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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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existieren Gesetzmäßigkeiten, die für alle Lebewesen gelten«, sagte Jonathan. »Wo immer sie sich entwickelt haben.«
    Â»Du meinst Homologien.«
    Â»Ja.«
    Â»Nun, auf den ersten Blick sind es bipolare Wesen – zwei Arme, zwei Beine –, aber bei näherer Betrachtung würde es mich nicht wundern, wenn sie sich aus radialsymmetrischen Vorfahren entwickelt hätten. Seesternähnliche Wasserbewohner.«
    Â»Die Sektion gibt mehr Rätsel auf, als sie löst«, seufzte Ailif. Er setzte erneut das Skalpell an und öffnete die Bauchhöhle. »Der Magen liegt im Zentrum, der Darmtrakt darunter. Von oben die Speiseröhre. Nichts Problematisches in dieser Hinsicht und vergleichsweise primitiv. Drüsen für die Verdauung. Das hier könnte ein leberartiges Organ sein. Stark durchblutet. Der Mageninhalt: vorwiegend Grünzeug. Algen würde ich sagen. Aber auch Reste von Fischen und anderem Getier.«
    Â»Also ein Allesfresser.«
    Â»Sieht so aus.«
    Mit seiner Vergrößerungsbrille beäugte Ailif die durchtrennte Oberhaut. »Noch eine Überraschung, Leute. In der Unterhaut sind Reflektorproteine eingelagert. Sie erlauben einen Lichtwechsel über die gesamte Breite des Spektrums. Jespersen hat mir erzählt, dass die Dongos jede Farbe beziehungsweise jedes Farbmuster annehmen können. Das ist ein Phänomen, das auf Strukturen im Nanobereich zurückgeht.«
    Â»Das können wir hier nicht untersuchen.«
    Â»Nein, aber ich werde ein paar Gewebeproben heraustrennen. Die nehmen wir mit und untersuchen wir eingehend auf New Belfast.«
    Â»Ich frage mich, was dieser Luxus der Farbänderung soll, wenn die Haut von einem Panzer bedeckt ist.«
    Ailif wägte den Kopf. »Vielleicht dient es der Tarnung, wenn sie den Panzer abwerfen und eine Zeit lang schutzlos sind. Dann ist der Fluss für sie gefährlich, nehme ich an. Außerdem könnten die Farbmuster der Panzer von den Mustern in der Haut gebildet werden.«
    Â»In dieser Hinsicht hat sich unser Exemplar aber wenig einfallen lassen«, sagte Jonathan.
    Â»Kann man wohl sagen. Sie haben uns ein fantasieloses graues Mäuschen geliefert.« Ailif hatte sich inzwischen daran gemacht, die Sehnen zu durchtrennen, die den Kopfschild hielten. Jetzt hob er ihn ab. »Keine Schädelkalotte, sondern eine Art nach vorn gewölbter Schulp zwischen den Augen, an dem unmittelbar vor dem Cerebralganglion der Rüssel ansetzt.« Er schnitt den Rüssel auf. Dabei stieß er am oberen Ende auf eine Drüse, aus der einige Tropfen Flüssigkeit austraten.
    Â»Stopp!«, rief Jonathan laut. »Ich will dir ja nicht ins Handwerk pfuschen, aber ich rieche Ameisen.«
    Â»Du mit deinen Ameisen!« Ailif betrachtete den feuchten Fleck an seinem Handschuh und schnupperte daran. »Ich rieche nichts.«
    Â»Das denke ich mir. Aber ich. Das ist hochkonzentrierte Ameisensäure.«
    Ailif warf Maurya einen fragenden Blick zu.
    Â»Die Reliefs sehen aus … wie geätzt«, sagte sie und stützte nachdenklich das Kinn in die Hand. »Eine Symbiose mit den Ameisen?«
    Â»Auf jeden Fall! Seht euch das an!« Jonathan hatte sich auf die Hinterbeine gestellt und kratzte mit der Pfote am freigelegten Schulp des Kopfes.
    Ailif nahm das Skalpell und schabte etwas von der bröckeligen Masse ab, die am Knochen festsaß. Was wie ein schorfiger Auswuchs aussah, entpuppte sich als winziger Termitenhügel, der auf dem Knochen hinter dem Rüsselansatz errichtet worden war. »Das wird ja immer rätselhafter.« Ailif legte das Skalpell beiseite. »Sind womöglich die Ameisen die dominierende Spezies auf Hot Edge? Benutzen sie die Dongos als Transportmittel, als Roboter oder Zombies oder was weiß ich?«
    Maurya schüttelte entschieden den Kopf. »Die Reliefs stellen Dongos dar, festlich vereinte Dongos. Was hätten diese Ameisen davon, Darstellungen ihrer Roboter zu erschaffen?«
    Â»Denkt an Dawkins«, warf Jonathan ein. »Wir Lebewesen sind die Fahrzeuge unserer Gene. Wir transportieren sie in die Zukunft.«
    Â»Und trotzdem stellen Menschen Abbilder von Menschen her, willst du das damit sagen?«
    Â»So ungefähr. Ja.«
    Â»Hm.«
    Ailif durchschnitt nun die Haut, die den Bauchraum vom Unterleib trennte. Ein Eiersack kam zum Vorschein, gefüllt mit flachen fünfeckigen Eiern, halb durchsichtig und gelbgrau gefärbt. Ailif zupfte

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