DS039 - Pazifikpiraten
Mindoro eingesehen, daß es besser war, wenn er in Manila zurückblieb. Dort erwarteten ihn dringlichere Aufgaben. Vor allem mußte er dafür sorgen, daß der Präsident der Philippinen von einem Ring zuverlässiger Leibwächter und Leibärzte abgeschirmt wurde.
Renny fungierte als Navigator. Ohne Sterne und vielfach auch noch ohne Erdsicht war das keine leichte Aufgabe, aber Renny war es gewohnt, mit solchen Schwierigkeiten fertigzuwerden.
Doc Savage flog die schwere Amphibienmaschine, die ihnen Mindoro besorgt hatte. Zwar waren auch alle seine Helfer erfahrene Piloten, aber er hatte immer noch mehr Flugstunden hinter sich, als sie alle zusammen.
Long Tom hatte gehofft, das Boot Tom Toos per Funkpeilung orten zu können, aber vergeblich, offenbar sendete es nicht, und das Boot bei so schlechter Sicht und bei Nacht direkt zu finden, war ein aussichtsloses Unterfangen. »Schade«, bemerkte er, »wenn wir das Boot gefunden hätten, hätten wir mit Tom Too kurzen Prozeß machen können.«
»Wenn wir die Insel überfliegen«, wollte Ham wissen, »macht dann der Motorenlärm die Kerle nicht vielleicht nervös?«
»Die direkte Luftroute Manila – Hongkong führt dicht an der Insel vorbei«, wandte Doc ein. »Motorenlärm müßte also ganz alltäglich sein.«
Mehrere Minuten vergingen, in denen die Maschine mehrere Meilen zurücklegte.
»So, da wären wir!« polterte Renny plötzlich los.
Tatsächlich waren etwa eine Meile voraus Lichtpunkte zu erkennen. »Lagerfeuer!« stellte Monk fest, der bereits ein Nachtglas vor den Augen hatte.
»Übernimm du jetzt die Steuerung«, sagte Doc zu Renny. »Ihr wißt doch alle, was ihr zu tun habt? Du, Renny, fliegst mehrere Meilen weiter und stößt in die Wolkendecke hinein, bis du sicher bist, daß dein Motorengeräusch nicht mehr zu hören ist. Dann kommst du mit gedrosselter Motorenkraft zurück und landest in der kleinen Bucht am Nordende der Insel.«
»Klar, haben wir alle verstanden«, sagte Renny. »Und die Kerle lagern an der größeren Bucht am Südende.«
»Und du bleibst dabei, daß wir zunächst nicht eingreifen sollen?« fragte Monk.
»Erst wenn ihr von mir hört«, entgegnete Doc.
Doc hatte sich bereits einen Fallschirm umgeschnallt, und so gleichmütig, als verließe er seinen Wolkenkratzer in Manhattan, trat er aus der Kabinentür der Amphibienmaschine, ließ sich bis auf wenige hundert Meter Höhe durchfallen und zog erst dann die Reißleine. Mit den Halteleinen seines geöffneten Fallschirms steuerte er seine Sinkrichtung.
Doc hatte sich eine Karte angesehen, auf der Shark Head Island verzeichnet war. Die Insel bestand aus Dschungel- und Sumpfland, war etwa eine Meile lang und eine halbe breit. Ihren Namen hatte sie von der Bucht am Südende, die wie ein Haifischkopf mit geöffnetem Maul aussah.
Während Doc niederschwebte, bemerkte er, daß mit Rasseln, Tamtams und anderen chinesischen, Musikwerkzeugen im Lager ein Höllenlärm veranstaltet wurde. Offenbar vertrieben sich Tom Toos Männer damit nach Chinesenart die Zeit. Er landete mit seinem Fallschirm nur etwa dreihundert Meter von der Bucht entfernt, unbemerkt.
Er trug seinen zusammengerefften Fallschirm so weit an Land, bis er mit den Händen Sand in ihn hineinschaufeln konnte, und schleppte ihn dann ins Meer hinaus und versenkte ihn. Wassertretend entledigte er sich ebenso seiner Fallschirmgurte und all dessen, was ihn als Flieger kenntlich machte. Im Gesicht hatte er noch die dunkelbraune Make-up-Farbe, mit der er sich für seine Verkleidung als Polizist eingeschmiert hatte; sie war wasserfest.
Als er noch etwa hundert Meter vom Strand der Bucht entfernt war, ließ er laut seine Stimme erschallen, aber verstellt; er schrie in weit höherer Stimmlage, als er sonst zu sprechen pflegte: »Hilfe! Hilfe!«
Im Camp an der Strandbucht erstarb jäh aller Lärm. Ein paar Kerle hatten sofort nach ihren Waffen gegriffen und eilten an den Strand.
Doc spielte vollendet den Schiffbrüchigen, der sich mit letzter Kraft an Land schleppte. Mit wilden Gebärden hielt man ihm Pistolen, Gewehre, Maschinenpistolen und sogar ein richtiges Entermesser vor das Gesicht – Mongolen, Malaien, Chinesen, Japaner jedweder Rassenschattierung, und sogar Weiße und Schwarze waren in Tom Toos wildester Horde. Man mußte, wie Doc, schon über eiserne Nerven verfügen, um so etwas durchzustehen. Eine einzige falsche Bewegung hätte mit Sicherheit seinen Tod bedeutet.
»Wasser!« stöhnte Doc.
Daraufhin wurden ihm die Kiefer
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