DS079 - In einer anderen Welt
hierzulande geltenden Boxregeln durchaus zum Erlaubten zu gehören schien. Die Zuschauer sprangen erregt auf und ab und schrien begeistert, weil sie den Kampf schon für entschieden hielten.
Aber Aulf hatte ein Glaskinn. Doc war richtig froh, als er das entdeckte, denn rein den Körperkräften nach hätte Aulf es noch stundenlang mit ihm aufnehmen können.
Ein rechter Kinnhaken setzte Aulf auf sein Hinterteil. Er zwinkerte mit den Augen und blickte verdutzt. Er wollte sich aufrappeln, sackte aber wieder zu Boden. Als er das nächstemal hochkam, hielt er sich verschlagenerweise die eine Hand über sein empfindliches Kinn, zog die Hand aber instinktiv wieder weg, als Doc einen Schlag zu seinen Augen hin fintete. Statt dessen schlug Doc mit der anderen Faust zu, wieder an das Glaskinn. Aulf ging erneut zu Boden.
Diesmal blieb Aulf dort mit geschlossenen Augen hocken. Als Doc ihm einen Stoß versetzte, kippte er zur Seite, aber sonst rührte er sich nicht mehr. Aulf war knock-out.
Doc wußte, die nächsten paar Minuten würden die allerschwierigsten sein. Eine falsche Geste von ihm, und die Höhlenmänner würden im Rudel über ihn herfallen. Er konnte niemals hoffen, mit allen gleichzeitig fertig zu werden.
Doc stellte sich deshalb ruhig auf Aulfs Brustkorb und stieß das lauteste Gebrüll aus, das er zustande brachte. Dann ging er hinüber und hob Aulfs Keule auf, die ein formidables Ding war, fast so schwer wie eine Wagendeichsel, und schulterte die Waffe. Erneut stieß er einen röhrenden Schrei aus.
Er achtete dabei sorgfältig darauf, daß dieses Brüllen eindrucksvoll, aber nicht drohend oder beleidigend klang. Er hielt die Augen fest auf den Ring von stupiden Gesichtern gerichtet und wartete auf das erste Anzeichen von Feindseligkeit.
Als nichts geschah – anscheinend hatten sie es inzwischen als Tatsache hingenommen, daß er in Freiheit bleiben würde, nur dauerten alle solche Denkprozesse bei ihnen eben etwas länger – ging Doc zu seiner Ausrüstungskiste hinüber, die Aulf sich angeeignet hatte.
Wie selbstverständlich, nachdem er ja der Sieger war, nahm er Aulfs Haufen von Beutetieren in Besitz, begann sie eines nach dem anderen unter der Schar von Höhlenmännern zu verteilen. Diese Geschenke waren eine gute Idee und wurden mit erfreuten Grunzlauten angenommen.
Dann öffnete Doc seine Ausrüstungskiste. Aulf war es nicht gelungen, sie aufzukriegen. Die verriegelbaren Schnappschlösser waren für seinen primitiven Verstand zu kompliziert gewesen.
In der Kiste waren ein Transistorfunkgerät und allerhand andere Dinge, darunter eine ganz gewöhnliche Schachtel Zündhölzer.
Doc steckte sich die Zündholzschachtel unauffällig in den Mund. Dann trat er vor die noch unsicheren Höhlenmänner hin und schlug sich mehrmals mit der Faust auf die Brust, um ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, nahm ein Zündholz aus der Schachtel in seinem Mund und riß es an, hielt die Flamme hoch.
Einem Magier würde das versteckte In-den-Mund-Praktizieren der Zündholzschachtel wahrscheinlich nur ein müdes Lächeln entlockt haben, aber hier erzielte der Trick ungeahnte Wirkungen. Die Höhlenmänner verloren die Nerven und rannten.
Doc ging zu dem Loch in der Decke der Gefängnishöhle und half Lanta heraus.
»Sprechen Sie ihre Sprache?« fragte er sie.
»Ein wenig. Sie besteht hauptsächlich aus Grunz- und Bellauten.«
»Glauben sie an irgendeinen Gott?«
»Nur an einen bösen Geist, den sie für alles verantwortlich machen, was ihnen an Unglück und Pech widerfährt.«
»Dann sagen Sie ihnen«, erklärte ihr Doc, »daß ich dieser böse Geist bin. Sagen Sie ihnen, daß ihnen das größte Unglück ihres Lebens widerfahren wird, wenn sie sich mit mir anlegen.«
Die Höhlenmänner waren zögernd wieder zurückgekommen. Lanta begann zu sprechen – ihre Stimme klang sogar noch lieblich, als sie das Konglomerat von Grunzlauten ausstieß, das die Sprache der Höhlenmänner bildete. Sie mußte wegen der langsamen Denkprozesse bei den Höhlenmännern reichlich lange auf eine Antwort warten, bekam sie aber schließlich.
»Sie sagen«, übersetzte sie, »sie werden mit ihren Keulen über Sie herfallen und Sie erschlagen, wenn Sie nicht Weggehen.«
»Das ist nicht so gut.« Der Bronzemann überlegte kurz. »Sagen Sie ihnen, ich werde friedlich Weggehen, wenn sie mir alle Sklaven mitgeben, die sie haben.« Das Mädchen übersetzte es wieder, mußte auch diesmal reichlich lange auf eine Antwort warten.
»Der
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