DS065 - Angriff aus dem Dunkel
an. Nanny beobachtete ihn und rümpfte indigniert die Nase.
Nach Sonnenuntergang stellte Doc auf einem flachen Hügel in der Nähe der Bucht ein Funkgerät auf und ging auf Empfang. Annabel, Allen, Jason Lynn und Nanny lungerten herum und taten nichts. Um neun meldete sich als erster Long Tom; er hatte den am weitesten vorgeschobenen Posten bezogen.
»Doc«, sagte er, »vom Meer her kommt ein Motorengeräusch, anscheinend bewegt es sich in die Richtung zur Bucht! Die Maschinen dürften ziemlich kräftig sein. Ich tippe auf Diesel.«
»Okay«, sagte Doc ins Mikrophon. »Komm her. Ich bin auf dem Hügel.«
In der nächsten halben Stunde gaben Renny, Monk und Ham nacheinander ähnlich lautende Mitteilungen durch, und Doc rief auch Renny, Monk und Ham zu sich. Sie langten nahezu gleichzeitig an. Doc schaltete das Funkgerät aus und bat auch Nanny, Annabel, Lynn und Allen, sich um ihn zu scharen.
»Das Spiel beginnt«, erklärte er aufgeräumt. »Wenn wir Glück haben, ist bis Mitternacht alles erledigt, wenn wir Pech haben, sind wir um dieselbe Zeit tot. Wir gehen jetzt einzeln runter zur Hütte, das ist unauffälliger. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, daß wir von irgendwo belauert werden. Machen Sie so wenig Lärm wie möglich! Ich gehe zuerst.«
Er ließ das Funkgerät stehen und verschwand in der Dunkelheit. Nach einiger Zeit schlossen Renny und hinter ihm Long Tom sich an, dann kamen Monk und Ham an die Reihe, als nächster folgte Allen. Nanny, Annabel und Lynn bildeten die Nachhut.
Die kleine Gruppe war bereits seit mehr als fünfzehn Minuten bei der Hütte versammelt, als endlich Doc erschien, obwohl er doch als erster vom Hügel aufgebrochen war. Er erntete neugierige Blicke, aber niemand erkundigte sich, wo er sich so lange aufgehalten hatte. Jason Lynn hätte darüber Auskunft geben können, denn Doc hatte ihm unterwegs aufgelauert, um ihm noch einmal letzte Anweisungen zu erteilen.
»Von nun an wird’s kritisch«, sagte Doc leise. »Ich habe in dieser Affäre nicht immer mit offenem Visier kämpfen können, und mir bleibt nichts anderes übrig, als um Nachsicht zu bitten. Bekanntlich hat Jason Lynn eine Abwehrwaffe konstruiert, um dem sogenannten wütenden Gespenst den Garaus zu machen. Die Geräte, die wir vorhin in diese Hütte transportiert haben, sollen das wütende Gespenst vernichten oder wenigstens zu seiner Vernichtung beitragen. Wir werden testen, ob unsere Abwehrwaffe etwas taugt.«
»Ich bin mir nicht sicher, daß ich alles kapiert hab«, erklärte Monk. »Wir erwarten das sogenannte wütende Gespenst, ist das richtig?«
»Richtig«, sagte Doc.
»Und das Zeug in der Hütte soll das Gespenst auf’s Kreuz legen?«
»Stimmt.«
»Wenn du dir bloß nicht zuviel vor genommen hast.« Monk kratzte sich ausgiebig am Hinterkopf. »Mich überzeugt das Zeug in der Hütte nämlich gar nicht! Das soll keine Beleidigung sein, Mr. Lynn, aber ich bin ein einfacher Mann und sage, was ich denke.«
»Ich bin nicht beleidigt«, erwiderte Lynn. »Dinge, die harmlos scheinen, müssen nicht harmlos sein.«
»Vielleicht haben Sie recht.« Monk zuckte mit den Schultern. »Das Motorengeräusch, das wir gehört haben, ist also das wütende Gespenst?«
»Das Motorengeräusch stammt von einem U-Boot«, erläuterte Doc. »Vermutlich hat dieses U-Boot das sogenannte wütende Gespenst zu den Forts transportiert, wo Geschützstellungen demoliert worden sind, das Boot dürfte auch im East River gelegen haben, als in New York die Brücke zusammengebrochen ist.«
»Was ist mit dem Finanzministerium in Washington und mit deinem Labor?« Ham schaltete sich ein. »Da kommt doch wohl ein U-Boot weniger in Betracht.«
»Dadurch bin ich zunächst von der Fährte abgelenkt worden«, bekannte Doc. »Aber ihr seid in Washington einem Milchwagen begegnet, auf diesem Milchwagen dürfte sich das wütende Gespenst befunden haben. Und dann war da noch der angebliche Tonwagen, der euch bis nach New London verfolgt hat. Auch der Tonwagen war mit Gewißheit nichts anderes als ein Vehikel für das, naja, wütende Gespenst. Das zertrümmerte Labor hat mich auf eine falsche Spur gebracht. Ich hatte die Bedrohung in der Luft gesucht, deswegen habe ich mir vom Flughafen Miller Field ein Militärflugzeug ausgeliehen. Ich hätte es nicht gebraucht.«
Das Motorengeräusch war nun auch ohne Geräte deutlich zu hören. Anscheinend befand sich das U-Boot schon in der Bucht. Dann rasselte eine Ankerkette, und es wurde still. Die
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