DS080 - Die rote Schlange
Er sagte nichts, bis er die beiden Insassen klar erkennen konnte.
»Die spanische Schlampe!« platzte er dann heraus. »Überall wo wir hinkommen, taucht prompt auch diese weibliche Beleidigungsmaschine auf! «
Renny kam hinzu und nahm Monk das Infrarotsichtgerät aus der Hand, sah hindurch. »Heilige Kuh!« rief er aus. »Und der andere ist der Franzose, der mir erklärte, daß er Reporter sei!«
»Das ist der Kerl, der uns anrief, sich als ›das Orakel‹ ausgab und uns sagte, du seist tot«, warf Ham aufgeregt ein.
»Los, geh’n wir tiefer und zwingen wir sie zur Landung !« rief Monk. »Schnappen wir sie uns!«
»Nein, das wäre voreilig«, warnte Doc. »Ich glaube, wir werden mehr erfahren, wenn wir ihnen folgen.« Das Luftschiff flog weiter in der hohen Wolkendecke, in gleichbleibendem Abstand dem Flugzeug hinterher, auf das die Aufmerksamkeit aller gerichtet war.
So sah niemand das zweite Flugzeug, das hoch und in weitem Abstand dem ersten hinterherflog.
Fletcher Carter sah selbstzufrieden wie immer aus. Im Knopfloch seines Revers’ hatte er eine frische Nelke stecken.
Die schlanken Linien des Flugzeugs und sein starker Motor machten es als Verfolgermaschine geradezu ideal geeignet. Ein von Carter engagierter Pilot saß am Steuer. Gelegentlich setzte Carter ein Fernglas an die Augen und nickte jedesmal befriedigt. Georges Douter und Consuela Manresa hatten bisher nicht entdeckt, daß sie einen Verfolger hatten, und so sollte es nach Carters Willen auch bleiben.
Es war der Pilot, der Carter schließlich auf den dunklen Schatten über ihnen in der Wolkendecke aufmerksam machte. Für einen kurzen Augenblick war das Luftschiff aus der ansonsten geschlossenen Wolkendecke herausgeraten.
»Da, vor und über uns!« rief der Pilot aus.
Fletschers Lippen formten ein unhörbares »Oh«. Er musterte den zigarrenförmigen Schatten, der gleich wieder in den Wolken verschwand, durch sein Fernglas. Er war noch in Chicago gewesen, als Zeitungsjungen dort die Extrablätter ausgeschrien hatten, die den Tod des berühmten Bronzemannes meldeten.
»Nun, die Zeitungen dürften mal wieder leicht übertrieben haben«, murmelte er vor sich hin. Dann wandte er sich an den Piloten.
Das Flugzeug blieb daraufhin noch weiter zurück, so daß es von dem vorausfliegenden Flugzeug ebenso wie von dem Luftschiff aus nur noch als winziger Punkt erschienen wäre. Zudem flog es die meiste Zeit in der untersten Wolkenschicht.
Die sechshundertfünfzig Meilen zu den Sümpfen von Arkansas waren in weniger als drei Stunden zurückgelegt. Die Dämmerung hatte eingesetzt, als drunten die weite, öde Sumpflandschaft auftauchte.
Zum erstenmal schien Douter nicht recht zu wissen, wo er eigentlich hin wollte. Er flog zunächst die Grenze der Sümpfe entlang. Mehrmals kreiste er über Stellen in den bereits entwässerten Sumpfgebieten, die sich für eine Landung geeignet hätten, nur um sich dann doch weiter nach Süden zu wenden.
»Er scheint nach irgendwas zu suchen«, bemerkte Monk in der Führergondel des Luftschiffs.
Doc Savage nickte schweigend. Seine goldflackernden braunen Augen glitten suchend herum. Auch Monk und Ham strengten sich an, die einfallende Dämmerung mit ihren Augen zu durchdringen.
Sie sahen es alle, als es kam. Ein Lichtsignal. Es war ein starker zum Himmel gerichteter Lichtstrahl, der im Kreis herumgeschwungen wurde.
Sofort drosselte Douter den Motor seiner Maschine und ging in einer Gleitspirale nieder.
Unten am Boden flammten improvisierte Landebahnbegrenzungsleuchten auf, wahrscheinlich mit Autobatterien betrieben. Das von ihnen abgegrenzte Feld reichte bequem als Landefläche für eine kleine Maschine.
»Jetzt wird es kritisch«, murmelte Ham.
Monk und Renny sagten nichts. Sie wußten, was Ham meinte. Es war ausgeschlossen, mit dem Luftschiff in der unmittelbaren Nähe zu landen, ohne daß es trotz der einfallenden Dunkelheit bemerkt werden würde. Doch wenn sie dies nicht taten, hätten die von ihnen Verfolgten allzu leicht in der Dunkelheit davonkommen können.
Doc drückte die Nase des Luftschiffs plötzlich so steil hinab, daß seine Helfer unwillkürlich auf japsten. Er hatte wenige hundert Meter entfernt in einem kleinen Waldbestand eine Art Baumtunnel entdeckt, den einzig möglichen Ort für eine schnelle Landung. Sie konnten jetzt nur hoffen, daß die anderen so von ihren eigenen Lichtern geblendet waren, daß sie den dunklen Schatten des niedergleitenden Luftschiffs nicht bemerken
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