DS065 - Angriff aus dem Dunkel
im Safe im Hotel. Ich wollte mich vergewissern, ob Sie es wirklich ernst meinen. Die Pläne stehen Ihnen zur Verfügung, aber mit dem Preis bin ich nicht einverstanden.«
»Eine Million Dollar!« wiederholte der Mann mit der Haube verblüfft. »Was haben Sie daran auszusetzen?«
»Nichts«, sagte Lynn. »Aber man hat mir zugetragen, daß meine Nichte sich bei Ihnen befindet. Wie es hieß, ist sie gefangen. Außerdem soll sich der Freund meiner Nichte, Warren Allen, bei Ihnen aufhalten, ebenfalls nicht freiwillig. Ich verlange, daß Sie meine Nichte und Allen unverzüglich entlassen!«
»Wir haben die beiden nur festgenommen, um auf Sie ein wenig Druck auszuüben«, behauptete der Mann mit der Haube. »Sie sagen, man hat es Ihnen zugetragen – aber dafür haben wir gesorgt! Sie sollten wissen, wo Ihre Nichte ist; andernfalls hätten wir Ihre Entscheidung ja nicht beeinflussen können. Selbstverständlich geben wir Ihre Nichte und Warren frei. An Warren waren wir übrigens nicht interessiert, wir haben ihn nur eingesammelt, weil er bei Ihrer Nichte war«
»Gut«, sagte Lynn. »Kann ich damit rechnen, Ihre beiden Geiseln in Boston vorzufinden?«
»Sie können« Der Mann mit der Haube nickte. »Sie sehen, daß ich Ihnen vertraue, denn eigentlich müßte ich natürlich die Gefangenen behalten, bis unsere Transaktion wirklich abgeschlossen ist. Wir treffen uns morgen abend um zehn am Kittery Point in der Nähe von Portsmouth. Wir geben Ihnen ein Lichtsignal.«
Er erhob sich, auch Lynn stand auf, und sie schüttelten einander die Hand. Der Mann, der Lynn begleitet hatte, eskortierte ihn in die andere Kabine zurück, wenig später nahm das Schiff wieder Fahrt auf. Diesmal dauerte die Reise erheblich länger als auf dem Hinweg; dafür wurden Lynn nicht noch einmal die Augen verbunden. Als er über die Laufplanke zum Kai balancierte, sah er, daß er sich auf einer kleinen, eleganten Jacht befunden hatte. Die Sonne war bereits untergegangen.
Am Ufer standen Annabel Lynn und Warren Allen. Sie eilten Jason Lynn entgegen, und Annabel fiel ihm um den Hals.
»Großer Gott!« sagte Jason Lynn scheinbar verblüfft. »Wo kommt ihr her? Ich hab gedacht, ihr seid gefangen!«
»Wir waren tatsächlich gefangen«, sagte Allen. »Die Schurken haben uns freigelassen. Wir sind mit demselben Schiff wie Sie angekommen.«
Jason Lynn wandte sich um zu der Jacht. Der höfliche Mann, der sich unterwegs seiner angenommen hatte, stand noch an der Reling.
»Wir wollten Ihnen beweisen, daß wir Wort halten«, sagte er freundlich. »Vergessen Sie nicht – Kittery Point bei Portsmouth! Nördlich vom Point ist eine kleine Bucht, dort steht eine Hütte. Warten Sie dort, bis wir Ihnen von See her ein Zeichen geben.«
Er wandte sich um und rief ein Kommando, das Schiff legte ab. Annabel und Jason Lynn und Allen gingen zum nächsten Taxistand und ließen sich zum Hotel Pilgrims Prince bringen. Vor dem Portal verabschiedete sich Allen. Er küßte Annabel zärtlich und gab Jason Lynn die Hand.
»Ich ahne nicht, welche Geschäfte Sie mit diesen Männern haben, und ich will es auch nicht wissen«, sagte er. »Aber ich bin davon überzeugt, daß ich Ihnen meine Freiheit und mein Leben zu verdanken habe, und das werde ich Ihnen nicht vergessen.«
»Nicht der Rede wert«, sagte Jason Lynn gutmütig. »Jedenfalls sind Sie ein Gentleman, und so was findet man nicht jeden Tag.«
»Er ist wirklich reizend«, bestätigte Annabel. »Onkel, hast du was dagegen, wenn ich dich nach Portsmouth begleite?«
»Natürlich nicht!« sagte Jason Lynn jovial. »Ich freue mich, wenn ich nicht allein fahren muß.«
»Dann könnte aber auch Warren uns begleiten«, gab das Mädchen zu bedenken. »Vorausgesetzt, daß er Lust hat ...«
»Mit Vergnügen«, erklärte Allen. »Aber mein Sportwagen ist für drei Personen ein bißchen knapp.«
»Wir fahren mit der Eisenbahn«, entschied Annabel. »Wir können nachher noch einmal telefonieren und vereinbaren, wer wen wo abholt.«
Allen nickte, winkte Jason Lynn zu und ging schnell die Straße entlang. Die beiden Jasons traten in die Halle und fuhren mit dem Lift in die zweite Etage. In Lynns Suite ließ Annabel sich im Salon aufatmend in einen Sessel fallen und räkelte sich behaglich.
»Wir haben allerhand Aufregungen hinter uns«, stellte sie fest. »Ich bin froh, wenn diese Sache zu Ende ist.«
Im gleichen Moment öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer, und ein zweiter Jason Lynn kam heraus, der dem ersten zum
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