DS055 - Der Allwissende
weiß, bedeutet dieser Stein für Sie eine ernste Gefahr. Zweifellos wurde er zu einem bestimmten Zweck um die halbe Erde gebracht.«
Doc ging jedoch nicht auf Dernalls Erklärung ein. »Sie sagen, Sie hätten einige der Beduinen identifiziert, denen Sie auf der Straße begegneten?« fragte der Bronzemann. Der nach wie vor bläulich lumineszierende Stein schien ihn im Moment nicht weiter zu interessieren.
»Ja, ja!« erwiderte Carson Dernall. »Natürlich stutzte ich, als ich hier in New York Männer mit
abbas
sah. Ich wollte mich zu ihnen durchdrängen, aber sie stiegen in einen Wagen und fuhren davon. Daraufhin nahm ich mir ein Taxi und folgte ihnen.«
»Die Araber stiegen aus einem Wagen und rannten in die Gasse, in der ich von den anderen Männern festgehalten wurde«, sagte Lady Fotheran. »Dicht hinter ihnen kam Mr. Dernall.«
»So war es«, bestätigte Dernall. »Unter den Beduinen war einer, den ich in Syrien als Sklave gekannt hatte. Er hieß Hadith. Ich erinnere mich, als Denton in Syrien mit den Ausgrabungen Er hielt inne, als er in Lady Fotherans Gesicht den schmerzlichen Ausdruck bemerkte. »Dieser Hadith«, fuhr er fort, »ist seiner goldgesäumten
abba
nach, die Ihnen vielleicht aufgefallen ist, der Lieblingssklave eines Scheichs. Er war als draufgängerischer Anführer bei
ghrazzus
bekannt, der großen Leidenschaft der Beduinen, Nachbarstämme zu überfallen und zu berauben. Dann hieß es plötzlich, Hadith sei verschwunden.«
»Ja, den Anführer mit dem Krummschwert habe ich sofort als nubischen Sklaven erkannt«, bestätigte Doc.
»Von Hadith hieß es unter den Beduinen, er sei mit dunklen magischen Kräften begabt. In Aleppo erzählte uns ein alter Kurde darüber eine merkwürdige Geschichte, schwor aber, daß sie wahr sei.«
»Und was war das für eine Geschichte?« fragte der Bronzemann.
»Eine der Phantastereien, wie sie in den syrischen Bergen erzählt werden. Der alte Kurde behauptete, die Vorfahren Hadiths hätten einer mythischen Sekte angehört, welche die magische Kraft gehabt hätten, ihre Feinde in reglose Schatten auf dem Wüstenboden zu verwandeln. Denton und ich hielten das für eine der vielen Fabeln, wie sie unter den Beduinen der Berge kursieren. Aber in dieser Legende hieß es auch, daß die Verwandlung von Menschen und Pferden in Schatten stets von heftigen Wetterstürzen begleitet würde. Dieser Schneesturm und das Gewitter, gleichzeitig mit dem Auf tauchen der Beduinen, das gibt einem doch zu denken, auch wenn das Ganze sicher ein Ammenmärchen ist.«
Wie eine Art höhnische Antwort auf Dernalls Zweifel an der Wüstenlegende krachte ein Donnerschlag.
»Aber es ist kein Märchen, es ist wahr«, sagte überraschend Lady Fotheran. »In der Wüste gibt es Schatten von Männern, die nicht mehr existieren. Das ist der Grund, warum ich hier bin, Mr. Savage. Mein Bruder Ranyon glaubt, daß Sie als einziger dieses Rätsel vielleicht lösen können.«
»Ranyon ist Ihr jüngerer Bruder, nicht wahr?« fragte Doc Savage. »Ich wußte, daß er in die Wüste gereist war, und war gespannt, was er dort entdecken würde.« Falls Lady Fotheran über dieses Wissen des Bronzemanns erstaunt war, ließ sie es sich nicht anmerken. »Ja, Ranyon folgte den Anweisungen, die Denton in seinem Testament hinterlassen hat. Danach sollte mein jüngerer Bruder in Wejh eine Karawane zusammenstellen, in die er nur Männer der Stämme Harb und Juheina aufnehmen sollte, weil die als einzige vertrauenswürdig sind.«
»Was haben Sie als Bestätigung für den Tod Ihres Bruders Denton erhalten?« fragte Doc Savage.
»Nur das Testament«, sagte Lady Fotheran. »Es wurde von ein paar Beduinen, die Denton begleitet hatten, nach Wejh gebracht. Darunter war eine Karte, in der genau angezeigt war, wo Ranyon in einer antiken Stadt in den Bergen am Oberlauf des Euphrat weitergraben sollte. In der Karte war die Gegend als Tasus-Tal bezeichnet.«
»Wurde im Testament Ihres Bruders angedeutet, daß dort eventuell ein Schatz vergraben sein könnte?« fragte Doc.
»Nein. Und das ist das Merkwürdige. In dem Testament hieß es, er solle dort ›zum Wohle der ganzen Menschheit‹ nachgraben.«
»Ein merkwürdiges Testament«, war Docs einziger Kommentar.
»Und Ranyon sollte nur auf den Rat eines alten Mannes namens Mahal vom Stamme der Bedawi hören.« Lady Fotheran zögerte, und ein eigenartiges Glitzern trat in ihre braunen Augen. »Seither lebe ich in entsetzlicher Angst um meinen Bruder Ranyon. Ich selbst habe
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