DS063 - Der Boss des Schreckens
daß er vor irgend etwas Angst hatte. Also beschloß ich, ihm trotzdem zu helfen – auch ohne Auftrag.«
»Ist das nicht etwas ungewöhnlich für einen Privatdetektiv – jemand helfen zu wollen, obwohl man dafür gar keinen Auftrag bekommt?« fragte Monk. »Weshalb taten Sie das?«
»Ich brauchte dringend einen größeren Fall. Bisher habe ich mit meiner Detektivagentur nicht einmal genug verdient, um die Unkosten hereinzuholen.«
»Und was brachten Sie heraus?«
»Daß Radiator Smith tatsächlich Angst hatte. Daß sich offenbar eine ganze Anzahl von Smiths in Gefahr befand und daß, abgesehen von Radiator Smith, der am meisten Gefährdete Baisse Smith zu sein schien.«
»Woher wußten Sie das?«
»Ich hörte, wie Radiator Smith es am Telefon sagte. Ich hatte gelauscht.«
»Mit wem sprach er da?«
»Das weiß ich nicht.«
»Warum flohen Sie aus Radiator Smiths Haus?«
»Der Chauffeur schöpfte Verdacht gegen mich. Ich dachte da noch, es sei der reguläre Chauffeur – aber hinterher stellte er sich als Doc Savage heraus.«
»Warum beobachteten Sie dann, als Erdnußverkäufer verkleidet, von außen das Haus?«
»Weil ich mehr erfahren wollte.«
»Und warum kamen Sie anschließend hierher, zu Baisse Smiths Haus?«
»Um zu sehen, was hier geschehen würde. Ich wollte diesen Fall lösen und dadurch bekannt werden – damit ich mit meiner Detektivagentur mehr verdiente als nur die Spesen.«
»Wissen Sie, wer hinter der Sache steckt?«
»Nein.«
»Kennen Sie noch weitere Personen, die in die Sache verwickelt sind?«
»Nein.«
Monk bekam noch eine Menge Neins zu hören, bevor er es endlich aufgab.
»Das ist alles, was sie weiß«, erklärte er. »Sie ist eine Privatdetektivin, die sich ungebeten in fremder Leute Angelegenheiten eingemischt hat. Ist das nicht wieder mal typisch Frau?«
»Am besten, wir lassen sie hier sitzen«, sagte Doc, »bis sie sich von dem leichten Rauschzustand durch das Wahrheitsserum erholt hat.«
Also ließen sie sie im Sessel sitzen und gingen hinaus, schlossen aber vorsorglich von draußen die Tür ab.
Die junge Frau saß noch ein paar Sekunden reglos da, nachdem Doc und seine Helfer gegangen waren. Dann öffnete sie vorsichtig ein Auge und vergewisserte sich, daß niemand mehr in dem Raum zurückgeblieben war. Daraufhin holte sie tief Luft, stand auf, streckte sich und grinste breit.
Sie ging zum Waschbecken hinüber und sah in das Abflußloch, drehte beide Hähne auf, aber es kam kein Wasser. Jemand mußte die Zuleitung vom Hauptwasserstrang abgedreht haben. Vielleicht waren die Hähne überhaupt nicht angeschlossen.
Diese Tatsache störte sie jetzt aber weniger als vorher, als sie die Wahrheitsserumkapseln zwar zerbissen, aber ihre Füllung ausgespien hatte, als sie vor das Waschbecken getreten war. Glücklicherweise schien es niemand bemerkt zu haben.
Doc und seine Helfer ahnten nicht
, dachte Annie Spain triumphierend,
daß sie überhaupt nicht unter der Wirkung von Wahrheitsserum gestanden hatte
.
All das hatte sie nicht spontan, sondern zielstrebig und mit Vorbedacht getan. Sie hatte Monk nämlich nur deshalb mit dem Aschenbecher auf’s Auge gehauen, damit er das Zimmer verließ und sie in Ruhe den Inhalt der beiden Koffer untersuchen konnte. Dabei war sie auch auf die Schachtel mit Wahrheitsserumkapseln gestoßen, hatte die chemische Bezeichnung gelesen und sich sofort alles weitere denken können.
Annie Spain verstand nämlich eine ganze Menge von Chemie und Pharmazie.
Sie ließ sich jetzt wieder in den Sessel fallen und krümmte sich vor lautlosem Lachen.
»Wie billig dieser Savage doch zu täuschen ist«, kicherte sie. »Der wird offenbar weit überschätzt.«
Ein wenig später kamen Doc und die anderen ins Zimmer zurück und fragten sie, wie sie sich fühlte. Noch ein wenig wacklig, erklärte sie. Daraufhin schlugen sie ihr vor, an die frische Luft zu gehen; das würde ihr sicher guttun. Ham und Long Tom erboten sich, sie hinauszubegleiten.
Doc blieb mit Monk im Zimmer, nachdem die junge Frau mit den beiden hinausgegangen war.
»Ich möchte nur wissen, was sie mit dem Inhalt der Wahrheitsserumkapseln gemacht hat«, sagte Doc. »Denn zerbissen hat sie sie, das hab’ ich gesehen.«
»Huh?« Monk starrte den Bronzemann verblüfft an.
Doc ging zum Waschbecken hinüber und untersuchte das kleine Abflußgitter. »Der wahrscheinlichste Ort, wo sie das Zeug loswerden konnte, war hier«, bemerkte er.
Doc ging dann mit Monk ebenfalls hinaus. Draußen ging
Weitere Kostenlose Bücher