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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Häuschen auf dem Land? Von geruhsamen Stunden in einem Schaukelstuhl? Vom Schwingen einer Hängematte im warmen Seewind? Träumst du davon, daß dieses verfluchte Leben doch noch einen Sinn hat?
    Aber was tust du?
    Du bekommst deine Pesos nach der Zahl der Säcke, die du ablieferst. Du bekommst, aus der privaten Wäschepfanne, ein paar Gramm Goldstaub. Reste des großen Kuchens. Krümel, die man dir gönnt. Und dann hast du ein paar Gramm zusammen, dein Herz hüpft vor Freude … und dann gehst du in den Puff, legst das Beutelchen mit Goldstaub auf eine Waage, und die Hure sagt ganz kühl, wie eine gewiefte Händlerin: »Dafür darfst du einmal rein. Fürs Blasen reicht es nicht!«
    Und vergessen ist der Traum vom Häuschen, vom Schaukelstuhl und von der Hängematte im Meereswind. Nach einer Viertelstunde – danach stößt dich die Hure vom Bett – stehst du wieder auf der Straße im Schlamm. Arm wie immer, und du ziehst dich um, steigst in die dreckigen Hosen und Hemden und stolperst wieder in den Berg. Hinein in den Schacht. Tiefer, immer tiefer.
    Brich das Gestein auf. Schleppe deine Säcke nach oben. Jeder Sack ist Leben. Ist eine Flasche Bier. Ist ein Glas Rum. Ist ein Paket Nudeln. Ist ein Huhn. Oder ein Stück Schweinefleisch. Oder ein Fisch aus dem nahen Fluß, der durch das Quecksilber verseucht ist und dein Leben verkürzt.
    Die Waschanlage rauscht. Die Siebe rütteln und donnern. Die Steinmahler quietschen. Dazwischen das Keuchen und Stöhnen der Sackschlepper, die Befehle der Vorarbeiter, das Fluchen und Brüllen. Kommst du jemals aus dieser verfluchten Welt heraus? Oder krepierst du, wie Hunderte vor dir, und wirst im Dschungel verscharrt? Ohne Kreuz, ohne Grabstein. Was soll denn auch auf ihm stehen? Du bist ein Namenloser.
    Ramos, der neben Belisa García im Wagen saß, erklärte ihr die Einrichtungen der Mine. In einem zweiten Wagen folgten ihnen die drei Brüder in Begleitung von Avila. Pater Burgos war nicht mitgekommen. Er kaufte ein.
    Es war ein Ereignis, das sich blitzschnell in Diwata herumsprach.
    Durch die Stadt geht ein Priester spazieren. Er kauft bei Gómez Gemüse und Kartoffeln, Nudeln und Brot, sogar ein Spanferkel hat er gekauft. Er hat einen Strick um das Schwein gebunden und trägt es herum wie einen Rucksack. Und Zettel verteilt er.
    Nächsten Sonntag Heilige Messe vor dem Lazarett.
    Die Kollekte ist für den Bau einer Kirche in Diwata bestimmt.
    Kollekte? Das heißt Einsammeln von Spenden nach dem Gottesdienst.
    Ist der verrückt geworden?
    Wir sollen unsere Pesos für 'ne Kirche hergeben? Doch wen wundert das? Wer als Priester nach Diwata kommt, kann nur ein Verrückter sein.
    Jungs, laßt den armen Irren in Ruhe …
    Nehmt ihm sein Spanferkelchen nicht ab. Er hat Narrenfreiheit.
    Eine ganze Weile blickte Belisa García stumm auf den ›Produktionsbereich‹, wie Ramos die verrotteten Maschinen hochtrabend bezeichnete. Er schien ihre Gedanken zu erraten.
    »Es ist in den letzten zwei Jahren kaum etwas in die Modernisierung der Anlagen investiert worden. Nur notwendige Reparaturen. Dafür haben wir jetzt aber drei Panzer, zwei Vierlingsflaks, drei Kanonen, hundert Panzerfäuste, zweihundert Minenwerfer, eine Raketenabschußrampe. Herr Toledo legt großen Wert darauf, eine eigene kleine Armee zu haben. Jetzt sind wir besser ausgerüstet als die Regierungstruppen. Wöchentlich finden militärische Übungen statt. Hier ist vieles verrostet … nur die Waffen nicht.«
    »Es wäre klüger, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Ich will mehr Gold sehen, keine exerzierenden Truppen.« Belisa zeigte nach draußen. »Diese Säckeschlepperei ist mörderisch.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, einen gerechten Lohn zu errechnen.«
    »Die staatlichen Minen rechnen nicht nach Säcken ab, sie zahlen Stundenlöhne.«
    »Führen Sie das hier bloß nicht ein.« Ramos schlug wie entsetzt die Hände aneinander. »Bei diesen Burschen Stundenlöhne … das ist wie eine Aufforderung zur Faulheit. Wer einen festen Lohn bekommt, macht so wenig wie möglich den Buckel krumm. Gerade die staatlichen Minen sind ein Beispiel dafür. Wir holen doppelt soviel Gold aus dem Berg wie die Staatlichen mit ihren modernen Maschinen. Bei festem Lohn gibt es keinen Ehrgeiz mehr. Aber wer nach Säcken bezahlt wird, der schleppt und schleppt und schleppt, bis er umfällt. Und unsere Privatarmee? Zweimal hat die Regierung versucht, unseren Berg zu stürmen und in Besitz zu nehmen. Zweimal haben wir die Truppen

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