Dschungel der Leidenschaft
warte, bis du mit Dad gesprochen hast und mir mein Geld und den Pass bringst. Dann kann ich endlich verschwinden."
Brian warf ihr einen finsteren Blick zu, erwiderte jedoch nichts.
Als Nicky am nächsten Morgen erwachte, war Brian bereits fort. Er war frühzeitig aufgebrochen, weil die Fahrt lang war und er am selben Tag zurückkommen wollte.
Nicky war erleichtert, das Haus endlich einmal ganz für sich zu haben.
Seltsamerweise schien sich der Tag endlos hinzuziehen, obwohl sie am PC der
O'Connors im Büro arbeitete.
Brian hatte bis acht wieder da sein wollen, doch auch um neun war er nicht zurück.
Aber möglicherweise war er aufgehalten worden, und es gab ja keine
Telefonverbindung, also konnte er auch nicht Bescheid geben.
Gegen zehn begann Nicky, sich Sorgen zu machen. War Brian etwas zugestoßen?
Hatte er einen Unfall gehabt? Im Geist malte sie sich die schlimmsten Dinge aus und wurde immer unruhiger. Sie brühte sich eine zweite Kanne Tee auf und versuchte zu lesen, um Material für einen Artikel über Liebestränke und Aphrodisiaka zu sammeln, doch sosehr sie diese Dinge normalerweise fasziniert hätten, konnte sie sich diesmal nicht konzentrieren, weil sich ihr die schrecklichsten Bilder aufdrängten.
Ab zehn saß Nicky vor schwelenden Moskitospiralen auf der Veranda und blickte angespannt in die Dunkelheit hinaus. Das untätige Warten machte sie verrückt!
Endlich, kurz vor elf, schwenkten Scheinwerferkegel über den Hof und die Veranda.
Nicky fiel ein Stein vom Herzen.
Mit federnden Schritten kam Brian die Verandastufen herauf und reagierte
überrascht, als er Nicky bemerkte. „Hallo", sagte er. „Ich dachte, du seist längst im Bett."
„Wo warst du? Warum bist du so lange fortgeblieben?" Ihr wurde bewusst, dass sie sich wie eine besorgte Ehefrau aufführte.
Brian lächelte amüsiert und stellte eine Schachtel und seinen Aktenkoffer auf die Veranda. „Hast du mich vermisst?"
Nickys Angst war verflogen. Steif erwiderte sie: „Nicht im geringsten. Ich hatte einen wunderbar friedvollen Tag."
„Das dachte ich mir." Brian ging zur Wohnzimmertür. „Ich hole mir etwas zu trinken. Möchtest du auch etwas?"
„Nein, danke. Ich schwimme in Tee."
Gleich darauf kam Brian zurück und lehnte sich ans Geländer. „Tut mir leid, dass ich dich nicht anrufen konnte, um Bescheid zu sagen, dass es später werden würde.
Bei dem Mann, mit dem ich mich treffen musste, gab's eine Krise, so dass wir Uns erst am späten Nachmittag zusammensetzen konnten. Dadurch kam ich erst um sieben in Kuala Lumpur los." Er trank einen großen Schluck Whisky. „Bei deinem Vater haben sich die Wogen geglättet. Der Vertrag ist für nichtig erklärt worden, und er hat sich Gehör bei höheren Regierungsvertretern aus Hongkong verschafft, die die betrügerische Firma unter die Lupe nehmen wollen."
Erleichtert atmete Nicky auf. „Gott sei Dank. Hat die Polizei herausgefunden, wer in unser Haus eingebrochen ist und mein Zimmer verwüstet hat?"
„Sie wissen, wer dahintersteckt, konnten die Burschen aber noch nicht finden, und das ist bedenklich." Brian runzelte die Stirn. „Dein Vater befürchtet, die Gangster könnten jetzt auf Rache sinnen. Das wäre zwar unklug, aber da sie bisher wenig Grips gezeigt haben, ist das nicht auszuschließen."
Nickys Lächeln verschwand schlagartig. „Und was bedeutet das? Dass ich nicht
nach Kuala Lumpur zurück kann?"
„Ja."
„Aber das ist doch verrückt! Wie lange soll der Zirkus denn noch dauern?"
„Keine Ahnung. Dein Vater gibt uns Bescheid."
„Und ich soll mich einfach damit abfinden und hier in der Wildnis noch wer
weiß wie lange schmoren? Hätte er sich nicht etwas Besseres einfallen lassen
können?"
„Er weiß, dass du hier sicher bist", entgegnete Brian und zuckte die Schultern.
Aufstöhnend legte Nicky den Kopf auf die Hände. „Da drehe ich durch."
„Nein, das wirst du nicht", erklärte Brian ruhig. „Du hältst viel aus, Nicky."
Benommen blickte sie auf. Sie musste hier heraus, ganz gleich wie. „Hast du
meine Sachen mitgebracht?"
Brian deutete auf die Schachtel. „Deine Kleidung Und die Handtasche sind da
drin." Er stellte das Glas ab, nahm den Aktenkoffer auf und öffnete ihn. „Hier", sagte er und griff hinein. „Notizblock, Computerdisketten und Reiseschecks." Er legte die Sachen auf den Tisch. „Kein Pass."
Fassungslos fuhr Nicky auf. „Kein Pass? Aber er lag doch in der Schublade bei den Reiseschecks und den Disketten!"
„Dann muss
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