DS045 - Die Macht des Shimba
Shimba und Angst vor den Ältesten. Wo ein mutiges Lächeln erforderlich wäre, bringen sie nur Sorgenfalten und schlotternde Knie mit. Meine Minister sind Versager! Jahrelang habe ich mich mit notorischen Versagern umgeben und es nicht gewußt. Was mit einem Menschen los ist, merkt man immer erst in der Stunde der Gefahr. Falls Selan und sein Anhang zu den Priestern des Long Juju übergelaufen sind – ich halte es für nicht ausgeschlossen –, dann nicht aus Überzeugung, sondern um das eigene Fell zu retten.« Der lange Vortrag hatte Udu sichtlich angestrengt. Doc tastete nach Udus Puls. Er war schwach, aber regelmäßig.
»Wir müßten versuchen, Shimba aufzuspüren«, sagte Doc behutsam. »Ich glaube, wenn es Ihnen gelingen würde, ihn festzusetzen, wäre ein erheblicher Teil Ihrer Probleme bereinigt.«
»Ich weiß nicht, wer er ist, und ich weiß nicht, wo er ist.« Udu zuckte mit den Schultern. »Er hält sich im Dschungel versteckt und bricht von Zeit zu Zeit hervor wie ein Raubtier, schlägt blitzschnell zu und taucht wieder unter. Aus Gründen, die ich nicht kenne, ist er dagegen, daß eine Eisenbahn gebaut wird; deswegen hat er Ihren Freund Renwick angegriffen. Nach meinen letzten Informationen war Ingenieur Renwick gefangen, hat sich aber befreien können ...«
»Das ist mir bekannt«, warf Doc ein. »Ich habe über Funk mit ihm gesprochen.«
Udu nickte düster.
»Aber jetzt ist Renwick wieder gefangen«, erklärte er. »Sein letzter Begleiter, ein Berufsjäger namens Souho, ist erschlagen worden. Die Buschtrommeln sind nicht weniger zuverlässig als ein Funkgerät, leider ist die Reichweite ein wenig geringer.«
Doc lächelte höflich über den tristen Scherz.
»Logo hat mich von New York aus telegrafisch auf dem laufenden gehalten«, teilte Udu mit. »Ich hatte Logo eine Eskorte mitgegeben. Er sollte versuchen, meinen Sohn aus der Ferne zu schützen, ohne sich selbst zu erkennen zu geben. Leider ist es ihm nicht gelungen. Ich habe wohl einen Fehler begangen. Logo hätte mit Zaban im selben Hotel absteigen müssen. Jedenfalls hat er mich davon unterrichtet, daß Shimba nicht nur in meinem Land über eine erhebliche Anhängerschaft verfügt, sondern einige seiner Anhänger sogar mit einem Schiff in die Vereinigten Staaten schleusen konnte, wo sie meinen Sohn ermordet und Logo einen erbitterten Kleinkrieg geliefert haben.«
»Ich habe diesen Kleinkrieg miterlebt«, sagte Doc ernst. »Gegen meinen Willen bin ich hineingezogen worden. Ich vermute, daß Logo mir einen Teakholzkasten geschickt hat, gleichzeitig hat er Shimbas Anhänger mit zwei täuschend ähnlichen Kästen abgelenkt. Ich habe noch nicht mit ihm darüber sprechen können, weil wir keinen Augenblick allein waren, aber ich zweifle nicht daran, daß es sich so verhält. Nicht klar ist mir die Rolle, die Miß Moncarid spielt. Sie hat sich mehr oder weniger das Vertrauen meiner Cousine erschlichen, vermutlich hatte sie die Absicht, über diesen Umweg an mich heranzukommen. Als meine Cousine Miß Moncarids wegen entführt wurde, hat diese es sich offenbar anders überlegt. Aber was hat die Moncarid mit Logo zu schaffen, den sie immerhin als Chauffeur beschäftigt hat?«
»Die Moncarid ... Udu ächzte und atmete krampfhaft, sein Gesicht wurde wieder aschgrau. »Ein Zufall ... sie hat ...«
Er wurde wieder ohnmächtig. Noch einmal untersuchte Doc den Puls und beschloß, Udu einstweilen in Ruhe zu lassen. Das Rätsel um Miß Moncarid brannte ihm nicht auf den Nägeln. Er ging wieder in den Thronsaal. Selan kam ihm entgegen.
»Doc Savage«, sagte er gravitätisch, »Sie sind bestimmt ein bedeutender Arzt, und vielleicht können Sie das Leben des Monarchen verlängern, aber bestimmt können Sie ihn nicht retten. Nach seinem Tod bricht in Kokonia unvermeidlich das Chaos aus, und als Politiker habe ich die Pflicht, dieses Chaos zu vermeiden, wenn es nicht unmöglich ist. Ich möchte die Ältesten zu einer Konferenz zusammenrufen. Wir sollten versuchen, uns mit den Priestern des Long Juju zu einigen, solange wir noch Gelegenheit dazu haben.«
Er sprach Englisch, so daß auch Ham und Monk ihn verstanden. Monk war empört und wollte aufbrausen. Aber ein Wink Docs brachte ihn zum Schweigen.
»Ich kann Sie gut verstehen«, sagte Doc zu Selan. »Mir ist es natürlich gleichgültig, wer diesen Staat regiert, ich habe ohnehin keinen Einfluß darauf und bin persönlich nicht betroffen. Aber ich habe etwas dagegen, Verbrecher für ihre Missetaten zu
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