DS080 - Die rote Schlange
recht mitbekamen, was geschah, fanden sie sich in einem leerstehenden Hangar eingesperrt wieder, gebunden, geknebelt und ihrer Waffen und Uniformen ledig.
Bald darauf postierten sich vier Männer, die jetzt die Uniformen der Wächter trugen, in der Nähe des Luftschiffs. So hatten jetzt also vier Gangster dessen »Bewachung« übernommen.
Inzwischen waren die anderen sechs Männer, die in den beiden Wagen gekommen waren, nicht müßig geblieben. Jeweils zu zweit arbeitend, lud jede Gruppe von ihnen ein Paket aus der einen Limousine aus.
Eine Gruppe ging zur Bugnase des Luftschiffs vor, eine unter den dickbauchigen Mittelteil und die dritte zur Heckspitze.
Ein zufälliger Beobachter hätte sie wahrscheinlich für Monteure oder Wartungspersonal gehalten. Der Anblick der vier Wächter hätte noch zusätzlich jeden Verdacht zerstreut.
Die drei Gruppen begannen an dem Luftschiff fieberhaft zu arbeiten. Innerhalb von ein paar Minuten hatten sie ihren Job erledigt. Dann fuhren sie ihre Wagen in den leeren Hangar. Nur die vier Wächter blieben in Sicht.
Als Doc und seine Helfer anlangten, deutete nichts darauf hin, daß irgend etwas nicht stimmte. Ham bezahlte die Wächter. Für den sonst so scharf denkenden Anwalt ergab sich auch dabei keinerlei Verdacht. Da er die Wächter telefonisch bestellt und sie noch niemals gesehen hatte, traf ihn auch keine Schuld.
Wenige Minuten danach schwebte das Luftschiff dem Himmel entgegen.
Erst als es fast außer Sicht war, kamen die übrigen aus dem Hangar heraus. Anführer der ganzen Gruppe war der Rausschmeißertyp mit den Blumenkohlohren und der zerschlagenen Nase. Ein schadenfrohes Leuchten war in seinem groben Gesicht.
»So, ich werde dir helfen, mich in einen Sack zu stecken und darin herumkicken zu lassen«, schnarrte er. »Jetzt dauert’s nicht mehr lange. Oh, Mann, hoffentlich können wir’s noch sehen!«
Einen Moment später jagten die beiden schweren Limousinen den Highway hinunter, um das Luftschiff wenn möglich in Sicht zu behalten.
Sie brauchten nicht weit zu fahren, bis es geschah. Zuerst sprang an der Nase des Luftschiffs eine Wolke auf. Einen Augenblick später erfolgte am Bauch des Luftschiffs ein Auf blitzen. Rauch quoll heraus.
Dann erfolgte eine gewaltige Detonation. Trümmer regneten zur Erde herab.
Gerald Pettyblooms Name stand unter dem Sensationsbericht. Er war entzückt. Vielleicht würde ihm das einen Job in New York verschaffen. Die Schlagzeile lautete:
REPORTER DER DAILY EAGLE BESCHAFFT
FOTO DES JAHRHUNDERTS
Darunter stand ein fast ganzseitiger Artikel, in dem eine Vergrößerung des Fotos gebracht wurde, das Pettybloom im Badezimmer von Docs Hotelsuite gefunden hatte.
Das Foto zeigte eine Gruppe von Männern in altertümlichen Ritterrüstungen. Sie trugen Waffen, die jenen der einstigen spanischen Eroberer glichen!
Zusammen mit dem Bericht der Ingenieure aus den Arkansassümpfen war es die Sensation des Tages in den ganzen Vereinigten Staaten. Hier war etwas, das sich wie ein Märchen anhörte, aber doch durch unanfechtbare Beweise belegt wurde.
Fotoexperten untersuchten das Original des Fotos und kamen einhellig zu dem Schluß, daß es echt, und in keiner Weise retuschiert war.
Experten für antike Waffen betrachteten das Foto durch starke Vergrößerungsgläser und fanden ihren ersten Eindruck bestätigt. Die Waffen waren eindeutig vom Typ derer der spanischen Konquistadoren. Sie hatten damals langläufige Vorderlader genau dieser Art verwendet.
Das Ganze war ein einziges Rätsel, für das es keine Antwort zu geben schien.
Dann hatte Pettybloom einen Einfall. Er schrie in den Redaktionsräumen nach Lexika. Als sie ihm gebracht worden waren und er nachgeschlagen hatte, begann er rasch zu schreiben. Die Schlagzeile in der nächsten Ausgabe der Eagle lautete:
MYSTERIÖSE SUMPFLEUTE KÖNNTEN NACHKOMMEN DE SOTOS SEIN
Pettybloom hatte in der Tat einen genialen Einfall gehabt. Er hatte sich entsonnen, daß Hernando de Soto, der berühmte spanische Eroberer, 1541 mit einer Gruppe seiner Männer das Mississippibecken entdeckt hatte. De Soto war weiter nach Westen gezogen, aber 1542 zum Mississippi zurückgekehrt. Dort war er auch gestorben, überlieferte die Geschichte.
Dadurch war der Kriminalreporter zu einer Theorie gekommen. Er erinnerte sich des berühmten Pitcairn Islands, das von Meuterern der Bounty besiedelt worden war. Und so schrieb er:
Unter den verschiedenen Gruppen der Konquistadoren herrschte stets
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