DS064 - Der Maskenmann
»Okay! Wo ist dieser Doc Savage?«
Doc Savage stand immer noch in dem dunklen Eingang zu der Schuhreparaturwerkstatt. Und er reagierte augenblicklich auf den Appell des Redners auf der anderen Straßenseite. Vor seinem geistigen Auge sah er eine außer Rand und Band geratene Stahlarbeiterstadt, erloschene Hochöfen, stillgelegte Walzwerke, meuternde Arbeiter und hungernde Frauen und Kinder.
Doc beschloß, sich zu erkennen zu geben. Er griff in die Tasche und brachte daraus eine Art Knetkitt zum Vorschein, ähnlich wie man ihn zum Typenreinigen bei Schreibmaschinen benutzt. Er gebrauchte ihn, um die Schminke und den Ruß aus seinem bronzefarbenen Gesicht zu entfernen. Dann wollte er aus dem dunklen Ladeneingang treten und sich an die Menge wenden.
Doch genau in diesem Augenblick ging nach innen die Ladentür auf, an der er gelehnt hatte. Ein Dutzend Hände griffen wie Stahlklammern um seinen Hals und seine Arme und zerrten ihn rückwärts in die Werkstatt, wo er sofort einen feuchten Lappen, der nach Chloroform roch, vor Nase und Mund gedrückt bekam.
Indessen war die Ladentür leise wieder geschlossen worden. Man brachte Doc in einen kleineren rückwärtigen Raum, dessen Fenster mit Decken verhängt waren. Nur eine schwache Glühbirne brannte darin, die am Leitungskabel von der Decke baumelte.
Zur einen Seite stand der kleine hagere Mann mit dem finsteren Gesicht und beobachtete, wie der Bronzemann hereingeschafft wurde. Er sprach mit flacher, unbewegter Stimme.
»Gut gemacht«, sagte er. »Jetzt gehen zwei von euch raus und fangen anderswo eine Schlägerei an, um die Menge von hier wegzulocken.«
8.
Doc Savage lag reglos auf dem kahlen Boden des kleinen rückwärtigen Raums, in dem die Männer die wenigen Möbelstücke zur Seite geräumt hatten.
Der breitschultrige Mann, der ihm den Chloroformlappen vor Mund und Nase gehalten hatte, ließ diesen in eine Büchse fallen, die er fest verschloß. Dann richtete er sich auf und erklärte mit breitem Grinsen: »Der ist tief in Narkose, Wart. Sobald die Boys den Mob draußen weggelockt haben, können wir ihn abtransportieren.«
Wart, der auch das Kidnappen von Pat Savage und Molly Mason beaufsichtigt hatte, nickte mit mürrischem, ausdruckslosem Gesicht. Seine beiden hageren Helfershelfer von vorher hatte er hier nicht dabei.
Die Kerle, die um Docs lang ausgestreckte Gestalt herumstanden, waren alle kräftige Typen und trugen die Arbeitskleidung von Stahlarbeitern. Aber ihren Ganovengesichtern sah man an, daß sie noch niemals in ihrem Leben auch nur einen Tag redliche Arbeit geleistet hatten. Hier beglückwünschten sie sich gegenseitig, daß sie diesen Bronzekerl geschnappt hatten.
Der kleine Wart sagte: »Wenn der Bronzekerl wieder zu sich kommt, wird euch das Albern schnell vergehen. Behaltet ihn scharf im Auge.«
Die Männer wurden still und beobachteten scharf, wann Doc wohl die ersten Anzeichen von sich geben würde, daß er aus der Narkose erwachte.
Einer kniete sich hin und legte das Ohr auf Docs Brustkorb. »Jesses!« platzte er heraus. »Ich glaube, der Kerl ist tot! Er atmet überhaupt nicht mehr!«
Auch die anderen blickten jetzt genauer hin. Der Sprecher schien recht zu haben. Doc Savage gab nicht das geringste Zeichen von Leben von sich.
Ein kurzes Grinsen huschte über das finstere Gesicht des kleinen Wart. »Umso besser«, sagte er. »Das enthebt uns mancher Sorge. Der Kerl ist die reinste Hölle auf Rädern, wenn er auf den Beinen steht.«
Sie wurden von der Rückkehr der beiden Männer unterbrochen, die ausgeschickt worden waren, um die Menge durch eine Schlägerei anderswohin zu locken. »Der Wagen ist draußen«, meldete der eine. Er deutete mit dem Kinn auf Docs leblose Gestalt. »Ist der zum Abtransport bereit?«
Wart nickte. »Ja, ladet ihn hinten rein«, befahl er.
Doc wurde von einem halben Dutzend der Kerle aufgehoben und zur rückwärtigen Tür der Werkstatt hinausgetragen. Dort stand ein Laster, der mit herabgelassener Heckklappe dicht an die Tür herangefahren worden war. Der Bronzemann wurde hineingeschoben.
Anscheinend war der Laster ein Pferdetransportwagen, denn es gab darin Boxen, und auf dem Boden waren Reste von Stroh zurückgeblieben. Die kleinen Fenster auf beiden Seiten waren vergittert und dienten wohl zur Entlüftung.
Bevor die Hecktüren geschlossen wurden, gab der kleine drahtige Wart erneut mit scharfer Stimme einen Befehl. »Die Hälfte von euch fährt in der Limousine. Ich komme gleich dorthin
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