DS048 - Die Armee der Leblosen
war, daß er die winzige Menge Nervengewebe Habeas Corpus, Monks vielmißbrauchtem Maskottschwein, entnommen hatte.
Ehe auch Dr. Madren ging, instruierte er Breckens japanischen Diener, auf die seltsamen Wünsche seines Herrn soweit wie möglich einzugehen, und rief telefonisch eine seiner Pflegeschwestern herbei, die er bei leichteren psychiatrischen Fällen einsetzte.
Es war in Manhattan ein drückend heißer Nachmittag gewesen. Wie oft im Spätfrühling entlud sich diese Hitze in einem heftigen Gewitter.
Es wurde unversehens dunkel, und die Schwester mußte in Breckens’ Apartment das Licht einschalten.
Der Diamanthändler war unruhig, aber nicht einmal hatte er nach Searles Shane gefragt. Dies zeigte wohl am besten, in welcher Geistesverfassung er war.
Der Regen, der mit dem Gewitter gekommen war, peitschte gegen die Fensterscheiben. In der Bibliothek hatte die Pflegerin nur eine Stehlampe angeschaltet, damit Randolph Breckens dort in einem Sessel ungestört ruhen konnte. Aber schlafen tat er nicht. Er saß reglos da, auf seinem Schoß waren ein paar Reiseprospekte über Siam ausgebreitet. Auf leisen Sohlen bewegte sich der japanische Diener.
Die Krankenschwester war an eines der Fenster getreten, an dem Wasserkaskaden herabrannen. Ihre schlanke Gestalt wurde von auf zuckenden Blitzen in gespenstischen Lichtschein getaucht. Wie viele Frauen vermochte sie dem Schauspiel der entfesselten Naturgewalten nichts abzugewinnen. Sie ließ die Jalousie herab und trat ins Zimmer zurück.
Es war aber weder ein Blitz noch ein kanonenartiger Donnerschlag, der sie plötzlich aufschreien ließ. Sie schrie nur einmal, und dieser Schrei war auch noch halb erstickt, denn sofort legte sich ihr eine schwere Hand vor den Mund.
Eine zweite Hand griff zu, und nachdem die junge Frau zunächst gestrampelt hatte, wurde ihr Körper schlaff. Sie wurde hochgehoben und sanft auf eine Couch gebettet.
Randolph Breckens sah diesen Vorgang ausdruckslos mit an und wandte sich dann wieder seinen Reiseprospekten zu. Aber der japanische Diener erschien plötzlich in der Tür, in der einen Hand eine kleine schwarze Pistole.
Der riesenhafte Eindringling stand in diesem Moment mitten in der Bibliothek. Er rührte sich auch nicht von dort weg. Nur seine Hand schnellte kurz vor, als ob er etwas warf.
Indessen war der Orientale mit einer Seitwärtsbewegung ins Zimmer geglitten. Er hatte seine Waffe in Anschlag gebracht, aber dann begann er plötzlich zu schwanken, als wäre er betrunken. Die Waffe entfiel ihm, die Knie knickten ihm ein, er legte sich daneben und schien gleich darauf fest eingeschlafen zu sein. Auch Breckens in seinem Sessel war der Kopf auf die Brust gesunken.
Bevor all dies geschah, war ein leises Klirren zu hören gewesen, und der Eindringling hatte tief Atem geholt. Er hielt die Luft immer noch an, als er zum Fenster ging und es aufriß. Regentropfen sprühten herein, und Zugluft wirbelte von Breckens’ Schreibtisch Papiere auf.
Nach einer Minute ließ der Eindringling den angehaltenen Atem ab. Die anderen drei Personen würden jetzt mindestens eine Stunde schlafen. Der Eindringling war der Bronzemann.
Doc Savage hatte das Penthouse überhaupt nicht verlassen. In einer Flurnische verborgen hatte er gewartet, bis Dr. Madren gegangen war. Dann hatte er prompt gehandelt. Was Randolph Breckens, die freundliche Pflegerin und den japanischen Diener hatte bewußtlos werden lassen, war die Anästhesiegaskapsel, die Doc dem Japaner vor die Füße geworfen hatte. Sie würde die drei wenigstens eine Stunde lang schlafen lassen.
Doc machte jetzt Randolph Breckens den Nacken frei und führte ihm über und zwischen den Schulterblättern eine lange schlanke Nadel ins Rückgrat ein. Langsam zog er durch sie in den Glaszylinder einer Injektionsspritze eine gelbliche Flüssigkeit auf. Dann desinfizierte er die Einstichstelle sorgfältig und rückte Randolph Breckens das Hemd wieder zurecht.
Zwei Minuten später lag das Penthouse des Diamantenhändlers mit seinen drei schlafenden Insassen im Dunkeln.
In seiner Suite im 86. Stock des Wolkenkratzers begann Doc rasch zu arbeiten. Etwas von den Viren, die Doc dem Schwein, Habeas Corpus, entnommen hatte, mixte er mit verschiedenen Flüssigkeiten. Dann machte Doc an dem Schwein mehrere Versuche. Das Tier starrte ihn jedoch nur weiter ausdruckslos an.
Dann drückte Doc aus der Injektionsspritze die gelbliche Flüssigkeit heraus. In Retorten blubberten chemische Lösungen.
Das Telefon im Labor
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