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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Grabmal eintreten.
    Der Anblick verschlug ihnen die Sprache: der Boden aus taiwanischem rosa Marmor, die Wände mit Ornamentseide bespannt, geschnitzte Möbel aus rotem Eisenholz, eine indirekt beleuchtete Kassettendecke aus Glasmalerei, geätzten Spiegeln, vergoldetem Schnitzwerk und bronzenen Reliefs. In der Mitte des Raumes lag ein großer chinesischer Palastteppich, ein handgeknüpftes Gemälde: ein Kaiser auf der Tigerjagd. Aus einer vergoldeten Marmornische lächelte sie ein riesiger, dicker Buddha an. Aus einem einzigen Felsstein gehauen. Über zweitausend Jahre alt. Der Reichtum des Mr. Wang schien unermeßlich zu sein.
    Und das war erst die Eingangshalle. Die große Halle der Pagode, nun zum Restaurant umgestaltet, übertraf jeden Prunk, den man sich nur vorstellen konnte. Der diskret ausgeleuchtete Saal war fast leer … von einem mit Silber und Kristall gedeckten runden Tisch kam ihnen ein mittelgroßer, in einen hellblauen Maßanzug gekleideter Mann entgegen. Seine schwarz gefärbten lockigen Haare konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß er die Sechzig überschritten hatte.
    »Willkommen!« rief er und breitete die Arme aus. Belisa zeigte auf Dr. Falke. »Das ist Dr. Falke. Der Arzt von Diwata.«
    Die Männer gaben sich die Hand. Im Hintergrund lauerte Jacinto und wartete auf Anweisungen. Belisa sah sich in dem Prunkraum um.
    »Wir sind allein?« fragte sie.
    »Ich habe mir erlaubt, das Grab für den heutigen Abend nur für uns zu mieten.«
    »Das Grab. Wie das klingt …«
    »Die Familie Wang unterstreicht damit ihren Reichtum und die Ehre, die den Ahnen gebührt. Dieses Grabmal hier hat sieben Schlafzimmer, sieben Bäder, sieben Toiletten, alle klimatisiert, in jedem Zimmer ein Telefon, FAX-Anschlüsse, Fernseher, am Eingangstor einen großen Briefkasten, denn die Toten bekommen Post von ihren Verwandten, die der Verwalter ihnen dann vorliest. Mit anderen Worten: Hier leben die Toten weiter, und es ist keine Protzerei, wenn man ihnen einen solchen Tempel baut. Es ist Ausdruck der Hochachtung …«
    »Und die Wangs haben das schönste Grab?«
    »So sagt man.« Liborio wies auf den sich sogleich verbeugenden Ferreras. »Und dann kam Jacinto auf die Idee, hier ein exquisites Lokal zu eröffnen. Die Familie Wang war begeistert. Gastfreundschaft pflegen die Wangs seit Jahrhunderten. Hier ist ein Ort des himmlischen Friedens, wie der Chinese sagt. Nur in den letzten Jahren kriecht die Furcht näher: die Slums, die sich an den Friedhof heranschieben. Wann werden diese Slumbewohner den Friedhof stürmen und die Grabpaläste besetzen? Jeden Tag sehen sie diese Verschwendung für die Toten, und sie, die Lebenden, hausen in Bruchbuden mit Dächern aus plattgeklopften Benzinfässern. Die Angst ist groß. Es werden auch nur noch selten solche Grabvillen gebaut. Die Welt ändert sich, und nicht zum Guten! Wer weiß, wie es hier in zwei oder drei Jahren aussieht. Deshalb: Lassen Sie uns die Stunde genießen. – Jacinto, was hast du vorbereitet?«
    Der Grabpächter schnellte nach vorn. »Meine Köche träumen von diesem Essen seit Ihrer Bestellung, Mr. Liborio!« rief er enthusiastisch. »Sie übertreffen sich!«
    »Zähl auf. Enttäusche meine Gäste nicht.«
    »Sie werden ihr Leben lang an dieses Essen denken, Mr. Liborio.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Belisa. Noch begriff Liborio den Doppelsinn dieser Worte nicht, nur Dr. Falke verstand ihn und zog ein wenig die Schultern hoch. Er ahnte, daß es nicht nur ein fulminantes Essen werden würde, sondern eine Schlacht um Geld und Macht. Jeder Bissen ein Schlag. Jedes Gericht Sieg oder Niederlage. Ein Krieg, eingebettet in kulinarische Genüsse. Es war vergleichbar mit einem Schachspiel: Zwei unerbittliche Gegner sitzen sich gegenüber, höflich und freundlich, aber jeder von dem Willen beseelt, den anderen zu vernichten.
    Wer setzte hier wen matt?
    »Setzen wir uns.« Liborio ging voran an den festlich gedeckten Tisch, der geschmückt war mit Rispen seltener Orchideen, frisch eingeflogen aus den Urwäldern von Luzon.
    Sie setzten sich, Jacinto Ferreras faltete die Hände und begann seinen Vortrag.
    »Beginnen wir mit Talaba; das sind rohe Austern, eingelegt in Essig und Knoblauch. Dann folgt Kinilaw, ein kleingeschnittener roher Fisch und Krabben in einer scharfen Marinade aus Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Essig, Kokosessig, Chili und rotem Tintenfisch. Nach Kinilaw schlage ich Lumpia Shanghai vor – kleine fritierte Frühlingsrollen, gefüllt mit Gemüse

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