DS080 - Die rote Schlange
rechten Zeit immer an der rechten Stelle zu sein.« Doc schien zu überlegen, ob und was er sagen sollte. »Sie könnten mir vielleicht ein wenig helfen«, sagte er schließlich. »Sie erwähnten vorhin, Sie hätten die Männer wiedererkannt. Offenbar scheinen Sie auch mehr über die Garage zu wissen. Wem gehört sie?«
Carter schüttelte den Kopf, und sein Lächeln verschwand. »Sie stellen verdammt harte Fragen«, beklagte er sich. »Ja, ich erkannte die Typen wieder. Sie sind alle Gangster. Aber wem die Garage gehört? Offen gesagt, ich habe keine Ahnung.
Damals in den Dreißiger Jahren wurden die großen Banden zwar von G-men zerschlagen, aber inzwischen ist hier in Chi eine neue Gangstergeneration nachgewachsen. Nur die Racketts, die sie betreiben, haben sich geändert. Jetzt geht es meist um Heroin und schwarzes Zahlenlotto.«
Doc nickte, sagte aber nichts. Carter fuhr mit dem Coupe in gekonntem Schwung vor Docs Hotel vor.
»Was dies alles hier jedoch mit den Arkansassümpfen zu tun haben soll, weiß ich beim besten Willen nicht.« Carter sah Doc erwartungsvoll an.
Der Bronzemann stieg zum Gehsteig hin aus. »Das ist ein interessantes Problem«, bestätigte er. »Vielen Dank für’s Mitnehmen.« Er wandte sich um und ging in das Hotel hinein.
Fletcher Carter sah ihm nach und fluchte verbittert. Ihm wurde jetzt bewußt, daß er allein es gewesen war, der das Reden besorgt und die Informationen gegeben hatte. Doc hatte seinerseits absolut nichts beigetragen.
Ein aufgeweckter Außenkorrespondent einer der großen Chicagoer Zeitungen war ebenfalls eifrig am Reden.
Der Korrespondent hatte gerüchteweise von den Vorgängen in den Arkansassümpfen gehört. Er war auf gut Glück hingefahren und hatte Glück gehabt.
Die Rote Schlange hatte erneut zugeschlagen!
Hank Hendricks hatte sein ganzes Leben in den Sümpfen von Arkansas gelebt, und fast ebenso lang betrieb er dort als Nebenverdienst eine kleine Schwarzbrennerei. Zumindest hatte er als kleiner Knirps schon seinem Vater bei dem schwarzen Gewerbe geholfen. Später hatte er es weiterbetrieben.
Mit seinem Sohn Bill hatte er während der ersten Hälfte der vorangegangenen Nacht schwarzen Whisky gebrannt, und dann hatten sie ihn ausliefern wollen. Aber dazu kam es nicht mehr.
Hank Hendricks konnte hinterher keinen klaren Bericht geben, was eigentlich geschehen war. Er war dazu zu aufgeregt und, zum erstenmal in seinem Leben, auch zu verängstigt und geschockt. Aber er stimmte in vielen Punkten mit jenen überein, die vorher erzählt worden waren. Zuerst war Kettenrasseln zu hören gewesen, dann Klirren und Klappern von Metall.
Hank hatte umkehren wollen. Aber sein Sohn Bill hatte gelacht und war mit dem kleinen Boot weitergerudert.
Dann hatte Bill aufgeschrien. Hank selbst hatte das Gefühl gehabt, von stählernen Händen gepackt zu werden. Vor Angst war er wie gelähmt gewesen und hatte den Tod vor Augen gehabt.
Stattdessen hatte er eine Warnung erhalten.
Als er schließlich zu sich kam, war Bill tot gewesen. Das Hemd war ihm heruntergerissen worden, und er lag auf dem Gesicht. Auf seinem Rücken waren die Spuren der Roten Schlange.
»Ihr müßt sofort aufhören, hier ’nen Damm zu bauen!« kreischte Hank Hendricks. »Das ist die Warnung, die ich euch sagen soll! Wenn ihr nicht damit aufhört, werden wir alle hier sterben!«
Immer weiter diese Warnung schreiend, war er nach Hause gerannt. Inzwischen hatten die Sumpfbewohner bereits begonnen, sich zusammenzurotten.
Wer immer diese Rote Schlange war, wollte also den Damm nicht gebaut haben. Daher wollten die Sumpfbewohner es auch nicht. Wenn nötig würden sie die Ingenieure sogar mit Gewalt daran hindern, den Damm zu bauen.
Nelson Erhard, der Außenkorrespondent, konnte vor lauter Aufregung seinen Bericht kaum telefonisch durchgeben. Und dann mußte er erleben, daß ihm nicht geglaubt wurde. Der skeptische Redakteur in Chicago erklärte ihm, er hätte schon viel zuviel Phantasiegeschichten gehört, um auf diese noch hereinzufallen.
»Aber einer von Doc Savages Helfern soll dabei vorgestern nacht gekillt worden sein«, schrie Erhard in den Hörer. »Doch dann rief er heute hier an und sagte, das beruhe auf einer Verwechslung. Der weiß aber alles über die Sache, und er ist im Augenblick dort bei Ihnen in Chicago. Versuchen Sie ihn zu finden. Er wird Ihnen alles bestätigen.«
Eine Stunde später waren die Extrablätter heraus.
ROTER TOD
GEHT IN DEN SÜMPFEN UM
als ›Schlangenkiller‹
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