DS066 - Die Todesspinne
Arm um die Schultern. Lächelnd blickte sie zu ihm auf.
»Das hast du großartig gemacht, Süße«, sagte er. »Aber ich bin auch nicht ohne, das mußt du zugeben!«
»Ich gebe es zu«, sagte sie zärtlich. »Ein Jammer, daß ich diese Sache nicht in die Zeitung bringen kann.«
»Du mußt Geduld haben«, sagte er. »Du weißt noch längst nicht Bescheid!«
»Aber du wirst mich informieren«, sagte sie. »Oder nicht?«
»Bestimmt«, versicherte er. »Für dich tu ich alles.«
8.
Am Morgen wälzte sich ein Trauerzug mit zwei Leichenwagen, auf denen jeweils zwei Särge standen, durch die Straßen. Der Zug war ungewöhnlich lang; mindestens zwei Dutzend Wagen folgten den Leichenwagen. Sämtliche Trauergäste waren Männer, nur im vorderen Leichenwagen zwischen Fahrer und Beifahrer saß ein hübsches, blondes Mädchen. Das Mädchen war Barbara Hughes.
Am Rand der Gehsteige rotteten sich Passanten zusammen und staunten, denn dergleichen hatte es seit den Tagen der großen Gangsterkriege in Chicago nicht mehr gegeben. Sie hätten noch mehr gestaunt, wenn sie gewußt hätten, daß in den Särgen keine Toten waren, sondern im vorderen Wagen Doc Savage und Soung Percill und im hinteren Monk und Ham. Alle vier waren gefesselt und geknebelt. Sie hatten die Nacht im Keller von Percills Haus verbracht, und die Verbrecher hatten sie keine Sekunde aus den Augen gelassen.
Während der Zug gemächlich in die Richtung zum Vorort Melrose Park rollte, arbeitete Doc verstohlen an den Stricken, mit denen Deeter ihm die Hände zusammengeschnürt hatte. Deeter schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein: Er hatte seine Gefangenen nicht einmal durchsuchen lassen. Er hatte sich damit begnügt, Hams und Monks Maschinenpistolen einzusammeln. Daher verfügte Doc nach wie vor über etliche der technischen Spielereien, die ihm mehr als einmal aus der Patsche geholfen hatten. Aber bevor er wenigstens die Hände frei bekam, konnten sie ihm nichts nützen.
Plötzlich richtete sich Percill im Sarg neben ihm auf und neigte sich zu ihm. Er war seines Knebels und der Fesseln ledig.
»Einen Augenblick«, flüsterte er, »ich helfe Ihnen.«
Im selben Moment drehte der Mann neben dem Fahrer sich um, entdeckte Percill, fluchte und zerrte ein Schießeisen aus der Tasche. Percill reagierte blitzschnell. Er kletterte aus dem Sarg und sprang vom Wagen. Gleichzeitig kam der Wagen zum Stehen. Der Mann neben dem Fahrer stieg aus und ballerte drauflos, das Mädchen stieg ebenfalls aus. Doc spähte über den Rand des Sargs. Er sah, daß der Trauerzug mittlerweile eine unbewohnte Gegend erreicht hatte. Rechts und links waren Bauplätze und Geröllhalden. Percill strebte zu einem der Bauplätze, der Mann mit dem Revolver und das Mädchen hasteten hinter ihm her. Aus den mehr als vierundzwanzig Begleitautos quollen Gestalten mit verdächtigen Visagen. Die Gestalten trugen feierlich schwarze Anzüge und großkalibrige Handfeuerwaffen.
Percill schlug einen Haken und kehrte im weiten Bogen in die Nähe des Trauerzugs zurück. Das Mädchen war unterdessen zurückgeblieben, weil sie mit ihren hohen Absätzen auf dem holprigen Gelände immer wieder umknickte. Die angebliche Trauergesellschaft bemühte sich, Percill einzufangen oder zu erledigen.
Der Fahrer von Docs Wagen schielte über die Schulter zu Doc, und jetzt erst bemerkte Doc, daß er Deeter vor sich hatte. Deeter grinste von Ohr zu Ohr
»Keine Dummheiten!« mahnte er. »Sie haben ohnehin nur noch ein paar Minuten zu leben, kosten Sie sie aus.«
Doc schwieg notgedrungen; der Knebel hinderte ihn daran, Deeter mitzuteilen, was er über ihn dachte. Er blickte wieder zu Percill. Der hatte unterdessen das Mädchen mit beiden Händen gepackt und hielt sie so vor sich, daß die Mitglieder der angeblichen Trauergesellschaft nicht mehr auf ihn schießen konnten, ohne das Mädchen zu gefährden. Deeter schüttelte verächtlich den Kopf, griff nach einer Maschinenpistole, die neben ihm auf dem Polster lag, und gab einen Schuß ab. Percill zuckte zusammen, als hätte er mit einer Axt einen Hieb in den Rücken erhalten, ließ das Mädchen los, drehte sich langsam um die eigene Achse und kippte um. Das Mädchen hob hilflos die Arme, schloß die Augen und kreischte.
Sie kreischte noch, als Deeter zu ihr kam und sie heftig ohrfeigte. Sie verstummte, und Deeter zerrte sie zurück zum Wagen.
»Warum bist du ausgestiegen?!« schnauzte er.
»Ihr seid doch auch ausgestiegen!« schluchzte sie.
Deeter
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