DS076 - Angriff aus der Tiefe
und zu beißen; als ihr keins von beidem gelang, vergrub sie das Gesicht in den Händen und schluchzte schwer.
»Frauen hassen es, hereingelegt zu werden«, bemerkte Prinz Albert.
Zwei Männer, die China mitschleppten, gingen voran, und die anderen folgten in Zweierreihe, wobei Doc, Monk und Ham mit Lanzen vorangestoßen wurden.
Sie kamen durch einen steinernen Bogengang, und dieser mündete in einen ziemlich großen Raum mit dicken Deckenbalken; durch eine Art Portal gelangten sie über einen purpurroten Samtteppich in einen zweiten Raum und mußten vor einem vergoldeten Ding stehenbleiben, das einem Thron ähnlich sah. Monk bückte sich, um das Ding zu befühlen, und erhielt dafür einen Schlag mit der breiten Seite eines Schwertes.
»Ich wollte nur sehen«, beklagte sich Monk, »ob das Ding aus massivem Gold ist.«
»Nehmen Sie sich zusammen«, schnappte Prinz Albert. »Der Boß wird in einer Minute Hof und Gericht halten.«
»Ist es massives Gold?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Okay«, grollte Monk. »Hof und Gericht – was hat das nun wieder zu bedeuten?«
»Mund halten!« fuhr Prinz Albert ihn an.
Dann starrten Doc und seine Gruppe verblüfft auf die Person, die zur Tür hereinkam.
Es war die Herzogin Portia Montanye-Norwich, in königlichem Gehabe. Ohne rechts oder links zu sehen, schritt sie auf den Thron zu.
China flüsterte: »Jetzt wissen Sie, warum ich so schockiert war.«
Doc und seine Männer sahen starr geradeaus.
Monk sagte: »Sie ist ...« Dann wußte er nicht weiter.
»Ja, sie ist es tatsächlich«, sagte China.
»Aber ...«
»Ob Sie’s glauben oder nicht, sie ist es«, sagte China. »Ich hatte bisher ebenfalls keine Ahnung.«
»Sie hat Sie getäuscht?«
»Getäuscht ist wohl ein viel zu schwaches Wort dafür!« empörte sich China. »Dieser aufgedonnerte Tramp!« Sie biß sich heftig auf die Lippe. »Sie war früher so ein prima Kerl. Das war es, wodurch ich mich täuschen ließ.«
Monk sagte laut: »Aber dort in New York ...«
Wieder traf ihn die Breitseite eines Schwerts.
»Der Kerl mit der piepsigen Stimme geht mir langsam auf die Nerven!« knurrte Prinz Albert.
Monk sagte: »Hören Sie, wenn Ihnen meine Stimme nicht paßt ...« Aber als ihn ein neuerlicher Schwertschlag traf, schwieg er lieber.
Herzogin Portia nahm auf dem Thron Platz und gab mit der Hand ein Zeichen, woraufhin Prinz Albert die Kante des Purpurläufers umschlug, und eine Anzahl im Boden befestigter Eisenringe kam zum Vorschein, an die Doc, seine beiden Helfer und China angekettet wurden. Dann zogen sich die Wächter zurück, Prinz Albert eingeschlossen.
Doc Savage überprüfte die Festigkeit des Eisenrings, an den er gekettet worden war, und fand ihn enttäuschend solide. Monk und Ham, die ebenfalls an ihren Ringen geruckt hatten, ließen klirrend ihre Ketten zu Boden fallen und sahen lieber Herzogin Portia an.
An diesem Morgen war die Lady in ein loses, weit-fließendes Seidengewand gekleidet, das an der Taille von einer Purpurschnur zusammengehalten wurde. Darüber trug sie ein weißes Cape, und aus ihren offenen Sandalen schauten die bemalten Zehennägel hervor. Im ganzen wirkte sie aber durchaus weiblich attraktiv.
Monk, der einen Blick für so was hatte, bemerkte: »Wie ’ne weibliche Ausgabe von Dracula sieht sie nicht gerade aus.«
Diese Bemerkung schien Portia zu reizen.
»Sie haben nur zu sprechen«, sagte sie scharf, »wenn Sie gefragt werden.«
Doc sagte, diese Anweisung ignorierend: »In New York wirkten Sie noch ausgesprochen hilfebedürftig.«
»Ja, das hatte ich gut geschauspielert, nicht wahr?« bemerkte Portia kühl.
Doc Savage zog seine Kette an und hängte sie sich über den Arm, während er überdachte, was sie gerade gesagt hatte.
»Und was war der Zweck dieser Schauspielerei?«
»Sie hierherzubekommen«, sagte Portia kurz.
»Uns hierherzubekommen?«
»Genau.« Portia tippte nervös mit den Fingern auf die Lehnen des Thronsessels. »Vor Boston gab es an Bord unseres anderen U-Boots eine Explosion. Es war ein Unfall. Ich wurde gerettet. Nachdem ich an’s Ufer gebracht worden war, machte ich mit dem Plan weiter, dessentwegen ich nach Amerika gekommen war: Sie und Ihre Helfer zu kidnappen und hierherzubringen. Dazu war es nötig, Sie zu täuschen.« Sie warf arrogant die Lippen auf. »Verstehen Sie, ich wußte, daß Sie es sich zum Beruf gemacht hatten, Leuten zu helfen.«
»Und warum wollten Sie uns hierhaben?« Herzogin Portia entblößte die Zähne, was wohl ein
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