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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit gebratenem getrockneten Rindfleisch. »Ein raffiniertes Energiebündel. Ich möchte den sehen, der jetzt einen Stein wirft.«
    Pater Burgos behielt recht. Die Männer sahen zu Boden. Dann löste sich die Anspannung auf, die Digger tauchten in den Gassen zwischen den Hütten unter. Übrig blieben nur die zehn Männer der Schutztruppe. Sie sicherten ihre Maschinenpistolen und hängten sie sich um.
    »Das ist noch nicht vorbei!« sagte Avila. »Das ist nur ein Waffenstillstand. Im Augenblick sind sie verblüfft. Aber man wird darüber diskutieren, und dann geht's los. Ich kenne das. Stimmt es, Doktor?«
    Dr. Falke hob ratlos die Schultern. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Sie haben es zum erstenmal mit einer Frau zu tun, die nicht zum Bordell gehört. Auf jeden Fall war es mutig von Mrs. García. Sehr mutig. Ich gebe es zu: Ich hatte Angst.«
    Aus dem Bettentrakt kamen jetzt die acht Digger nach vorn und drängten sich aneinander.
    »Ein Zimmer ist fertig«, sagte einer von ihnen. »Sie können es benutzen.«
    »Danke.« Belisa nickte ihnen zu. Die acht waren verblüfft und verunsichert. Man dankte ihnen. Das war etwas völlig Ungewohntes. »Ihr könnt gehen.«
    Sie verließen das Lazarett. Nur der letzte blieb an der Tür stehen und drehte sich zu Carlos García um. Sein Gesicht war von Haß verzerrt.
    »Wir sehen uns noch!« sagte er heiser.
    »Sicherlich.« Carlos grinste ihn an. »Wir bleiben ja hier.«
    »Theoretisch sind Sie schon tot!« Avila warf die Tür hinter dem Goldgräber zu. »Ein Vorschlag: Sie können morgen früh zurück nach Davao fliegen. Wir werden Sie sicher zur Maschine bringen.«
    »Für diesen Vorschlag sollte ich Ihnen den Arsch aufreißen!« schrie Carlos. Miguel hielt ihn fest, um das zu verhindern.
    »Ich schlage vor, wir benehmen uns wie zivilisierte Menschen.« Pater Burgos rührte den aufquellenden Reis um. »Was gibt's zu trinken?«
    »Bier.« Dr. Falke ging zu einem Schrank und schloß ihn auf. Ein Kasten mit Bierflaschen kam zum Vorschein. »Es wird schwer sein.«
    »Was?«
    »Sich wie zivilisierte Menschen zu benehmen. Hier am Berg ist die Zivilisation verrottet und unter Müll begraben. Aber versuchen wir es, Pater, in Ihrer Bibel redet man doch von der Auferstehung der Toten.«
    »Es ist auch Ihre Bibel, Doktor.«
    »Ich habe zum letztenmal bei meiner Konfirmation hineingeblickt.«
    »Um mit Carlos García zu sprechen: Das wird sich ändern. Wir werden eine Bibelstunde einführen. Können Sie singen, Doktor?«
    »Für den Hausgebrauch.«
    »Sehr gut. Sie werden beim Gottesdienst vorsingen …«
    Es wurde doch noch ein leidlich gemütlicher Abend, es gab keinerlei Krawall mehr, und die Gegend um das Lazarett war still. Das Essen war eine Katastrophe, aber Pater Burgos versprach, vom nächsten Tag an einzukaufen. Es gab in Diwata drei Läden, die man Magazine nannte. Sie wurden mit den Hubschraubern aus Davao beliefert. Frisches Gemüse, Obst, vor allem Bananen, lieferte der Dschungel. Rund um die Stadt hatte man den Urwald gerodet und Gemüsefelder, Kartoffeläcker und Bohnenkulturen angelegt. Wie alles in Diwata wurden auch diese Felder von der Sicherheitstruppe Avilas bewacht, nachdem die erste Ernte geplündert worden war und zwölf Tote gekostet hatte. Alles, was mit den Hubschraubern an den Berg kam, wurde mit einem Geleitzug versehen. Transporte von Bierkästen, Alkoholkisten und Salatölkanistern wurden immer wieder überfallen. Der Weg zu den sicheren Magazinen war wie ein Durchbrechen einer feindlichen Stellung.
    Es war also durchaus nicht garantiert, daß Pater Burgos, ohne von Avilas Truppen beschützt zu werden, mit seinem Einkauf auch das Lazarett erreichte.
    »Hier gibt es keine Moral, kein Gesetz!« sagte Avila zu Pater Burgos. »Hier gilt nur die eigene Faust. Das Überleben. Ich wundere mich immer wieder, daß sie sich nicht gegenseitig auffressen. Fleisch ist Fleisch … und wer satt ist, ist im Himmel. Aber vielleicht kommt das auch noch.«
    In der Nacht schlief Belisa in einem leidlich sauberen Bett. Sie hatte das untere Bett genommen. Über ihr schlief Miguel, im dritten Bett Pedro. Carlos hatte sich eine Matratze auf die Erde gelegt. So konnte Belisa beruhigt schlafen, umringt von ihren Brüdern. Einer hielt immer Wache. Alle zwei Stunden wechselten sie sich ab.
    Dr. Falke und Pater Burgos saßen noch lange zusammen und rauchten jeder zwei Zigarren zu ihrem San-Miguel-Bier. Sie spürten, daß sich so etwas wie eine Freundschaft zwischen ihnen entwickelte.

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