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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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schemenhaft, wie ein Floß vorüberzog. Wie gern wäre ich hinausgerudert und mit ihm flussabwärts ins Delta gereist, aber ich konnte Ailif unmöglich so liegen lassen. Also harrte ich bei ihm aus.

| 21 |
    Â»Was ist los, Jo?«, fragte Maurya.
    Jonathan drehte sich mehrmals im Kreis und schüttelte den Kopf. »Ich habe sein Signal verloren.«
    Â»Glaubst du, sie haben …«
    Â»Keine voreiligen Schlüsse.«
    Jonathan drehte sich neuerlich im Kreis, diesmal etwas langsamer. Dann lauschte er reglos. »Ich habe es wiedergefunden. Aber es ist schwächer und kommt aus einer anderen Richtung. Nicht mehr über den Fluss, sondern aus südlicher Richtung. Er muss sich am diesseitigen Ufer befinden. Aber ziemlich weit weg.«
    Â»Haben sie ihn irgendwohin verschleppt, um ihn dort …«
    Â»Nicht unbedingt. Vielleicht ist er ihnen entwischt und abgehauen.«
    Â»Und über den Fluss geschwommen? Nein, Jo, das würde Ailif nie schaffen.«
    Â»Vielleicht hat ihm jemand geholfen.«
    Â»Jemand von dem fanatisierten Pack da drüben? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    Â»Wir müssen uns Gewissheit verschaffen. Ich gehe ihn suchen. Ich muss nur vorher etwas trinken – es könnte eine längere Expedition werden.«
    Â»Aber die Sonne geht bald auf.«
    Â»Erst in zwei Stunden.«
    Â»Und dann?«
    Jonathan hob den Kopf aus seinem Trinknapf. »Keine Sorge. Ich werde schon irgendwo Schatten finden, wenn sie höher steht. Und wenn ich ihn gefunden habe, setze ich mich mit dir in Verbindung. Sollte er entkräftet oder gar verletzt sein, brauchen wir Hilfe. Ich dachte da an meinen Freund Frank.«
    Â»Der Hub?«
    Â»Ja. Und dazu die nötige Schutzkleidung.«
    Â»Pass nur gut auf dich auf, Jo!«
    Â»Darauf kannst du dich verlassen.«

| 22 |
    Â»Ich hatte einen Bruder, Batta hieß er. Er starb vor mehr als zwanzig Jahren bei einem Bombenanschlag. Und nun …« Ailif hielt kurz inne. »Nun habe ich ihn getroffen.«
    Â»Wo?«
    Â»Im Park.«
    Da wusste ich, dass die Todelen noch ihre Wirkung taten. Und das war gut so, denn Ailifs Oberschenkel sah schlimm aus. Die Schnitte bluteten noch immer, auch wenn seine Moving Tattoos unermüdlich im Einsatz waren, um die Wunden zu schließen. Ich hoffte inständig, dass sie sich nicht entzündeten – aber vielleicht wussten die Völker, die auf seiner Haut siedelten, auch in solchen Fällen Rat. Auf seiner Stirn und seiner breiten Nase standen Schweißperlen. Ich tupfte sie mit dem nassen Tuch ab und gab ihm zu trinken. Er schluckte gierig, sein dicker Schnauzbart hob und senkte sich.
    Â»Wusstest du, dass die Raben Ausgänge aus unserer Wirklichkeit kennen?«, sagte er nach einer Weile mit leiser Stimme.
    Â»Was sind Raben?«
    Â»Du weißt nicht, was Raben sind?«
    Â»Nein.«
    Â»Das sind intelligente schwarze Vögel.«
    Â»Nie gehört. Die gibt es auf Paradise nicht.«
    Â»Aber es gibt sie auf New Belfast. Sie stammen von der Erde …«
    In diesem Moment sah ich den Hund. Er war riesig. Unwillkürlich machte ich erschrocken einige Schritte zurück, stolperte und setzte mich ins nasse Schilf.
    Â»Was ist hier los?«, fragte der Hund und beschnüffelte meine Knie – die ich hastig an mich zog.
    Â»Du … du kannst … sprechen?«, stotterte ich.
    Â»Natürlich kann ich sprechen«, erwiderte das Tier. »Das heißt, ich kann natürlich nicht natürlich sprechen. Aber das zu vertiefen, würde jetzt zu weit führen. Was ist denn passiert?«
    Â»Der Junge – er heißt Suk – hat mir das Leben gerettet«, sagte Ailif und deutete auf mich.
    Der sprechende Hund hatte sich neben Ailif gelegt und ließ sich streicheln. »Sie wollten dich hängen – so viel haben Maurya und ich mitgekriegt.«
    Â»Ja. Es gelang mir, ihnen zu entkommen, aber als ich den Fluss durchschwimmen wollte, hat mich irgend so ein Biest, das im Wasser lebt, in den Oberschenkel gebissen.«
    Â»Ein Fletsch«, sagte ich.
    Ailif nickte. »Jedenfalls, der Junge hat mich aus dem Wasser gezogen und mit seinem Rundboot ans andere Ufer gebracht. Er ist bei mir geblieben. Er hat mir das Leben gerettet.«
    Â»Ist etwas mit deinem ID?«, fragte der Hund. »Wir hatten plötzlich keine Verbindung mehr.«
    Ailif betastete den Schorf auf seinem kahlen Schädel. »Ein Metzger im Dorf hat mir eins mit

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