DS051 - Der gefleckte Hai
jemand in einen vollen Papierkorb tritt.
Nah am Ufer unter einigen Palmen parkte ein Wohnwagen. Peace fand den Wohnwagen verdächtig, obwohl diese Fahrzeuge in Florida nicht eben selten waren. Aber dieser war so aufgestellt, daß man von innen durch die Tür das ganze Krankenhaus im Blickfeld hatte. Die Tür war offen.
Peace schlich zu dem Wohnwagen. Er sah, daß hinter der Tür ein Mensch auf einem Liegestuhl lümmelte. Der Mensch trug einen Bademantel, hatte beide Hände in den Taschen und Peace anscheinend noch nicht bemerkt.
»Hallo«, sagte Peace leise.
Der Mensch zuckte zusammen, seine rechte Hand kam zum Vorschein. Sie war um einen kalibrigen Revolver gekrallt.
»Wer, wo, was?« sagte er verdattert.
»Ich bin Horst vorausgeflogen«, sagte Peace.
Der Mensch im Wagen kriegte den Hintersinn dieser Auskunft nicht mit. Er ließ sein Schießeisen sinken.
»Wer sind Sie?« wollte er wissen. »Ich hab Sie noch nie gesehen.«
»Wahrscheinlich haben Sie ziemlich viel noch nie gesehen«, sagte Peace. »Jedenfalls glaube ich, daß ich vorausgeflogen bin. Ich bin auf dem Golfplatz gelandet. Oder ist Horst etwa schon in der Stadt?«
Der Mann im Wagen erhob sich von seinem Liegestuhl. Er war klein und hatte ein dunkles Gesicht und dunkle Haare. Er dachte gründlich nach, ehe er sich zu einer Antwort hinreißen ließ,
»Horsts Maschine muß mittlerweile irgendwo zwischen hier und Jacksonville sein«, sagte er schließlich. »Ich war vorhin in der Stadt, man muß ja ab und zu mal was essen, und da bin ich auch im Postamt gewesen. Horst hat mir aus Jacksonville ein Telegramm geschickt. Er ist dort zwischengelandet und hat getankt. Wir hatten vereinbart, daß ich immer abends auf der Post nach einer Nachricht frage.«
»Ich verstehe«, sagte Peace. »Sie sollen wohl auf Jep Dee auf passen?«
»Natürlich«, sagte der Mann. »Wenn Horst da ist, holen wir uns Dee.«
»In welchem Zimmer ist er?«
»Parterre, das dritte Fenster von links.«
»Ich glaube, Sie sollten mich ein bißchen einweihen«, sagte Peace nachdenklich. »Ich bin neu, und man will doch wissen, woran man ist.«
»Woran man ist?« Der Mann musterte ihn kritisch. »Wieso soll ich Sie einweihen?«
»Naja. Was kann man dabei verdienen?«
»Millionen!« sagte der Mann. »In dieser Sache ist mehr Geld, als man in einen Koffer packen kann.«
»Ja, aber ich habe ein Gerücht gehört »Daß beinahe vierzig Leute dabei ins Gras beißen können. Das stimmt, damit muß man sich abfinden.«
»Ich hab gedacht, es ist vielleicht bloß ein Gerücht. Ich hab nämlich keine Lust, auf irgendwelchen elektrischen Stühlen zu landen.«
»Das geht mich nichts an«, sagte der Mann. »Wie komme ich überhaupt dazu, Ihnen einen Vortrag zu halten? Ich kenne Sie gar nicht! Wenn Sie was wissen wollen, dann halten Sie sich an Horst.«
Peace rang sich zu der Erkenntnis durch, daß der Besitzer des Wohnwagens sich entschlossen hatte, nicht noch mehr zu verraten. Peace ging nah zu ihm hin und hielt ihm die rechte Faust vors Gesicht.
»Sehen Sie mal!« sagte er.
Der Mann betrachtete die Faust.
»Und?« fragte er.
Mehr fragte er nicht. Peace schlug blitzschnell zu, und der Mann setzte sich hart auf den Hintern. Peace fesselte ihn mit einem Stück von der Wäscheleine, die er in einem Winkel fand, steckte den Rest der Leine ein und blickte auf die Uhr. Er begriff, daß er sich beeilen mußte, sonst kam ihm Horst doch noch in die Quere.
Peace eilte zum Krankenhaus und zu einem Fenster, von dem er annahm, daß es zum Korridor gehörte. Er hatte sich nicht geirrt. Auf einem Stuhl vor einer Tür saß ein bewaffneter Polizist und döste. Peace lief zu dem Fenster, hinter dem sich angeblich Jep Dees Zimmer befand. Die Sturmläden waren geschlossen. Sie konnten von außen verriegelt werden, so daß Jep Dees Stube tatsächlich eine Art Gefängnis war.
Peace hob lautlos den Riegel und schob den Fensterladen nach oben. Im Zimmer brannte nur die Notbeleuchtung. Auf dem Bett lag ein Mann mit einer Binde um die Augen und schlief. Peace pirschte zu ihm und hielt ihm mit einer Hand den Mund und mit der anderen die Nase zu. Dee wurde wach und packte die Handgelenke des Angreifers, er bekam keine Luft mehr.
»Ich helfe den Havens«, sagte Peace.
Dee nickte schwach, und Peace ließ ihn los. Dee atmete heftig.
»Horst will Sie hier rausholen«, sagte Peace.
Dee äußerte sich abfällig über Horst und über Horsts Charakter und über Horsts Mitarbeiter. Er sprach leise, damit der
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