Dschungel der Leidenschaft
ihn jemand genommen haben."
„Das ist ja unglaublich! Willst du damit sagen, die Gangster seien ins Büro
meines Vaters eingedrungen und hätten den Pass aus der Schublade gestohlen?"
Brian ließ den Aktenkoffer zuschnappen. „Du kannst einen neuen beantragen,
aber das geht erst, wenn du gefahrlos nach Kuala Lumpur zurückkehren kannst."
„Ich will aber nicht warten! Ich will hier weg!" brauste Nicky auf.
Gelassen trank Brian einen Schluck aus seinem Glas. „Man bekommt nun mal
nicht immer, was man will. Es mag nicht leicht sein, sich damit abzufinden, schon gar nicht für jemanden, der so verwöhnt und verhätschelt wurde wie du."
„Wie bitte?" Nicky traute ihren Ohren nicht. „Du hältst mich für verwöhnt und verhätschelt?"
Brian zog eine Braue hoch. „Das dürfte dir doch nicht neu sein."
Nicky verschlug es die Sprache.
Nachdem er erneut etwas Whisky getrunken hatte, fragte Brian umgänglich: „Gibt es sonst noch etwas, das du nicht bekommen hast?"
Zorn übermannte Nicky. „O ja", platzte sie heraus, „eine glückliche Ehe zum Beispiel!"
8. KAPITEL
Brians Miene wurde starr.
„Soweit ich weiß", sagte er langsam, „war unsere Ehe glücklich, bis du
angefangen hast, nicht mehr zu Hause zu sein. Darf ich dich auch daran erinnern, dass du mich verlassen hast, nicht ich dich. Und dass du es warst, die die Scheidung wollte?"
Nein! hätte Nicky am liebsten geschrien. Das stimmt nicht. Ich wollte sie nicht. Ich wollte nur, dass du endlich aufwachst.
Sicher, sie hatte um die Scheidung gebeten, aber damit war es ihr nicht ernst gewesen.
„Und du wolltest sie nicht?" entgegnete sie verbittert. „Du hast die Papiere prompt unterschrieben. Die Anwälte erhielten sie postwendend zurück."
Brian kniff die Augen zusammen. „Was hattest du erwartet? Dass ich dich
zwinge, bei mir zu bleiben?"
Es hätte keines Zwanges bedurft! dachte sie. Ich wollte von dir doch nur hören, dass du mich liebst und brauchst und mich nicht verlieren willst!
Brian schüttelte den Kopf. „Ich wollte keine Frau, die kein Interesse mehr an mir hatte. Wenn ich mich recht erinnere, hatten wir uns vier oder fünf Monate nicht gesehen, als du mir den netten kleinen Brief geschrieben hast."
„Da warst du mal wieder im Ausland wie meist!" rief Nicky erregt.
„Du wusstest, dass mein Beruf das erforderte. Zwischendurch war ich
wochenlang zu Hause, genau, wie ich vorausgesagt hatte, bis auf ein, zwei Tage vielleicht." Brians Stimme klang eisig. „Aber jedesmal, wenn ich nach Hause kam, warst du ausgeflogen ... unter irgendeinem Vorwand."
Vorwand. Nicky war empört. Sie hatte nie das Gefühl gehabt, dass es Brian etwas ausgemacht hatte, ob sie da war oder nicht. Er hatte nie gesagt, dass er sie lieber daheim gehabt hätte, dass er sie vermisste. „Das schien dich aber nicht weiter zu stören!"
Schweigen. „So war es nicht", erwiderte Brian endlich und betonte jedes Wort.
„Dir, liebe Exfrau, lag nicht genug daran, daheim zu sein, wenn ich es war, wie wir es abgesprochen hatten. Ich denke da besonders an deine Spritztour nach New York."
Er blickte sie durchdringend an. „Erinnerst du dich, Nicky?"
Zu der Zeit war sie so unglücklich gewesen wie nie zuvor. „Ja", gestand sie widerstrebend.
„Du kamst von dem Besuch bei Sophie in Rom zurück, während ich in Guatemala
war. Am Tag vor meiner Rückkehr bist du nach New York zu einem Kochkurs
geflogen. Damals hatten wir uns vier Monate nicht gesehen. Vier Monate", wiederholte Brian mit rauer Stimme, „und du musstest zu einem Kochkurs!"
„Du hättest übers Wochenende nach New York kommen können."
Brian lachte zynisch. „Besten Dank für deine Großzügigkeit."
„Wenn du mich geliebt hättest, hättest du es getan."
Er ballte die Hände zu Fäusten und schob sie in die Taschen. „Du hast mich nicht darum gebeten! Da nahm ich an, du hättest anderes vor. Wenn du mich geliebt hättest, wärst du gar nicht erst hingeflogen. Nein, Nicky, sprich bitte nicht von Liebe! Du hattest mir mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass du die Ehe beenden wolltest. Du warst es, die mir mitteilte, unsere Ehe sei keine mehr, du wollest deine Freiheit wiederhaben."
„Und das hat dich so wenig getroffen, dass du dir nicht mal die Mühe genommen hast, zum Telefon zu greifen, um mit mir zu sprechen!"
Brian zog spöttisch eine Braue hoch. „Dir war die Sache doch auch nur ein paar kurze Zeilen wert. Du hast ja nicht mal gewartet, bis ich nach Hause kam, um mit mir
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