter standen, in blutige Klumpen geschossen.
»Sinkum Boot!« brüllte ein Mann. »Schießt Loch in Bauch!«
Die Waffen wurden nun auf die Wasserlinie der Motorjacht gerichtet. Planken splitterten, Löcher erschienen in der Bordwand, und die Jacht bekam immer mehr Schlagseite.
Dann erfolgte im Schiffsbauch eine gewaltige Detonation, die die Jacht fast in zwei Teile zerriß; offenbar hatte ein Geschoß Dynamit getroffen.
Nun begann die Motorjacht rasch zu sinken. Ein gelber Kopf tauchte an der Stelle auf, an der sie untergegangen war, und wurde sofort von mehreren Kugeln getroffen.
»Tom Too gegangen zu seinen Ahnen!« jubelten die Killerpiraten.
Doc Savage hätte gern gefragt, wer von den Gelben auf der Brücke der Jacht Tom Too gewesen war. Aber das konnte er nicht, weil er den Piratenkönig angeblich ja kannte.
Fieberhaft wurde nun unter den Leichen, die im Wasser trieben, nach der von Tom Too gesucht. So mancher Pirat war wohl darauf aus, sich davon ein Ohr als Souvenir abzuschneiden, und der chinesische Anführer Wollte noch immer Tom Toos Kopf auf einem Pfahl im Lager aufgespießt haben, als sichtbares Zeichen seines
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