DS080 - Die rote Schlange
»Das Gift, das Ihr eben geschluckt habt, wirkt erst in zwei Stunden, aber dann tödlich.«
Pettybloom zuckte heftig zusammen und fiel auf die Knie.
»Was – was soll ich für Sie tun?« stammelte er.
»Doc Savage finden«, schnappte de Soto. »Er treibt sich irgendwo in den Sümpfen herum. Sagt ihm, seine zwei Helfer hätten nach ihm geschickt.. Daß sie in großer Gefahr seien und eine wichtige Entdeckung gemacht haben.«
Er verengte seine grausamen Augen zu schmalen Spalten. »Ihr habt aber nur zwei Stunden Zeit, den Bronzemann zu finden«, schnarrte er. »Und bringt ihn hierher – allein. Wenn es Euch nicht gelingt, sterbt Ihr. Sogar seine medizinischen Künste können das Gift nicht aufhalten. Ich allein habe das Gegenmittel.«
Schweiß stand im Gesicht des Reporters. Er warf Monk und Ham einen verzweifelt flehenden Blick zu.
»Ich muß es wohl tun«, murmelte er, »Vielleicht weiß Doc, wenn er herkommt, einen Ausweg.«
Zwei der spanischen Soldaten führten Pettybloom einen Gang hinunter.
De Soto erteilte den anderen Spaniern barsche Befehle. Monk und Ham wurden mit den Handgelenken an die Decke gekettet. Dann wurden an ihren Fußgelenken weitere Ketten befestigt, und eine Winde begann sich ächzend zu drehen.
De Soto schnippte sich ein Fusselchen von seinem schwarzen Vollbart.
»Wenn wir mit Euch hier fertig sind«, schnarrte er, »werdet Ihr nichts mehr weitererzählen können von dem, was Ihr hier gesehen habt.«
16.
Im Sumpfland war es seltsam lebendig. Vor den Hütten standen die Sumpfbewohner in kleinen Gruppen beisammen und diskutierten hitzig.
»Als ersten müssen wir diesen Doc Savage erledigen«, erklärte ein riesiger Trapper den Umstehenden. Er spie einen Strahl Tabaksaft aus, der gereicht hätte, ein Kaninchen zu ertränken. »Hank Hendricks hat recht«, fuhr er dann fort. »Wir schießen ihn ab, sobald er sich zeigt. Dann sagen wir der Regierung, daß sie den Damm hier nicht bauen kann.«
Andere pflichteten ihm bei.
»Vor der Regierung fürchten wir uns nicht«, setzte der Trappertyp hinzu. »Aber mit der Roten Schlange ist das was anderes.«
Ein Paddel platschte in dem Creek hinter der Hütte. Dann kam Hank Hendricks schleppende Stimme aus dem Dunkel.
»Kommt alle zum Robbins Knoll«, rief er herüber. »Ich hab’ euch dort allen was Wichtiges zu sagen. Seid bei Mondaufgang dort.«
Wieder platschte das Paddel, und das Kanu war verschwunden. Es hielt ebenso bei den anderen Hütten an, um den seltsamen Befehl zu wiederholen. Die Sumpfmänner kratzten sich die Köpfe und nahmen ihre Schrotgewehre zum Eichhörnchenschießen von den Haken an der Wand.
Eine halbe Stunde vor Mondaufgang strebten Hunderte von Einbäumen und Kanus in den Gräben auf Robbins Knoll zu. Die einzige Erhebung in meilenweitem Umkreis. Sie fragen sich, was Hank Hendricks, ihr von allen anerkannter Anführer, ihnen dort zu sagen hatte.
Eigenartigerweise war der, der sich das am meisten fragte, Hank Hendricks selbst. Der hagere Sumpfmann fluchte, während er unter einer Zypresse durchging. Er hatte nichts zu dem Mann gesagt, der ihm erklärt hatte, daß er auf dem Weg zum Robbins Hügel sei. Hank beschloß, den Betrüger, der die Versammlung einberufen hatte, zu entlarven, wenn er hinkam.
Aber Hank ahnte nicht, was ihn noch vorher erwartete. Erstmals begann ihm das zu schwanen, als aus dem Geäst der Zypresse, unter der er durchging, ein Nylonseil um den Hals fiel, das Hanks Aufschrei unterband. Dann fiel eine zweite Lassoschlinge über ihn, straffte sich unter seinen Armen, und Hank schwebte in die Luft hinauf, wo er sich Doc Savage gegenüber fand. Das Gesicht des Bronzemanns war absolut ausdruckslos. Hank Hendricks nicht. Er setzte sich wild zur Wehr und gab erst auf, als er an Händen und Füßen zusammengeschnürt war.
Dieses kurze Gerangele war schuld, daß Doc Savage den kleinen Mann nicht hörte, der sich etwa fünfzig Meter entfernt in einem Farngesträuch duckte. Der kleine Mann hatte blaßblaue Augen. Aber jetzt glitzerten sie triumphierend. Sie waren dem Bronzemann die ganze letzte Stunde gefolgt, als er die Sumpfgräben entlanggepaddelt war und aus dem Dunkel mit Hanks Stimme die Versammlung einberufen hatte.
»Der Kerl kann jede Stimme imitieren«, murmelte der kleine Mann. »Und ebenso geschickt scheint er im Verkleiden zu sein.«
Die Stimme des kleinen Mannes sprach Chicagoer Dialekt, mit einem Beiklang von Gangsterslang. Ihr Besitzer blieb schließlich stehen und beugte sich
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