DS084 - Der Metall-Meister
sehe überhaupt kein Zeichen von – oh! Da, sehen Sie nur!«
Monk war nicht in der Verfassung, irgend etwas zu erkennen. Er hatte immer noch die Augen voll Sand.
»Was sehen Sie?« stöhnte er.
»Ich glaube, es ist Blut, das da auf dem Wasser schwimmt!« japste Nan Tester.
Das veranlaßte Monk, sich schleunigst den restlichen Sand aus den Augen zu reiben. Schließlich konnte er in der Bucht auch eine Stelle erkennen, an der das Wasser rötlich aussah.
Im nächsten Augenblick war Monk aus der Deckung der Düne heraus und stürmte über deren Kuppe hinweg. Schüsse hallten auf. Die verborgenen Schützen schienen von der anderen Seite der Bucht aus zu feuern. Wunderbarerweise trafen sie Monk nicht.
Der Chemiker kam zum Wasserrand, watete platschend hinein, bis es tief genug war, daß er unter Wasser schwimmen konnte. Er erreichte die Stelle, an der das Wasser rot gewirkt hatte. Und es war auch rot.
Monk tauchte. Das Wasser war hier etwa sechs Meter tief, was tief war für eine so kleine Bucht. Er fand niemand, tauchte auf, um Luft zu holen, versuchte es noch einmal und erreichte den Grund.
Er gab es erst auf, als er vor lauter Tauchen völlig außer Atem war. Unter der Oberfläche herrschte eine ziemlich starke Strömung. Offenbar lief im Augenblick gerade die Flut ab. Er hatte nicht einmal eine Chance von eins zu einer Million, in dieser Strömung die Leiche des Bronzemanns zu finden. Seine Chancen, erschossen zu werden, waren da beträchtlich größer.
Aber er schaffte es heil an’s Ufer und in die Deckung des Dünenkamms zurück, zu Nan Tester.
»Sie müssen Doc gekillt haben!« keuchte er.
Monk hatte sich bei seinem Vorstoß körperlich völlig verausgabt. Ihm war nicht nach weiteren Unternehmungen zumute.
»Es ist ganz unglaublich, was da mit dem Flugzeug geschehen ist«, sagte Nan Tester schließlich, um Monk auf andere Gedanken zu bringen. »Aber was ist da eigentlich geschehen?«
Monk schüttelte den Kopf, rührte sich sonst aber nicht. Der Wind hatte seine Beine bereits mit Sand zugeweht. Auch sein Körper war schon halb vom Sand verborgen.
»Es war irgendwas, was dieser Metal-Master-Teufel tun kann«, sagte er. »Entweder hatte er an Bord unserer Maschine irgendwas versteckt, das das Metall zum Schmelzen brachte, oder wir kamen beim Fliegen in irgendwas hinein, was das verursachte.«
»Und woher kam der Rauch?« erkundigte sich das Mädchen.
»Von den Rauchbomben in Docs Gepäck«, erwiderte Monk. »Deren Metallhüllen müssen zerschmolzen sein, was den Rauch in ihnen freisetzte.«
Das Mädchen überlegte einen Moment, schüttelte dann den Kopf.
»Ich hörte aber nicht, daß irgend etwas das Flugzeug traf«, sagte sie.
Monk faßte sich an den Gürtel, zog ihn heraus und hielt ihn hoch. Die Gürtelschnalle war verschwunden.
»Weggeschmolzen«, sagte er. »Und das ganz ohne Hitze. Genauso ist es mit dem Kettenhemd, das ich trug. Es ist glatt geschmolzen, und etwas davon ist mir in die Hosenbeine gelaufen. Inzwischen ist es wieder erstarrt. Keine Ahnung, ob man es jemals aus dem Stoff wieder rauskriegt, ohne den zu verbrennen. Wahrscheinlich würde man einen Schweißbrenner brauchen.«
Er wies noch auf andere seltsame Dinge hin, die geschehen waren. Die Ösen waren aus ihren Schuhen weggeschmolzen. Ein Taschenmesser, ein Kompaß und ein paar Münzen, die Monk in der Tasche gehabt hatte, waren zu formlosen Klumpen geschmolzen.
»Aber das ist doch unmöglich!« meinte Nan Tester. »Metall kann doch nicht so schmelzen, daß es dem menschlichen Körper nicht wehtut. Sie sind doch Chemiker. Sie müßten es doch eigentlich wissen.«
Monk war schon von sich aus angestrengt am Überlegen. »Ich bin da nicht sicher. Aber bestimmt muß es etwas Physikalisches sein, das den Aggregatzustand des Metalls verändert, nicht etwas Chemisches. Wenn der Metal Master nun einen Weg gefunden hat...« Monk hielt plötzlich inne. Ihm war etwas eingefallen. Noch mehr Besorgnis war ihm anzusehen.
»Ham!« japste er. »Was ist aus ihm geworden? Und aus Habeas, meinem Schwein?«
Ham war von dem starken Wind ein Stück weiter den Strand hinauf getrieben worden. Er war nicht im Wasser gelandet, sondern inmitten der Dünen. Monk hatte natürlich damit gerechnet, daß es einige Zeit dauern würde, bis Ham kam. Aber so lange?
»Wir müssen nach Ham suchen!« platzte Monk heraus.
Sie begannen über die Dünen zu kriechen, auf die Stelle zu, an der Ham heruntergekommen war. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie
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