Dschiheads
herausreiÃen?«
»Was?«
»Ich habe ein erstes graues Haar in deinem Prunkstück entdeckt.«
»Untersteh dich! Ich bin stolz auf mein erstes graues Haar.«
»Das wird doch nicht ein zartes Anzeichen von Weisheit sein, mein lieber Ailif«, sagte sie lachend und gab ihm einen Kuss.
»Vorsicht, mein irisches HeiÃblut! Denk an unsere Abmachung. Solange wir auf dieser Mission sind â¦Â«
Maurya lehnte sich zurück und verschränkte schmunzelnd die Arme. »Spielverderber!«
| 08 |
Zwei Tage nachdem das Händlerschiff, die Queen of the River , abgelegt hatte und mit rauschender Bugwelle flussaufwärts weitergefahren war, sah ich Tim, die »Ratte«, beim Totenhaus auf der Rückseite des Tempels herumstöbern. Keine Ahnung, was er dort suchte, aber eine Ratte sucht immer herum.
Timothy war eigentlich ein schöner Junge. Fast mädchenhaft schlank und zierlich, mit langen schwarzen Locken, die ihm bis auf die Schultern fielen und die er mit einer anmutigen Kopfbewegung aus dem Gesicht zu schleudern wusste. Er war der Sohn von Daniel und dessen junger Frau Ruth, eine Schönheit, auf die alle Männer scharf waren. Daniel war Fischer wie mein Vater und einer der frommsten Männer in der Gemeinde. Oft stellte er am Morgen seine nackten blutbesudelten Schultern zur Schau, wenn er sich frisch gegeiÃelt hat. Mich ekelte vor der roten Schmiere auf seiner aufgeplatzten blassen Haut. Die meisten verneigten sich dann ehrfurchtsvoll vor ihm, aber ich wandte mich ab, fand den Anblick grausig.
Aber so schön Timothy war, er war unappetitlich â die Hosen waren voller Flecken, die Jacke aus Spiegelfolie zerkratzt und die Kapuze halb abgerissen. Auf dem orangefarbenen Shirt, das er ewig trug, prangte in groÃen Buchstaben GOD und unübersehbar die Reste dessen, was es bei ihnen zu essen gegeben hatte.
Und er war eine fiese Ratte. Ich hasste den Kerl aus tiefstem Herzen, denn er spionierte uns ständig nach. Spielten Anzo und ich flussaufwärts bei den Wasserrädern, tauchte er unweigerlich auf und beobachtete uns heimlich oder aus sicherer Entfernung. Und wenn wir ihn zu erwischen versuchten, rannte er davon oder ruderte eilig mit seinem Rundboot auf den Fluss hinaus.
Anzo behauptete, ihn auch schon in ihrem Haus gesehen zu haben, wenn seine Mutter auf dem Feld arbeitete oder zum Einkaufen gegangen war, und er war sicher, dass jemand in seinen Büchern und Schreibheften herumgestöbert hatte, was ihn fuchsteufelswild machte, weil er da Dinge hineinschrieb, die er nicht einmal mir zeigte.
Ich beschloss, die Ratte zur Rede zu stellen und ihr eins zu verpassen, wenn sich die Gelegenheit bot. Und nun bot sie sich. Ich ging hinten um den Tempel herum und schlich mich von der anderen Seite an. Timothy spähte um die Ecke des Totenhauses, wo die Vorausgegangenen aufbewahrt wurden, bevor man sie am Flussufer verbrannte â er hörte mich nicht kommen. Ich packte ihn, drängte ihn gegen die Wand und nahm ihn in den Schwitzkasten.
»Was spionierst du uns dauernd nach?«, fragte ich zornig.
»Das stimmt doch überhaupt nicht! Ich spioniere euch nicht nach«, keuchte er und suchte nach einem Ausweg, seine Blicke zuckten hektisch hin und her wie die Schwalben des alten Stationskommandanten überm Fluss. Ich presste ihn gegen die Mauer des Totenhauses. Seine Haare rochen ranzig.
»Du hast heimlich in Anzos Sachen herumgestöbert.«
»Habe ich nicht«, keuchte er.
»Er hat dich beobachtet.«
»Er lügt. Mich interessiert dieser Quatsch von dem Stummen überhaupt nicht. Niemand interessiert sich für seinen Dongo-ScheiÃ. Für diese Kritzeleien und so.«
»Also hast du doch in seinen Heften herumgekramt.«
»Hab ich nicht. Lass mich mit diesem schwachsinnigen Krüppel in Ruhe!«
»Habe ich richtig gehört? Du hältst Anzo für einen schwachsinnigen Krüppel?«
»Gott hat ihn gestraft. Er wird nicht entrückt werden.«
»Wer sagt das?«
»Alle.«
Wut übermannte mich. Ohne ihn loszulassen, zog ich mit der anderen Hand mein Fischermesser aus der Scheide am Gürtel. »Hör zu, Tim! Wenn du noch einmal deine lange Nase in anderer Leute Dinge steckst, die dich nichts angehen, schneide ich dir deinen Zinken ab. Verstanden?«
»Auseinander!«
Plötzlich packte mich jemand von hinten und nahm mich in den Schwitzkasten. Ein Knüppel sauste auf meinen
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