DS063 - Der Boss des Schreckens
offenbar, was man plötzlich von ihr wollte. Anbetrachts dessen, was sie alles mitgemacht hatte, sah sie in ihrem Hosenanzug bemerkenswert schick aus.
Der Raum war relativ spärlich möbliert. Nur zwei bequeme Ledersessel, zwei Stehlampen und ein Tisch standen darin. Dies deutete darauf hin, daß es sich um eine Art Studierzimmer handelte. In der Ecke befand sich ein Waschbecken mit Kalt- und Warmwasserhahn. Auf dem Tisch standen Monks tragbares Labor und ein weiterer Aluminiumkoffer mit Geräten, von denen sie gedacht hatten, daß sie sie vielleicht benötigen würden.
»Wir sind jetzt bereit, Ihnen Fragen zu stellen«, sagte Doc Savage.
»Es wurde auch langsam Zeit«, sagte Annie Spain. »Los, fangen Sie endlich an.«
»Monk«, sagte Doc, »hol das Wahrheitsserum aus dem Ausrüstungskoffer.«
Annie Spain fuhr zusammen und starrte sie mißtrauisch an. »Wahrheitsserum? Sagen Sie, was soll das?«
»Schon seit langem sind wir dahintergekommen«, sagte Doc, »daß es für uns praktisch unmöglich ist, zu erkennen, ob eine Frau lügt. Frauen scheinen von Natur aus ausgesprochen zum Lügen begabt zu sein.«
»Unerhört, was Sie da behaupten!« fauchte Annie Spain.
»Und deshalb«, fuhr Doc unbeirrt fort, »geben wir einer Frau vor einem Verhör, wenn immer es möglich ist, vorher Wahrheitsserum.«
»Kann mir das Zeug irgendwie schaden?«
»Nein. Alles, was Sie empfinden werden, ist ein leichtes Gefühl von Benommenheit, als ob Sie ein wenig zuviel getrunken hätten. Dies ist ein weiterentwickelter Typ von Wahrheitsserum, für einen gesunden Menschen absolut ohne schädliche Nebenwirkungen.«
»Und mir bleibt gar keine andere Wahl?«
»Nein.«
»Los, dann fangen Sie endlich an, damit wir die Sache hinter uns bringen.«
Obwohl Doc Savage nach außen hin so tat, als würde er absolutes Vertrauen in die Wirkung des Wahrheitsserums setzen, war er sich durchaus der Tatsache bewußt, daß jede Art von Wahrheitsserum in gewissem Grad unzuverlässig war. Daran war nichts Geheimnisvolles. Wahrheitsserum ist schließlich nichts weiter als ein Psychopharmakon, das eine Art Wurstigkeitsgefühl erzeugt, so daß es dem Betreffenden nicht mehr lohnend erscheint, sich umständliche Lügen einfallen zu lassen. Es erscheint doch soviel einfacher, die Wahrheit zu sagen, ungeachtet der Folgen, die dies vielleicht für ihn haben mag. Aber Psychopharmaka haben es nun einmal an sich, daß sie fast bei jedem Menschen ein wenig anders wirken. Daher konnte man ihre Wirkung niemals genau vorhersehen.
Und obwohl die Droge in der Wirkung nicht weiter unangenehm war, versetzte sie dem Körpersystem doch einen gewissen Schock. Es war daher nicht ratsam, sie jemand zu spritzen, der ein schwaches Herz hatte oder sich sonstwie in einem schlechten Gesundheitszustand befand.
Doc Savage gab ihr zwei Kapseln Wahrheitsserum, und sie trat vor das Waschbecken und schluckte sie. Bald darauf schienen ihr die Augenlider schwer zu werden.
»Okay«, sagte Monk, »du kannst anfangen.«
Doc sagte: »Vielleicht solltest du lieber das Verhör vornehmen, Monk. Vor dir scheint sie ein wenig Angst zu haben und wird deine Fragen daher um so bereitwilliger beantworten.«
Dies war eine psychologische Tatsache, die der Bronzemann seit langem herausgefunden hatte.
Monk stellte sich vor Annie Spain hin. »Wer sind Sie?« fragte er.
»Mein Name ist Annie Spain«, sagte das Mädchen mit belegter Stimme.
»Was sind Sie?«
»Ich bin eine junge Frau.«
»Was tun Sie?«
»Ich bemühe mich, jeweils das Beste zu tun.«
Monk schaute verärgert. Ham sagte: »Du wirst das schon ein bißchen geschickter anfangen müssen. Monk.«
Monk sagte mit forscherer, lauterer Stimme: »Los, antworten Sie auf meine Fragen und weichen Sie ihnen nicht aus. Was wollten Sie im Haus von Radiator Smith?«
»Ich bin Privatdetektivin«, sagte Annie Spain mit leicht lallender Zunge. »Ich wollte herausfinden, was mit Radiator Smith nicht stimmte.«
»Was stimmte denn nicht mit ihm?«
»Er hatte Angst.«
»Woher wußten Sie das?«
»Ich esse im gleichen Restaurant zu Mittag, in das Radiator Smith immer geht, wenn er in der Stadt ist«, sagte Annie Spain langsam und mit halbgeschlossenen Augen. »Dabei merkte ich ihm deutlich an, daß er vor etwas Angst hatte. Eines Tages ging ich an seinen Tisch und erklärte ihm, was er brauchen würde, sei ein guter Privatdetektiv. Ich fragte ihn, ob er mich engagieren wollte, aber er stieß einen Fluch aus und schickte mich weg. Aber ich wußte,
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