DS065 - Angriff aus dem Dunkel
weiß nicht, ob ich es Ihnen erzählt habe ...«
»Sie haben etwas angedeutet«, sagte Ham. »Was war da los?«
»Ich hatte einen Verdacht, deswegen bin ich morgens sehr früh hingefahren.« Sie dachte nach. Zögernd fügte sie hinzu: »Ich dachte, ich bin unbeobachtet. Ich wollte mich vergewissern. Plötzlich hatte ich das Gefühl, unsichtbare Hände hielten mich gepackt und schüttelten mich hin und her und versuchten mir die Rippen einzudrücken.«
»Sie hatten einen Verdacht«, wiederholte Ham. »Wieso hatten Sie einen Verdacht?«
Das Mädchen ging nicht darauf ein.
»Ich weiß jetzt, daß ich nur durch ein Wunder noch am Leben bin«, sagte sie wie von weit her. »Rockaway Beach ist nah beim Fort Atlantic, und dort ist die Geschützstellung zusammengebrochen. Onkel Jason war informiert, und er ist der einzige, der das infernalische Ding unschädlich machen kann, aber nicht allein. Er kann alledem ein Ende machen, wenn wir ihn dabei unterstützen. Ich muß ihn finden!«
Ham nickte ironisch.
»Ganz klar«, sagte er. »Sie müssen den Onkel finden, und wir drei gemeinsam sollen Warren Allen finden. Über die Reihenfolge können wir uns gewiß verständigen. Aber weshalb fangen Sie nicht endlich mal von vorn an und berichten ...«
Weiter kam er nicht, denn hinter ihnen meldete eine grobe Stimme sich zu Wort. Gleichzeitig klickte der Sicherungsflügel einer Pistole.
»Lieber nicht, Schwester!« sagte drohend die Stimme. »Wenn du noch einen Funken Verstand hast, hältst du dein Maul!«
Die beiden Männer und das Mädchen wirbelten herum. An einer Tür zu einem Nebenraum, die sie bisher nicht bemerkt hatten, stand ein dicker, breitschultriger Mann. Er hatte sein Schießeisen salopp in der Hand. Die Mündung der Waffe deutete auf den Boden; doch erweckte der Mann nicht den Eindruck, als ließe er sich überraschen. Das Mädchen reckte spontan die Arme in die Luft. Der dicke Mann feixte. Dann steckte er gemächlich die andere Hand in die Tasche und brachte ein schwarzes Ei zum Vorschein. Weder Ham noch Monk zweifelten daran, daß dieses Ei eine Granate war. Sie stürzten sich auf den Mann, der lachte, das Ei zu Boden schleuderte und hinter der Tür verschwand. Das Ei zerschellte, weißliches Gas quoll heraus. Von einer Sekunde zur nächsten stank der Keller durchdringend nach gekochtem Blumenkohl.
Offenbar war der dicke Mann kein Denker, denn mit seiner Granate zwang er Monk und Ham geradezu, ihm zu folgen, wenn sie der Wirkung des Gases entfliehen wollten. Annabel blieb stehen und weinte.
Auch der Nebenraum war bis unter die Decke mit Munition gefüllt, an der Decke brannte eine trübe Lampe, der offensichtlich die Erschütterung, die die Außenmauer eingedrückt hatte, nichts hatte anhaben können. Monk war schneller als Ham. Er hechtete hinter dem dicken Mann her und packte ihn an beiden Beinen, der dicke Mann kippte um. Monk erhob sich, wuchtete den dicken Mann hoch und rammte ihn mit dem Kopf an die Wand. Der Mann ächzte, Monk ließ ihn fallen, und Ham zog seinen Stockdegen, um Monk notfalls beizustehen. Doch seine Mühe war überflüssig. Der dicke Mann rührte sich nicht mehr.
»Eine Lappalie«, erklärte Monk großspurig. »Von dieser Sorte erledige ich drei vor dem ersten Frühstück.«
»Du bist ein Großmaul«, schimpfte Ham. »Vor wem spielst du dich auf – vor dir oder vor mir? Die Dame kriegt nämlich von deinem Heldentum nichts mit. Sie ist damit ausgelastet, sich auszuweinen, aber nicht vor Trauer über ihre Verlogenheit, sondern weil sie das Gas nicht gut vertragen hat.«
Annabel kam ebenfalls in den Nebenraum. Sie hatte Hams Bemerkung gehört.
»Sie sind gemein!« schluchzte sie. »Ich war gerade dabei, Ihnen die Wahrheit zu sagen, und Sie verleumden mich!«
Im selben Moment stürmten drei weitere Männer aus einem halbdunklen Korridor herein und hinderten Ham daran, Annabel die Antwort zu erteilen, die er auf den Lippen hatte. Monk stieß ein Triumphgeheul aus und lief ihnen entgegen. Ham zückte wieder sein Stechwerkzeug. Annabel hob die Taschenlampe auf, die Monk weggeworfen hatte, und leuchtete. Einer der Männer schoß. In dem niedrigen Gewölbe klang die Detonation wie ein Donnerschlag. Von oben rieselte Mörtel, und die drei Eindringlinge blieben schreckgelähmt stehen.
»Du Idiot!« brüllte einer der beiden, die nicht geschossen hatten. »Wenn der Keller zusammenbricht, kommen wir alle nicht mehr lebend raus!«
Offensichtlich verstand der Mann, daß er einen Fehler begangen
Weitere Kostenlose Bücher