DS065 - Angriff aus dem Dunkel
beiden Männer ins Haus. Nirgends waren Möbel, und die Fenster waren vergittert. Die Gardinen waren geschlossen.
»Leider muß ich Ihnen die Augen verbinden«, sagte der Mann höflich. »Anordnung vom Chef. Ich kann keine Ausnahme machen.«
»Natürlich nicht«, sagte Lynn. Er lachte gezwungen. »Man muß sich immer an die Spielregeln halten.«
Der Mann legte ihm ein Tuch um die Augen, öffnete eine Tür und führte Lynn eine Treppe hinunter und einen langen Gang entlang. Abermals öffnete er eine Tür, frische Seeluft drang ihnen entgegen. Sie kletterten über eine wackelige Stiege auf ein Schiff, überquerten das Deck und gelangten über einen Niedergang zu einer Kabine. Der Mann schaltete die Deckenbeleuchtung an.
»In Ordnung«, sagte er. »Sie dürfen die Binde abnehmen.«
Lynn nahm das Tuch ab. Sie befanden sich in einem engen, aber behaglich eingerichteten Raum; das einzige Bullauge war schwarz angestrichen.
»Ich lasse Sie jetzt allein«, sagte der Mann höflich. Er stellte die Aktentasche auf den Boden. »Wir werden eine Weile unterwegs sein, und ich hoffe, daß Sie sich nicht langweilen.«
Lynn nickte und sagte nichts. Der Mann spazierte hinaus und verschloß die Tür. Wenig später erklang Motorengeräusch, das Schiff setzte sich in Bewegung. Lynn wartete eine Viertelstunde, dann fischte er einen Dietrich aus der Tasche und öffnete routiniert die Tür. Er trat auf einen langen Korridor und glitt lautlos zu einer anderen Tür, durch die Männerstimmen drangen. Lynn lauschte, aber er konnte nichts verstehen. Die Männer unterhielten sich in einer fremden Sprache.
Lynn kehrte in seine Kabine zurück, verschloß wieder die Tür, setzte sich auf einen Stuhl und bereitete sich darauf vor, geduldig zu warten, bis der Mann, der ihn am Stützpunkt abgeholt hatte, ihn aus seinem Gefängnis erlöste.
Zwei Stunden später verstummte das Dröhnen der Maschine, der Schiffsrumpf scheuerte gegen Metall. Füße trappten über das Deck, Kommandos schallten. Der Mann, der Lynn abgeholt hatte, schloß die Kabine auf und kam herein.
»Wir sind da«, sagte er höflich. »Nehmen Sie bitte Ihre Tasche mit. Der Chef möchte mit Ihnen sprechen.«
Sie gingen durch den Korridor, den Lynn bereits kannte, zu der Tür, durch die das unverständliche Stimmengewirr gekommen war. Der Mann trat ohne anzuklopfen ein und schob Lynn in eine Kabine, die größer und prächtiger war als die andere, in der Lynn die Reise verbracht hatte. An einem Tisch lümmelten Männer mit harten Gesichtern, die vorzüglich auf Steckbriefe gepaßt hätten. Seitab auf einem. Sessel thronte ein Mann, der eine schwarze Haube über den Kopf gestülpt hatte. Hinter den schmalen Sehschlitzen funkelten intelligente, hellwache Augen.
»Nehmen Sie bitte Platz, Mr. Lynn«, sagte der Mann mit der Haube. Er sprach mit verstellter Stimme, »Haben Sie die Pläne für Ihre Erfindung mitgebracht?« Lynn nahm gravitätisch Platz und streckte die Beine aus.
»Ich bin bereit, das Geschäft mit Ihnen abzuschließen«, erklärte er ausweichend, »aber natürlich müssen wir uns über den Preis einig werden. Die amerikanische Regierung hat mir ein großzügiges Angebot unterbreitet. Nun kommt es darauf an, ob Sie dieses Angebot überbieten möchten.«
»Darauf kommt es in der Tat an«, entgegnete der Mann mit der Haube. »Ehe wir uns in Details verlieren – sind Sie ganz sicher, daß Ihre Erfindung eine Abwehr dieses, wie die Zeitungen sich ausdrücken, wütenden Gespensts darstellt?«
»Ganz sicher. Ich habe meine Erfindung getestet, wovon die amerikanischen Offiziellen nichts wissen. Sie glauben, meine Experimente wären noch nicht abgeschlossen. Die Amerikaner brauchen meine Erfindung, weil sie es satt haben, von diesem, ja, wütenden Gespenst lächerlich gemacht zu werden.«
»Ich biete Ihnen eine Million Dollar für die Pläne. Ich möchte, daß wir uns jetzt und hier einig werden.«
»Haben Sie das Geld hier?«
Der Mann mit der Haube langte hinter sich nach einem kleinen Koffer und legte ihn auf den Tisch. Er klappte den Koffer auf, der bis zum Rand mit Banknotenbündeln gefüllt war. Lynn nickte und öffnete seine Aktentasche. Er fischte einen Stapel unbeschriebenes Papier heraus, grinste und warf es vor sich hin. Die Männer mit den Steckbriefvisagen murrten und fluchten. Mit einer Handbewegung brachte der Mensch mit der Haube sie zum Schweigen.
»Was soll das bedeuten?« fragte er.
»Eine Vorsichtsmaßnahme«, erläuterte Lynn. »Die Pläne sind
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