Dschungel der Leidenschaft
Herrschaften zu durchkreuzen ... falls es dafür nicht schon zu spät war." Er leerte sein Glas. „Es schien mir ein Wink des Schicksals zu sein, dass ich das mit angehört hatte", beendete er seinen Bericht trocken und rieb sich den Nacken. „Wir sollten deinen Vater anrufen. Er sagte, er wäre heute abend in Singapur. Weißt du, wo er abgestiegen ist?"
;,Im Mandarin." Es fiel Nicky schwer, die unerhörte Geschichte zu glauben. Aber so unglaublich war sie eigentlich auch nicht. Die Medien berichteten häufig von ähnlichen Fällen. Es kam ihr nur verrückt vor, weil ihr das widerfuhr. Sie hatte keinen Grund, anzunehmen, dass Brian log. Gedankenverloren trank sie ihr Glas aus und stellte es ab.
Brian hatte sich über die Auskunft die Telefonnummer des Mandarin-Hotels in
Singapur geben lassen und wählte. Dann hielt er Nicky den Hörer hin.
„Möchtest du zuerst mit deinem Vater sprechen?"
Sie schüttelte den Kopf. „Du kannst ihm besser erzählen, was passiert ist."
Angespannt hörte sie zu, wie Brian ihrem Vater Bericht erstattete.
Längeres Schweigen folgte.
„Ja, natürlich. Kein Problem", sagte Brian. „Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich gebe dir Bescheid." Dann reichte er Nicky den Hörer. „Er möchte mit dir sprechen."
Sie atmete tief ein, um sich zu beruhigen. „Hallo, Dad."
„Gott sei Dank, dass es dir gutgeht." Seine Stimme klang rau vor Bewegung. „Ich werde die Polizei sofort benachrichtigen. Nie hätte ich geglaubt, dass sie so weit gehen würden, aber dafür werden sie mir büßen."
„Wer sind denn die Leute, die das getan haben, Dad?"
„Das ist eine ziemlich komplizierte Geschichte, Prinzessin. Ich hatte den Ernst der Sache unterschätzt. Wenn dir etwas zugestoßen wäre, hätte ich mir das nie verziehen."
Er weicht mir also aus, dachte Nicky. „Ich möchte auch nicht, dass dir etwas
geschieht, Dad!" Wieder klang ihre Stimme ungewohnt schrill. „Bitte sei
vorsichtig!"
„Ja, sicher. Mach dir um mich keine Sorgen. Aber tu mir einen Gefallen. Verlass Kuala Lumpur sofort. Tu, was Brian dir sagt."
Nicky hätte gelacht, wenn ihr nicht so elend gewesen wäre. Natürlich vertraute ihr Vater Brian. Sie hatten fünf Jahre zusammengearbeitet und sich immer gemocht und geschätzt. Ihr Vater war über die Scheidung sehr unglücklich gewesen.
„Versprich es mir, Nicky!"
„Ich kann bestens auf mich selbst aufpassen, Dad." Sie drehte sich zu Brian um, der sich Scotch nachschenkte. Er kehrte ihr den Rücken zu und blickte auf die Stadt hinunter. Nicky betrachtete seine breiten, kraftvollen Schultern, den durchtrainierten Körper und seine Beinstellung, die Selbstbewusstsein verriet. Ein Mann, auf den man sich verlassen konnte. Nicky schloss die Augen und lauschte der Stimme ihres Vaters.
„Nicky, ich möchte mir um dich keine Sorgen machen müssen." Sein
energischer Ton konnte die Anspannung nicht überspielen, unter der er stand. „Ich möchte die Gewissheit haben, dass du in Sicherheit bist."
Sie unterdrückte ein hysterisches Lachen. Sicherheit! Wie sicher war sie bei ihrem Exmann ... vor ihren eigenen aufgewühlten Gefühlen?
„Nicky?" Der verzweifelte Ton ihres Vaters ging ihr ans Herz.
„Also gut, Dad, wenn es dich beruhigt." Ihr Vater hatte genug Probleme und sollte sich nicht auch noch um sie sorgen müssen.
Erleichtert seufzte er auf. „Braves Mädchen. Und jetzt benachrichtige ich sofort die Polizei."
Brian wandte sich Nicky zu, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte. „Hast du
Antworten auf deine Fragen bekommen?"
„Das Gespräch war wenig zufriedenstellend."
„Genau wie unsere Situation", bemerkte Brian trocken.
Vermutlich ist er darüber ebensowenig glücklich wie ich, überlegte Nicky. „Kann ich noch einen Whisky haben?"
In seinen Augen blitzte es belustigt auf, und er schenkte ihr nach.
„Danke." Nicky trank einen großen Schluck und schnitt ein Gesicht.
„Trag's mit Fassung, Nicky", forderte Brian sie auf.
Statt zu antworten, gönnte sie sich einen weiteren Schluck.
Brian nahm die Speisekarte auf. „Das kleine Abenteuer hat mich hungrig
gemacht", erklärte er. „Ich lasse uns vom Zimmerservice etwas raufschicken. Was möchtest du haben, Nicky?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nichts. Ich habe den ganzen Tag gegessen. Für einen Artikel, den ich schreibe, habe ich die Straßengarküchen durchprobiert."
Ihr war, als durchlebte sie einen Alptraum, aus dem es kein Erwachen gab.
Nervös fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar. Sie war
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