Dschungel der Leidenschaft
die Augen und betrachtete den gedeckten Tisch. Sie konnte die
Kerzen fortnehmen und die Blumen auf den Couchtisch stellen. Einen Augenblick kämpfte sie mit sich, dann wandte sie sich ab und ließ den Tisch so, wie er war.
Brian saß auf der Veranda und las einen Roman, als Nicky erschien.
„Das Essen ist fertig", kündigte sie an.
„Ich komme."
Sie kehrte in die Küche zurück, nahm die Ente aus dem Ofen, streute
Zitronenraspel darüber und trug sie zum Tisch.
„Ein königliches Mahl", meinte Brian lächelnd und setzte sich. „Aber natürlich hatte ich nichts anderes erwartet."
„Ich hatte ja auch genug Zeit dafür, nachdem du mich hierher verschleppt hast", erwiderte Nicky betont locker.
„Ich habe dich nicht verschleppt, sondern gerettet", widersprach Brian.
„Ja." Ein seltsames Gefühl überkam Nicky. Sie dachte daran," wie er sie auf den Armen getragen hatte, und wusste, dass sie das schon einmal durchlebt hatte. „Ich habe immer wieder geträumt, dass du mich rettest", gestand sie. „Vor langer Zeit."
Brian schenkte Wein ein. „Gerettet? Wovor?"
„Keine Ahnung." Nicky füllte sich Kräuterreis auf und reichte Brian die Schüssel.
„Wann hast du das geträumt?"
„Als wir noch verheiratet waren." Irgendwie konnte Nicky ihn nicht ansehen. „Ein merkwürdiger Traum."
„An den du dich heute noch erinnerst?" Brian nahm die Platte mit den
Ententeilen in Zitronenpapayasauce auf und bediente sich.
„Ja." Nicky bereute bereits wieder, ihm von dem Traum erzählt zu haben. Brian schien zu spüren, was in ihr vorging, denn er wechselte das Thema und fragte sie, ob sie das Buch kenne, das er am Nachmittag zu lesen angefangen hatte.
Sie unterhielten sich über Bücher, Musik, den Auftrag, der Brian vor zwei
Monaten nach Mosambik geführt hatte. Diesmal zeigte sich Brian erstaunlich
gesprächig, und Nicky fragte sich, ob er das nur aus Höflichkeit tat, weil sie sich mit dem Kochen so viel Mühe gegeben hatte.
Das Essen schmeckte köstlich. Brian aß mit bestem Appetit und nahm sich von
der Ente nach. „Du bist eine begnadete Köchin", lobte er. „Was du hier zustande gebracht hast, grenzt an Zauberei, Nicky."
Das Kompliment machte sie glücklich. „Danke."
Brian sah sie immer noch an, und ihr wurde heiß, .weil sie spürte, dass hinter seinen Worten mehr steckte. Schnell senkte sie den Blick, nahm ihr Glas auf und trank einen Schluck Wein.
Das Musiktonband, das Nicky ausgesucht hatte, war zu Ende, und Stille erfüllte den Raum. Brian stand auf. „Ich lege etwas anderes auf."
Er legte ein neues Band ein, setzte sich wieder und widmete sich dem Essen. Die wehmütigen Klänge spanischer Gitarrenmusik erfüllten den Raum. Nicky blickte auf Brians Hände und sah zu, wie er die Ente zerteilte, dann atmete sie tief ein und versuchte, das Gespräch wieder in Gang zu bringen.
„Warum warst du vorhin in der Küche so aufgebracht?" fragte sie vorsichtig.
Brian blickte auf. „Ich war nicht ... aufgebracht. Als ich sah, wieviel Spaß dir das Kochen machte ... drängten sich mir Erinnerungen auf."
Es gab Nicky einen Stich. Erinnerungen. Immer wieder die Erinnerungen. „Ich
musste daran denken, wie ich von einer Reise heimkam", sprach Brian weiter. „Ich freute mich auf zu Hause und sah dich im Geist in der Küche werkelnd vor mir ...
mit Spitzenschürze und geröteten Wangen. Du hast voller Begeisterung gekocht, und ich sah dir so gern dabei zu ... nicht, weil ich altmodisch bin und meine Frau in der Rolle des Heimchens am Herd sehen möchte, sondern weil du eine Kunst daraus gemacht hast."
„Ja." Nickys Lächeln fiel etwas verkrampft aus.
„Du hast es getan, um mir eine Freude zu machen", sprach Brian weiter. „Um mich nach dem wochenlangen Restaurantessen mit echter Hausmannskost zu verwöhnen." Er schwieg einen Moment. „Ich war glücklich, wenn du gekocht hast, weil du es aus Liebe zu mir getan hast." Seine Stimme hatte einen sehnsüchtigen Unterton.
Nickys Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Es tat weh, Brian so sprechen zu hören und zu sehen, wie schmerzlich die Erinnerungen offenbar für ihn waren, Oder bildete sie sich das nur ein? Übertrug sie ihre Empfindungen auf ihn?
Die Musik wurde sinnlich pulsierend. Nicky legte die Serviette rieben den Teller.
„Ich hole den Nachtisch", sagte sie und ging in die Küche. Dort atmete sie tief ein und lehnte die Stirn an den kalten Kühlschrank.
,Ich war glücklich, wenn du gekocht hast, weil du es aus Liebe zu mir getan
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