DS054 - Stausee des Todes
luxuriös ausgestattet. Vor der Tür ein knalliges Transparent und hinter der Tür eine vierköpfige Negerband lockten abends die Gäste an; an den Wänden waren intime Nischen mit Lederpolstern aufgereiht, und in der Mitte gab es bunt beleuchtetes Glasparkett, wo die Gäste tanzen konnten. Leider hatte Skookum noch keine Konzession ergattern können, um harte Getränke auszuschenken; die Mormonen, die in Salt Lake City die Herrschaft ausübten, waren in diesen Dingen ein bißchen kleinlich. Skookum war es nicht. Er hatte nichts dagegen, wenn die Leute sich ihren Fusel selber mitbrachten und bei ihm nur Ginger Ale oder Coke und ihr Abendessen kauften.
Doc wußte das und hatte sich entsprechend vorbereitet. Als er ins Lokal tappte, schwankte er bedenklich, und aus seinen Jackentaschen ragten Flaschen mit den Etiketten von Whiskyproduzenten. Er ließ sich in einer Nische auf die Bank fallen und hämmerte mit der rechten Faust auf den Tisch.
»Bedienung!« grölte er. »Warum wird man denn hier nicht bedient?«
Einer der Kellner musterte ihn kritisch und kam offenbar zu der Auffassung, daß es mehr Mühe bereiten mußte, diesen stämmigen Gast vor die Tür zu befördern, solange er angetrunken war, als wenn man wartete, bis er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Er stimmte mit Skookum ab, der es sich angewöhnt hatte, seine Gäste nur noch zu begrüßen. Die Arbeit überließ er seinem Personal. Er trug eine gestreifte Hose, eine zweireihige Weste und einen Cut, dazu Lackschuhe, und in dieser Aufmachung konnte er nicht Teller und Gläser transportieren, davon hatte er selber sich und seine neue Freundin ihn überzeugt. Die Freundin war ein verkrachtes Starlet und frisch aus Hollywood importiert worden.
»Okay«, sagte Skookum zu dem Kellner. »Du gehen zu ihm hin und fragen was wollen.«
Der Kellner führte den Befehl aus. Doc bestellte Ginger Ale und ein dreistöckiges Sandwich. Der Kellner servierte. Doc knabberte an dem Sandwich herum und ließ die Hälfte davon liegen. Er hielt sich an das Ginger Ale, das er kräftig mit Whisky würzte. Scheinbar war er so bezecht, daß er beim Einschenken den Fusel auf das Tischtuch und über seinen Anzug goß. Tatsächlich hatte er nicht die Absicht, mehr Alkohol als nötig zu sich zu nehmen. Ihm kam es vor allem darauf an, penetrant nach Alkohol zu riechen.
Eine volle Stunde verbrachte er damit, sich miserabel aufzuführen. Dann legte er beide Arme auf den Tisch und den Kopf auf die Arme und fing an zu schnarchen.
Skookum war um ihn herumgeschlichen wie eine Katze um den Brei und hatte gelauert. Als der laute Gast endlich still geworden war, atmete Skookum erleichtert auf. Er winkte den Kellner, der für die Nische zuständig war, zu sich.
»Du ihn bringen Hinterzimmer«, sagte er hastig in seinem falschen Indianer-Englisch. »Aber mächtig schnell!«
Der Kellner packte Doc an den Schultern und zerrte, aber Doc war zu schwer. Skookum mußte selber mit anfassen. Das Hinterzimmer war so neu wie die Tanzfläche und das Transparent, und wenn ein verkehrter Polizist davon erfuhr, konnte es für Skookum kostspielig oder peinlich werden, denn hier fanden an Wochenenden Glücksspiele mit haushohen Einsätzen statt. Die Mormonen hatten gegen beides etwas einzuwenden, so daß Skookum vor Gericht gelandet wäre, wenn es ihm nicht gelang, den Polizisten zu bestechen.
Der Kellner und Skookum legten Doc im Hinterzimmer auf den Boden. Dann schickte Skookum den Kellner hinaus und setzte sich im Hinterzimmer an’s Telefon. Er ging systematisch vor. Er wählte die Nummer des jeweils teuersten Hotels in Kansas City, Tulsa, Pueblo, Denver, Cheyenne und Sheridan in Wyoming. Dort hatte er endlich Glück.
»Hallo, Mr. Hile«, sagte er. »Hier ist Skookum ...«
Doc strengte sich an zu verstehen, was der Mann am anderen Ende der Leitung sagte, aber mehr als ein undeutliches Gemurmel bekam er nicht mit.
»Sicher, Häuptling«, sagte Skookum zerknirscht. »Sie heißen Dr. Joiner, entschuldigen Sie, ich hatte das vergessen. Ich wissen, mächtig schlimm. Sie machen Ohren weit auf und horchen. Ich mächtig gute Idee ...« Jetzt brüllte der Mann am anderen Ende so laut, daß Doc verstand, was er sagte. Er teilte Skookum in barschen Worten mit, wohin er sich seine Idee stecken sollte.
»Aber Sie begreifen es nicht, Häuptling!« sagte Skookum verzweifelt. »Vorhin ist ein Besoffener in mein Lokal gekommen und nach einer Weile umgekippt. Er liegt neben mir und schläft mächtig
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